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Sachsens Beste

Romy Otto aus Oderwitz hat den Landeswettbewerb der Konditorgesellen gewonnen. Nun tritt sie gegen Sieger aus ganz Deutschland an.

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© Matthias Weber

Von Elke Schmidt

Oderwitz. Bei flüchtigem Hinsehen könnte man die Flamingoblumen für kleine Kunstwerke aus Pappmaché oder Knetmasse halten. Doch der Schein trügt. Wenn man wollte – und sich das traute – könnte man die Blüten und alles andere auch Stück für Stück mit viel Genuss verspeisen, denn es ist komplett aus Schokolade.

Man kann überhaupt alles essen, was Romy Otto herstellt. Als Konditorin fertigt die Oderwitzerin Torten, Pralinen, Konfekt, Eis oder Gebäck aller Art an. Gerade hat sie ihre Gesellenprüfung bestanden. Von 23 neuen Gesellen in Sachsen ist sie eine der Besten und in keinem Fach schlechter als 2,5. Das haben außer ihr nur noch fünf andere geschafft und es berechtigte sie, am Landesausscheid für Konditoren der Handwerkskammer des Landes Sachsen teilzunehmen. Dort konnte Romy Otto ihr Talent für die süßen Naschereien unter Beweis stellen. Acht Stunden hatte sie, um das diesjährige Thema „Traumhochzeit“ mit verschiedenen Pralinensorten, Flurs, also kleinen Desserts, und nicht zuletzt zwei kleinen Torten umzusetzen. „Das ist sehr sportlich“, sagt sie. Schließlich muss sie alles notwendige vom Backen der Böden bis zum Fertigen und Anbringen der Verzierungen an einem Arbeitstag schaffen. Das geht nicht ohne gute Planung und Organisation. Schon als sie einen Monat vorher die Aufgabenstellung bekam, machte sie sich Gedanken über Formen, Farben und Geschmacksrichtungen. Für sie ist es auch wichtig, dass nicht nur jedes Stück für sich ein Genuss ist, sondern sie sich alle auch untereinander in ihren Geschmacksrichtungen ergänzen und harmonieren.

Weil auch eine gelernte Konditorin eine derart aufwendige Zusammenstellung nicht eben mal so aus dem Hut zaubert, stellte sie sich öfter noch nach Feierabend in die Backstube, um ihre Kreationen zu perfektionieren. Das sei eine aufreibende Phase gewesen, sagt sie. Aber die Arbeit mache ihr auch Spaß, das Konditorhandwerk ist ihr absoluter Traumberuf. Deshalb nahm sie die Mühe gerne auf sich.

Lohn war der Sieg im Landeswettbewerb. „Das ist eine wirkliche Spitzenleistung“, sagt ihr Chef Thomas Heller. Er betreibt in Dresden die Biokonditorei und -bäckerei Bucheckchen und hat Romy Otto ausgebildet. Ihre Arbeiten für den Wettbewerb bezeichnet er als hohe Konditorkunst. Auch sonst ist sehr zufrieden mit seinem einstigen Lehrling. Romy sei sehr zielstrebig und engagiert. Hilfreich – wenn auch keine Bedingung – sei auch, dass sie aus einem traditionsreichen Handwerksbetrieb stammt und damit Vorkenntnisse hatte. Die 20-Jährige stammt aus der alteingesessenen Bäckerfamilie Otto. Die ist seit 1970 in Oderwitz ansässig und wird seit 2008 von Vater Roman geführt. Auch die Mutter ist Bäckerin und so sei sie früher oft mit in der Bäckerei gewesen und habe das Handwerk von klein auf kennengelernt, sagt Romy Otto.

Dass sie einmal in die Fußstapfen ihrer Eltern tritt, stand lange nicht fest. Sie ging ins Gymnasium in Seifhennersdorf und wollte zunächst ihr Abitur machen. Sie dachte daran, Pädagogik zu studieren. Mit Kindern zu arbeiten, reizte sie sehr. Aber nach der 10. Klasse beschloss sie dann doch, einen Handwerksberuf erlernen. Dabei könne man etwas mit seinen eigenen Händen erschaffen und sehe am Ende des Tages, was man geschafft hat, sagt sie. In die engere Wahl kam noch eine Lehre als Floristin, aber dann siegten ihre Wurzeln. Sie wollte aber ihren eigenen Weg gehen, entschied sich für eine Konditorlehre und ging nach Dresden. Im Handwerk ist es enorm wichtig, sich Ideen und neue Anregungen von außerhalb zu holen, sagt sie. Sie bewarb sich also bei Thomas Heller und wurde nach einer Probezeit genommen. Heller ist auch der Obermeister der Landesinnungen der Konditoren in Sachsen und Thüringen und freut sich über das anhaltende Interesse an dem Beruf. Auf eine Lehrstelle bekämen die Konditoren bis zu zehn Bewerbungen. Romy Otto konnte sich mit ihrem Auftreten durchsetzen und habe bewiesen, dass sie sehr gut ist. Sie bleibt noch bis zum Jahresende in seiner Bäckerei in Dresden.

Romy Otto kann sich durchaus vorstellen, einmal in ihre Heimat zurückzukehren und die elterliche Bäckerei zu übernehmen. Aber noch liegt das in weiter Ferne. Zuerst will sie in alter Handwerkstradition durchs Land ziehen und ihre Kenntnisse erweitern, vielleicht geht sie sogar ins Ausland. Doch zunächst konzentriert sie sich auf ihre nächste Herausforderung. Im November fährt sie nach Berlin zum Bundesausscheid des deutschen Konditorenbundes und misst sich dort mit den jeweils besten aus den anderen Bundesländern. Auch dafür wird sie wieder ihr Bestes geben.