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Sachsenmilch spendiert Liefer-Bonus

Die Leppersdorfer Molkerei legt bei jedem zusätzlichen Liter drei Cent drauf. Was steckt dahinter?

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© Robert Michael

Von Thomas Drendel

Leppersdorf. Preiskampf, Bauernproteste, Höfesterben. – In der Landwirtschaft wird mit harten Bandagen gerungen. Das ist bekannt. Jetzt plötzlich die Nachricht: Sachsenmilch zahlt seinen Zulieferern drei Cent pro Liter mehr. Zusätzlich zum normalen Preis. Quasi eine Lohnerhöhung um zehn Prozent. Hat Müllermilch sein Herz für Bauern entdeckt?

Doch statt in Jubel auszubrechen, reagieren die Milchbauern im Rödertal verhalten. „Es ist grundsätzlich gut, wenn für unser Produkt ein höherer Preis gezahlt wird. Allerdings muss man sich auch das Kleingedruckte ansehen“, sagt Steffen Gröber, Chef des Landwirtschaftlichen Unternehmens „An der Heide“ in Großerkmannsdorf. „Die Aktion ist ja zeitlich eng begrenzt. Der Bonus wird bis Ende des Jahres gezahlt und nur für jeden Liter, der zusätzlich geliefert wird. Als Vergleichszeitraum gilt das letzte Quartal 2015. Angesichts dieser Einschränkungen hat der einzelne Landwirt dann eine überschaubare Summe zusätzlich in der Tasche“, sagt der Landwirt. Das weit größere Manko ist allerdings, dass der Milchpreis trotz des Bonus nicht einmal die Herstellungskosten deckt. „Um bei einer schwarzen Null zu landen, müssten wir rund 35 Cent bekommen. Davon sind wir immer noch weit entfernt.“ Derzeit liegt der Milchpreis bei rund 30 Cent pro Liter. Hinzu kommt die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren wegen der geringen Einnahmen nicht investiert wurde. „Maschinen müssen repariert und ersetzt werden. Hier gibt es einen großen Stau“, sagt Steffen Gröber.

Ein Zurück wird es nicht geben

Peer Jurack, Chef des Agrar-Zentrums Grünberg, verweist auf die zurückliegenden Jahrzehnte. „Wir waren einmal bei 56 Pfennigen pro Liter. Jetzt sind wir bei rund 30 Cent. Damit ist der Preis quasi die letzten 20 Jahre unverändert geblieben. Bei einer Vervielfachung der Kosten. Da sind die drei Cent eher ein kleinerer Beitrag“, sagt er. Sein Unternehmen liefert Milch an die zweite große Molkerei in der Region, an Heinrichsthaler. Die Probleme sind aus seiner Sicht aber die gleichen. – Ein Bonus für die Milch? Mario Voigt, Geschäftsführer der Geißmannsdorfer Agrargenossenschaft, winkt ab. „Wir bleiben bei unserem Kurs“, sagt er. Sein Landwirtschaftsunternehmen hat die Milchproduktion eingestellt. „Ein Zurück wird es nicht geben. Dazu ist der Milchpreis noch immer zu niedrig. Trotz Bonus. Außerdem müssten wir für einen Neustart einen Stall und Melktechnik anschaffen. Bei den Preisen steht das nicht zur Debatte.“

Trotz der verhaltenen Reaktion verteidigt Müllermilch den Milchbonus. Es lasse sich zwar derzeit noch nicht abschätzen, inwieweit sich die Liefermenge durch den Obolus in Leppersdorf erhöht, doch „wir sind zuversichtlich, dass unsere Milcherzeuger dieses Angebot nutzen werden“, sagt Alexander Truhlar, Sprecher der Müller-Gruppe. Nach seinen Angaben will das Unternehmen mit der Prämie seine Rohstoffbasis ausbauen. „International ist die Milchanlieferung derzeit saisonal bedingt rückläufig. Wir in Leppersdorf könnten aber mehr Milch verarbeiten. Das hat uns zu der Zahlung bewogen“, sagt er.

Viele Produzenten greifen jetzt zu

Für Manfred Uhlemann, Hauptgeschäftsführer des Sächsischen Bauernverbandes, ist diese Bonuszahlung ein Zeichen für die Bewegungen auf dem Milchmarkt. „Es herrscht eine ziemliche Unruhe. Derzeit steigt der Preis auf dem sogenannten Spot-Markt stark an“, sagt der Verbandschef. An dieser Börse wird Milch gehandelt, die die Molkereien sich gegenseitig verkaufen. „Hier liegt der Preis für den Liter derzeit bei 35 bis 40 Cent. Wenn also eine Molkerei samt Bonus um 33 Cent zahlt, kommt sie immer noch günstiger als am Spot-Markt“, sagt Manfred Uhlemann.

Alle Anzeichen weisen darauf hin, dass es weiter nach oben geht. „So rechnet das Institut für Ernährungswirtschaft mit seinem Frühindikator genau damit. Auch der Preis am Spotmarkt ist ein Indiz, dass Milch knapper wird.“ Viele Produzenten würden jetzt zugreifen, um später nicht noch mehr für die Milch bezahlen zu müssen.

Aber selbst bei diesen für die Milchbauern guten Aussichten will Mario Voigt nicht umsteuern. „Wir wissen ja nicht, wo der Preis in fünf oder zehn Jahren liegt.“