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Sachsens Landstallmeisterin

Kati Schöpke ist neue Chefin der Sächsischen Gestütsverwaltung. Ein Unbekannte ist sie in Moritzburg aber dennoch nicht.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg. Wenn das Sprichwort stimmt, dass alles Glück auf Erden auf dem Rücken der Pferde liegt, dann muss Kati Schöpke derzeit in einer misslichen Lage sein. Denn obwohl sie täglich von rund 80 edlen Zuchthengsten umgeben ist, bleibt ihr für Ausritte durch die dafür wie geschaffene Moritzburger Kulturlandschaft seit einigen Monaten keine Zeit.

Dabei hat sich Sachsens neue Landstallmeisterin, die seit dem 1. November des vergangenen Jahres die Geschäfte der Sächsischen Gestütsverwaltung führt, schon als Kind von der Faszination Pferd anstecken lassen. Diese dann auch auszuleben, war in der DDR allerdings um einiges schwieriger, als es heute der Fall ist, wie die 38-Jährige aus eigener Erfahrung weiß. Denn es gab einfach nicht so viele Pferde und so war es daher auch nicht so leicht, in eine der Betriebssportgemeinschaften reinzukommen, in denen Pferdesport angeboten wurde. Und noch eine Hürde musste die in der Nähe von Gera geborene junge Frau als Mädchen nehmen: Ihre Eltern davon zu überzeugen, dass Reiten besser ist als Ballettunterricht. Doch schließlich konnte sie mit acht, neun Jahren mit dem Voltigieren beginnen, erzählt die Gestütschefin.

Später ist Kati Schöpke dann jahrelang im Turniersport geritten, hat ehrenamtlich Reiter, Voltigierer und Pferde ausgebildet sowie im Pferdezuchtverband mitgearbeitet. Doch auch ihr beruflicher Werdegang ist von Beginn an eng mit den großen Vierbeinern verbunden. Ausbildung zum Pferdewirt, Studium der Agrarwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und schließlich Promotion zu einem Pferdezuchtthema.

Das Landgestüt in Moritzburg und das ebenfalls zur Sächsischen Gestütsverwaltung gehörende Hauptgestüt in Graditz kennt die neue Landstallmeisterin übrigens nicht erst seit zwei Monaten. Denn bereits im Mai 2015 konnte sie in Moritzburg als Assistentin der Gestütsleitung anfangen, um mit dem Ruhestand des langjährigen Chefs der Gestütsverwaltung Matthias Görbert einen nahtlosen und geordneten Übergang an der Spitze sicherzustellen. „Dieser überlappende Wechsel war für mich ein enormer Vorteil“, sagt Kati Schöpke. Hatte sie doch so die hervorragende Möglichkeit, den Betrieb mit seinen Abläufen, Mitarbeitern und auch den baulichen Gegebenheiten schon vor ihrer Leitungsaufgabe umfassend kennenzulernen. Und noch etwas hebt die Neu-Moritzburgerin – wie ihr Vorgänger wohnt auch die neue Chefin auf dem Gestütsgelände – ganz besonders hervor: die sehr intensive Einarbeitung durch ihren Mentor Dr. Görbert. „Das betrifft nicht nur sein umfangreiches Wissen und seine reiche Erfahrung. Sondern vor allem auch seine über Jahrzehnte geknüpften Kontakte in der Region, in Deutschland und darüber hinaus.“

Neben den rund 80 Hengsten in Moritzburg gehört zur Sächsischen Gestütsverwaltung eine Herde mit 16 Stuten der Rasse Deutsches Sportpferd und Trakehner in Graditz. Auch mit diesen sorgte die Gestütsverwaltung in den vergangenen Jahren erfolgreich für neue vielversprechende Hengste im eigenen Bestand. Verantwortlich ist Kati Schöpke zudem für derzeit 67 Mitarbeiter an beiden Standorten. Und nicht zu vergessen die 36 Lehrlinge. Wobei zu den zwölf in Moritzburg vier Frauen gehören, während bei den 24 Azubis in Graditz die Männer mit nur zwei klar in der Unterzahl sind.

Zu den Aufgaben der Sächsischen Gestütsverwaltung gehört zudem die Reit- und Fahrausbildung von Pferdesportlern und Junglandwirten in der Landesfachschule für Reiten und Fahren im Landgestüt Moritzburg. Übrigens die einzige mit fünf Sternen im Freistaat.

Wurde in den vergangenen Jahren im Gestüt fast immer irgendwo gebaut, geht es damit auch in diesem Jahr weiter. So sollen endlich die sogenannten Paddocks kommen, in denen sich die Pferde frei bewegen können. Und in Graditz sind gleich mehrere neue Veranstaltungen geplant. Neben Turnieren und dem Bundeswettkampf der Jungzüchter soll es dort auch einen Kindertag geben. Im zu Ende gegangenen Jahr hat Kati Schöpke solch einen Tag gemeinsam mit mehreren Partnern bereits in Moritzburg organisiert. Die Resonanz war riesig. Daher soll es ihn künftig an beiden Standorten geben. Mit den neuen Veranstaltungen sollen diese noch mehr für Pferdefreunde jenseits der Züchterszene geöffnet werden.

Ein wichtiges Ritual ihres Vorgängers hat die neue Landstallmeisterin übrigens beibehalten – den morgendlichen Rundgang durch die Ställe. Dieser beginnt um sechs. Dabei lässt sich vieles organisieren und mit den Mitarbeitern absprechen. Um das im Vorjahr geborene Töchterchen kümmert sich derweil der Papa der Kleinen. Der Nachwuchs und der neue Job – „es ist ein toller Beruf in einem der stabilsten Gestüte Deutschlands“ – sind die schönen Gründe für die derzeitige Abstinenz der passionierten Reiterin. „Ich hoffe aber, dass ich künftig wenigstens wieder einmal pro Woche in den Sattel komme, wenn sich alles eingespielt hat.“