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Sächsisch ist die beste Medizin

Kabarettist Dietmar Halbhuber pflegt die sächsische Mundart – und begeisterte am Sonnabend in der Pulsnitzer Schlossklinik.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Pulsnitz. Dass der Sachse das Reisen liebt, sogar bis nach Bulgarien, ist allgemein bekannt. Und überall, wo der Sachse sich unter das Volk mischt, wird er belächelt. Denn sobald der Sachse anfängt zu reden, feixen sich die Leute kaputt. Doch eigentlich ist daran gar nicht so viel lustig, denn theoretisch war ganz Deutschland mal sächsisch. Auch England und Amerika waren einst fest in sächsischer Hand. Das zumindest ist nur eine kleine Theorie von Dietmar Halbhuber aus Dresden, welche er in seinem Programm „Nu Grade! – Mund Art aus Sachsen“ den Leuten vorstellt. Genau davon konnten sich am Sonnabendabend Dutzende im Kultursaal der Helios Klinik selbst überzeugen.

In seinem einstündigen Programm gibt es für jeden Kabarettbegeisterten die volle Portion Humor, dargeboten in feinstem sächsischen Dialekt. Inspiriert wurde der in Frankenberg bei Chemnitz geborene Kabarettist durch die Mundartdichterin Lene Voigt, welche in den 1920er bis 1930er Jahren große Erfolge in Deutschland verzeichnen konnte. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden ihre Werke dann aber verbannt. Dadurch gerieten aber nicht nur deren Textsammlungen in Vergessenheit, sondern auch Lene Voigt als großartige Schriftstellerin. Als der heute 67-jährige Unterhalter zu DDR-Zeiten aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit nach Berlin ging und dort alle bei seinem ersten Satz anfingen zu lachen, dachte sich Halbhuber, „diese Sprache gepaart mit meinem unterhaltenden Talent muss ich nutzen, um die einzig wahre und schönste Sprache der Welt“ – wie Halbhuber sächsisch bezeichnet –, den Leuten näher zu bringen. Die Schriftsammlungen, mit welchen Lene Voigt bekannt wurde, sind wahrscheinlich jedem bekannt und kamen Halbhuber für sein Kabarettprogramm dabei genau richtig.

Altes Radio erweckt zum Leben

Mit Titeln wie Säk’sche Balladen (sächsische Balladen) oder Säk’sche Glassigger (sächsische Klassiker) wurden viele berühmte Schriften von Goethe oder Schiller von der damaligen Schriftstellerin in viel kürzere Schriften umgeschrieben, natürlich in sächsischem Dialekt. Diese historischen Schriften führt der Unterhalter auf und bietet sie in seiner eigenen Form dar.

In seiner Reise der Sprache arbeitet Halbhuber nicht allein, sondern hat immer sein sehr altes Radio dabei, welches sich auf mysteriöse Weise im Programm immer wieder selbst zum Leben erweckt und so Einblicke in die Welt von damals gibt. Das Halbhuber dabei auch in den Körper einer Frau wechselte, schien dem Publikum in Pulsnitz gut zu gefallen. Eine solche Rolle nah am Zuschauer zu spielen und diesen in den Bann seiner Worte zu ziehen, ist nicht jedermanns Art. Doch der lustige Sachse kann auf eine jahrelange Schauspielerfahrung zurückblicken. Neben seinem aktuellen Programm ist er auch als Claun Claus (Clown Claus) unterwegs und belustigt die Zuhörer mit allerlei Faxen. Und gerade weil lachen die beste Medizin der Welt ist, tritt Halbhuber in seinem Programm größtenteils in Reha-Kliniken auf. Nachdem das einstündige Programm in Pulsnitz zu Ende war und das Publikum euphorisch applaudierte, durfte man sich sicher sein, die sächsische Sprache konnte wieder in vielen Köpfen gefestigt werden. Als sich dann ein Gast aus Gelsenkirchen für diese perfekte Unterhaltung bedankte, strahlte Halbhuber über beide Ohren und war, wie er selbst so schön sagte: „fertsch“.