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Sachsens erstes Fahrradparkhaus

Die Stadt will Vorreiter beim Radverkehr werden. Der ADFC findet dennoch Gebiete, die davon noch nichts haben.

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© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Noch steht in keiner anderen sächsischen Stadt eine Fahrradgarage. Und noch hat auch keine Stadt gemeldet, dass sie dafür Fördergeld beim Freistaat beantragt hat. Dresden will jetzt in die Offensive gehen und damit zum Vorbild werden. Bis zum Spätsommer soll eine Machbarkeitsuntersuchung zu dem geplanten Neubau neben dem Hauptbahnhof fertig sein, Ende September will die Stadt dann den Förderantrag einreichen, kündigte am Mittwoch Stefan Szuggat an, der Leiter des Stadtplanungsamtes. Spätestens dann zeigt sich, ob Leipzig, Chemnitz oder eine andere sächsische Stadt schneller war. Bis zum Bau des Parkhauses, das einmal 1 000 Stellplätze haben soll, ist es dann aber immer noch ein weiter Weg. Szuggat rechnet damit, dass der erste Spatenstich erst im Jahr 2019 stattfindet.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), dem es eigentlich nicht schnell genug gehen kann bei der Umsetzung von Projekten für Radfahrer, ist trotz dieser langen Wartezeit zufrieden, sagte Rolf Leonhardt, Landesvorstand der Interessenvertretung. Das habe es noch nie gegeben, stellte der Dresdner fest, nachdem Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) mit Amtsleiter Szuggat und dessen Kollegen Reinhard Koettnitz aus dem Straßenbauressort zur Dresdner Radverkehrsbilanz informiert hatte. Leonhardt wertet das als Zeichen dafür, dass es jetzt kräftig vorangeht bei der Umsetzung des Radverkehrskonzepts. Dazu sollen auch die sechs neuen Mitarbeiter beitragen, die Szuggat und Koettnitz für genau dieses Thema bekommen. Die Auswahlverfahren laufen, die Neuen sollen möglichst bald im Rathaus anfangen.

Große Aufgaben warten auf die Verkehrsplaner und -techniker. Sie müssen helfen, ein Konzept mit rund 470 Einzelmaßnahmen umzusetzen. Dazu gehören ambitionierte Projekte wie die Radwege an der Albertstraße mit der neuen Fußgängerquerung am Archivplatz. Dazu gehört die Umgestaltung des Albertplatzes, damit Radfahrer künftig problemlos von dort auf den neuen Radweg an der Albertstraße fahren können. Dazu gehören Lückenschlüsse auf dem Elberadweg wie zum Beispiel zwischen Pillnitz und Loschwitz, wo Radfahrer immer noch beschwerliche Umwege in Kauf nehmen müssen. Dazu gehören auch Überlegungen zur Anbindung der Dresdner Elbbrücken an den Elberadweg und ein Schildersystem, das künftig die Richtung auf rund 330 Dresdner Rad-Kilometern anzeigt. „Das dauert bestimmt ein halbes Jahrzehnt“, deutete Amtsleiter Stefan Szuggat an, wie umfangreich allein die Aufgabe ist, die Hinweisschilder zu planen und aufzustellen.

In diesem Jahr sollen endlich 100 Meter des Körnerwegs mit neuem, Radfahrer- und Denkmalschutz-tauglichem Pflaster belegt werden. Nachdem gebrochener Sandstein zu rau und nachgemeißelter Sandstein zu glatt war, soll es nun ein Zwischending werden. Koettnitz sprach von „gekrönten“ Steinen, bei denen aus der Bruchfläche kleine Noppen herausgearbeitet werden. Durch diese Minikronen sollen die Steine zugleich so rau wirken, dass sie den Denkmalschützern passen und so glatt sein, dass es Radfahrer künftig leichter haben. Zwischen Juli und September soll auf dem Körnerweg gebaut werden, die Stadt investiert rund 250 000 Euro.

Während die Fahrrad-Abstellhäuser am Hauptbahnhof und am Bahnhof Dresden-Neustadt für die Stadt höchste Priorität haben, sind die Anbindungen der Elbbrücken an den Elberadweg nicht ganz so wichtig. Die Machbarkeitsuntersuchungen dazu haben im Radverkehrskonzept der Stadt die zweite Priorität. Mehrere dieser Untersuchungen wurden bereits ausgelöst, offen ist dagegen noch, wie dieses Problem künftig an der Augustusbrücke auf Neustädter Seite gelöst werden soll. Unterdessen müssen sich ortsunkundige Radfahrer dort mühsam einen Weg suchen. Viele schleppen ihre Fahrräder notgedrungen über viele Stufen hinunter zum Narrenhäusel-Biergarten und von dort dann über weitere Stufen zum Radweg.

Der ADFC sieht weitere Probleme. Zum Beispiel seien die Ortsamtsbereiche Loschwitz und Weißig nur ungenügend ans Dresdner Radnetz angeschlossen, sagte Rolf Leonhardt. „Das betrifft rund 35 000 Einwohner“, so der ADFC-Landesvorstand. „Das ist fast so viel wie die Einwohner einer Kleinstadt.“ Außerdem sei die Fördermittelvergabe beim Freistaat unbefriedigend. „Da herrscht großes Chaos.“

Dass Dresden großes Radfahrer-Potenzial hat, belegt eine Statistik der Stadt: an jedem Werktag wird in Dresden so viel Fahrrad gefahren, dass die Strecke 20 Mal um den Erdball reichen würde. Es sind pro Werktag rund 800 000 Kilometer. Mehr als 28 000 Radfahrer überqueren zwischen 6 und 20 Uhr die Elbe auf einer der Dresdner Brücken. Im Vergleich zu 2010 ist das ein Plus von 40 Prozent. Allein die zwei Zählstellen auf der Waldschlößchenbrücke registrierten im vergangenen Jahr rund 880 000 Radfahrer.

Weitere Infos zum Radverkehr unter www.dresden.de.