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Sachsen verkauft Görlitzer Wohnheim

Das Hirschwinkel-Wohnheim in Görlitz ist im Internet ausgeschrieben. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Das frühere Studentenwohnheim am Hirschwinkel steht jetzt offiziell zum Verkauf. Der Freistaat Sachsen als Eigentümer bietet das Gebäude im Internet auf der Seite des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) unter der Rubrik Wohn- und Geschäftshäuser an – ohne einen konkreten Preis zu nennen. Stattdessen soll das viergeschossige Gebäude mit 65 Zimmern und einer Nutzfläche von rund 1 700 Quadratmetern zum höchsten Gebot verkauft werden.

Wie schnell der Verkauf über die Bühne geht, ist noch unklar. Martin Richter, Geschäftsführer des Studentenwerkes Dresden, hatte im Sommer gehofft, dass das Gebäude noch in diesem Jahr verkauft wird. Dann aber nahmen die Verkaufsvorbereitungen durch den Freistaat einige Zeit in Anspruch.

So will SIB-Sprecherin Andrea Krieger jetzt Richters Zeitplan nicht mehr bestätigen: „Es hängt auch ein wenig davon ab, auf welche Resonanz die Verkaufsabsicht stößt und wie die anschließenden Verhandlungen mit möglichen Käufern laufen.“ Erfahrungsgemäß wäre der Zeitraum bis zum Jahresende dann sehr knapp, sagt sie. Das Wohnheim war im Sommer in die Schlagzeilen geraten, weil die Studenten kurz vor der Prüfungszeit völlig überstürzt innerhalb von vier Wochen ausziehen sollten und der Freistaat eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber plante.

Nach Gesprächen mit der Görlitzer Rathausspitze ließ der Freistaat dann aber von diesem Plan ab. Die Studenten durften einen Monat länger bleiben und für Asylbewerber wurde stattdessen ein zweites Gebäude am Flugplatz hergerichtet.

Getreidespeicher, Wohnhaus, Studentenwohnheim

Was jetzt mit dem Hirschwinkel-Wohnheim passiert, hängt freilich vom Käufer ab. Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Es wurde um 1812 direkt am Neißeufer erbaut und diente zunächst als Getreidespeicher. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es zum Wohngebäude umgebaut und bis 1981 als solches vermietet. Ab 1984 wurde es speziell für Studentenfamilien umgebaut. Das Studentenwerk sanierte das Wohnheim von 1993 bis 1995.

Beim Neißehochwasser im August 2010 wurde das Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen. Es blieb fortan ungenutzt – zumal das Wohnheim ohnehin nicht ausgelastet war. 2011 wurde eine neue Gasheizung installiert. Bis Mitte dieses Jahres wurde es als Studentenwohnheim mit 56 Einzelzimmern genutzt, anschließend beräumt. Nach Auskunft des SIB steht das Gebäude trotz seiner langen Geschichte nicht unter Denkmalschutz.