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Schnelle Nachwuchs-Retter

Sechs 15-Jährige wollen die Bundesmeisterschaft der Rettungsschwimmer gewinnen. Dafür trainieren sie in Radeberg.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Während sich seine Altersgenossen in jugendlicher Fröhlichkeit im Wasser des Radeberger Stadtbads austoben, steht Sören Blechschmidt am Beckenrand. Nicht, dass der 15-jährige Radeberger etwa nicht schwimmen könnte … Das kann er nämlich besser als wahrscheinlich die meisten, die gerade hier in den 23 Grad warmen Fluten planschen. Sören Blechschmidt ist Rettungsschwimmer – und hat deshalb von außen den Blick auf das Gewusel im Wasser. „Und es ist riesig, dass es Jugendliche wie ihn gibt, die sich entscheiden, Rettungsschwimmer zu werden“, ist Radebergs Badchef Frank Hantschmann begeistert. Denn ohne diese Jugendlichen bliebe wohl manches Bad im Raum Dresden geschlossen. „Es gibt leider immer weniger Rettungsschwimmer, deshalb können ja auch manche Kitas und Schulen nicht mehr wie gewohnt, Schwimmunterricht anbieten …“, schiebt Frank Hantschmann nach. „Bei uns ist Sören jedenfalls mit in die Planung eingetaktet und nur so kann’s funktionieren“, beschreibt der Badchef. Und weiß, dass das in fast allen Dresdner Bädern auch so ist.

Dafür braucht man richtig Kraft: einen Bewusstlosen Hunderte Meter sicher durchs Wasser zu ziehen.
Dafür braucht man richtig Kraft: einen Bewusstlosen Hunderte Meter sicher durchs Wasser zu ziehen. © Thorsten Eckert
Auch das gehört zum Training: Schwimmen in Sachen, die sich schnell mit Wasser vollsaugen.
Auch das gehört zum Training: Schwimmen in Sachen, die sich schnell mit Wasser vollsaugen. © Thorsten Eckert

Trainer schenkt ihnen nichts

Dabei ist Sören Blechschmidt nicht nur einer der jüngsten Rettungsschwimmer, sondern er gehört zu einer Truppe von sechs Nachwuchs-Leuten der Wasserwacht Dresden, die vor wenigen Wochen in ihrer Altersklasse Sachsens beste Rettungsschwimmer-Staffel geworden sind. Und die nun regelmäßig – nach Badschluss – im Radeberger Stadtbad für die anstehende Bundesmeisterschaft Mitte September im sächsischen Schwarzenberg trainiert. Und ihr Betreuer Florian Klemm schenkt den drei Mädchen und drei Jungs dabei wirklich nichts. „Schneller, greif richtig zu“, schallen seine Kommandos übers Wasser, in dem sich seine Schützlinge gerade in triefend schweren Hemden quälen. Denn auch das Schwimmen in Sachen gehört zur Ausbildung – und zu den Wettkampf-Disziplinen. „Wobei ein Großteil der Wettkampfwertung das Thema Erste Hilfe ausmacht“, beschreibt Sören Blechschmidt. Während der Sachsenmeisterschaft hatten die Kampfrichter den Herzinfarkt eines Mannes am Beckenrand simuliert – und das Team musste nun blitzschnell reagieren. „Wobei es eben nicht nur um den Mann selbst ging, sondern auch um seine ziemlich hysterische Frau daneben“, erzählt Betreuer Florian Klemm mit einem Schmunzeln. „Das hat die Frau richtig gut gespielt“, schiebt er gleich nach. Die Jury beobachtete nun also ganz genau, wie die Jugendlichen mit diesem Problem umgingen. „Offenbar haben wir das ganz gelöst“, freut sich Sören Blechschmidt.

Rettungsschwimmer müsssen fit sein

Wobei das Thema Erste Hilfe generell ein sehr wichtiges ist, stellt Radebergs Badchef Frank Hantschmann klar. „Wirklich Leute aus dem Wasser retten, kommt ja eher selten vor – viel mehr haben wir außerhalb des Beckens zu tun. Da ist ein Kind gestürzt oder es kommen ältere Herrschaften tatsächlich nicht mit der Hitze klar“, beschreibt er. Und kommt dann auch noch einmal auf die Unterstützung durch die Nachwuchskräfte zu sprechen. „Als Schwimmmeister hast du ja im Bad eine Menge im Blick zu haben – von der Chlor-Technik bis hin zur Sauberkeit der Toiletten –, wenn du dann keinen fitten Rettungsschwimmer parat hast, kannst du das Bad wirklich nur noch schließen“, sagt er drastisch. „Und genau deshalb ist es gar nicht hoch genug einzuschätzen, was diese Jugendlichen hier leisten – und sich in ihrer Freizeit eben nicht vor den Computer setzen …“

Die Konkurrenz ist groß

Und tatsächlich: Bis zu viermal pro Woche trainiert das Team der Wasserwacht Dresden-Nord. Im Winter in den Schwimmhallen in Klotzsche und an der Marienallee, im Sommer dann vor allem im Radeberger Stadtbad. „Aber es ist einfach eine coole Truppe, wir sind alle im gleichen Alter und haben wirklich viel Spaß“, beschreibt zum Beispiel Jessika Fiedler, warum sie ihre Freizeit so gern in diesem Team verbringt. Und natürlich, schiebt sie dann gleich nach, treffe man sich auch regelmäßig außerhalb des Wassers. „Wir unternehmen wirklich viel miteinander“, sagt sie. Und vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass dieses Team so erfolgreich ist?

Ob die Truppe das Zeug zum Sieg bei der Bundesmeisterschaft hat? Auf Prognosen will sich Betreuer Florian Klemm da lieber nicht einlassen. „Es wird sicher nicht leicht, immerhin reisen ja die besten Teams aus 19 Landesverbänden an“, sagt er. Stellt aber gleich klar: „Wir sind aber eben auch nicht schlecht!“ Und damit seine Truppe vielleicht doch ganz hinauf aufs Siegerpodest klettern kann, schickt er sie auch gleich noch mal ins Radeberger Wasser: „Los, das Gleiche noch mal …“