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Sacka singt für die Orgel

Das Instrument war beim Adventskonzert des Frauenchores nach mehr als 20 Jahren erstmalig wieder zu hören.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Thiendorf. Da steht sie wieder in ihren Jugendstilfarben lindgrün und gelb mit floralem Schmuck. Das Weiß, mit dem das Sackaer Orgelprospekt seit den 1980er Jahren übermalt worden war, ist ab. Nun kommt die illusionistische Architekturmalerei, wie Restaurator Peter Taubert aus Dresden erklärt, erneut voll zur Geltung. Und vor allem ist die Königin der Instrumente wieder zu hören. Über 20 Jahre konnte die Orgel nicht gespielt werden. Sie war stark verschmutzt und vom Holzwurm befallen. Der Reparaturbedarf war groß, aber das Geld dafür nicht da.

Nun endlich konnte die Orgel, die Julius Jahn aus Dresden 1902 mit elf Registern auf zwei Manualen erbaut hat, restauriert und bei einem Adventskonzert in der voll besetzten Kirche von Pfarrer Eike Staemmler geweiht werden. Die bekannte Dresdner Firma Jehmlich hatte die Arbeiten übernommen. Die Orgel verfügt, so Ralf Jehmlich über eine pneumatische Konstruktion. Diese Bauweise gibt ihr einen hohen Denkmalwert, so Jehmlich. Sowohl die technische Anlage als auch das Pfeifenwerk sind fast vollständig erhalten. 1917 mussten allerdings Zinn-Pfeifen für den Krieg abgegeben werden und wurden später durch Zink-Pfeifen ersetzt.

Im März begannen die Orgelbauer unter Leitung von Thoralf Möbius mit der Restaurierung. Vor Ort und in der Dresdner Werkstatt wurde das Instrument technisch und klanglich grundlegend überholt. Viele Arbeitsstunden wurden verwendet, so Ralf Jehmlich, um die Holzwurmlöcher wieder zu verschließen. Zuletzt brachte Intonateur Michael Kronesser das Instrument in der Vorwoche wieder „in Stimmung“. Über 60000 Euro kostete die Restaurierung. Ein Großteil kam über Spenden und Eigenmittel sowie Gelder der Landeskirche herein. Auch Peter Taubert, Chefrestaurator der Dresdner Frauenkirche und übrigens der Schwiegervater von Chorleiterin Jane Taubert, stiftete seine Farbuntersuchung des Orgelprospektes.

Fast 10000 Euro kamen vom Frauenchor „Sacka singt“ im Laufe von fünf Jahren zusammen. Bei den jährlich zwei Konzerten bat der Chor statt Eintritt um Spenden für die Orgel. Nun hat Jane Taubert mit ihren Sängerinnen zur Weihe ein ganz besonderes Musikstück einstudiert: die „Ceremony of Carols“ von Benjamin Britten, ein modern klingendes Chorwerk für drei Stimmen und Harfe. Mit großem Mut und Hingabe brachte der Frauenchor dieses Werk zur Aufführung. Von Mendelssohn- Bartholdy erklangen Präludium und Fuge an der Orgel. Mitwirkende waren dafür Harfenistin Aline Khouri und Kirchenmusikstudent Goetz Bienert.

„Nun soll die Orgel der Gemeinde wieder zur Freude und zum Trost erklingen“, sagt der scheidende Pfarrer Eike Staemmler, der zu Jahresende in den Ruhestand geht. Die letzte Kantorin war vor vielen Jahren Frau Reppe aus Welxande. Zwischenzeitlich spielten Heidrun Hausdorf und Gabriela Schur auf dem Keyboard die Kirchenmusik. Sie werden die Orgel nun neu in Gebrauch nehmen.

Jane Taubert hat sich noch etwas Besonderes ausgedacht. Sie hat eine Komposition für Frauenchor und Orgel bei Tino Scholz aus Dresden in Auftrag gegeben. Der hatte den Chor beim Sommerkonzert schon begleitet. Die Neukomposition soll im nächsten Sommer in Sacka uraufgeführt werden. So kann das wiedererweckte Kircheninstrument seiner Bestimmung als kulturelle Bereicherung für alle gerecht werden. Sie möge stets in friedlichen Zeiten erklingen, wünschen sich die Sackaer.