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Sachsen setzt auf Großenhain

Der Industriepark Flugplatz ist mit 146 Hektar reiner Baufläche ein internationales Filetstück.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Wo immer ein Vertreter des Freistaates in sächsischen Angelegenheiten unterwegs ist – er hat jetzt Großenhain mit in der Tasche. Genauer einen Flyer und entsprechende Auskünfte zur 230 Hektar großen Nordfläche des Flugplatzes, von der 146 Hektar bebaubar sind. Ebenerdig vor allem – und schon mit Untergrund, nämlich der vorhandenen Landebahn. Wo gibt es das schon? In Sachsen jedenfalls nicht bestätigt Dieter Wilhelm Ruf im Gespräch mit der SZ. Er ist Abteilungsleiter im Staatsbetrieb zentrales Flächenmanagement.

Dieter Wilhelm Ruf ist Abteilungsleiter Portfolio beim zentralen Flächenmanagement des Freiststaates Sachsen.
Dieter Wilhelm Ruf ist Abteilungsleiter Portfolio beim zentralen Flächenmanagement des Freiststaates Sachsen. © Archiv/Robert Michael

Eine unternehmerische Ausgründung des Freistaates aus dem bisherigen Immobilien- und Baumanagement (SIB), die sich damit befasst, den Landesinstitutionen Immobilien zur Verfügung zu stellen. Das fängt beim scheinbar simplen Radweg an und hört beim komplexen Klinikbau in der Landeshauptstadt auf. Und manchmal hat das Flächenmanagement eben auch ein echtes Filetstück im Portfolio, wie den Großenhainer Flugplatz, der sich in Landesbesitz befindet und als Industriepark an einen oder mehrere Großinvestoren verkauft werden soll. Erste Interessenten und vorsichtige Gespräche gab es beim Marketingstart in München auf der Expo Real Immobilien Anfang Oktober. „Beeindruckend“ fanden es die Gesprächspartner, dass der Freistaat eine derart große, ebene Fläche im Umfeld der Landeshauptstadt aus eigener Hand anbieten kann. Wie unersprießlich Großflächenmanagement sein kann, haben Sachsens Landes-Makler über Jahre in Schönborn erlebt. Den Gedanken, hier eine zusammenhängende Fläche zu erschließen, haben sie inzwischen ad acta gelegt. Ganz anders hier. „Großenhain wird Sachsens Leuchtturm“, sagt Dieter Wilhelm Ruf selbstbewusst. Die Flächen in Leipzig sind ausgereizt – die Zukunft einer Großansiedlung liegt im Norden des Freistaates. Was das für eine Ansiedlung sein könnte, ist dabei genauso immer wieder gefragt worden bei Einwohnerversammlungen und im Stadtrat, wie, woher sollen die Arbeitskräfte kommen? „Wir gehen schon davon aus, das die Arbeitskräfte aus dem ganzen Großraum Dresden einpendeln“, so Dieter Wilhelm Ruf. Eine gewisse Stammbesetzung bringe ein Unternehmen auch mit. Und was für ein Unternehmen? „Uns ist natürlich daran gelegen, dass die Ansiedlung für die Region verträglich ist. Niemand wäre wahrscheinlich froh, wenn hier ein Chemiewerk hinkäme“, so Ruf.

Vorstellen könnte er sich aber durchaus Interessenten aus der Automobilbranche. Asiatische und nordamerikanische Konzerne sondieren derzeit den gesamten europäischen Markt nach Standorten für Batterie- bzw. die Fertigung von Elektrofahrzeugen. Für den Flugplatz Rothenburg haben die Chinesen diesbezüglich Interesse bekundet. Interessanterweise würde in so einem Fall der Dresdner Heidebogen über Kamenz-Großenhain zur Achse der E-Mobilität in Sachsen. Allerdings kann auch im sächsischen Immobilienmanagement niemand versprechen, wie nachhaltig eine solche Entwicklung wäre – man denke nur an die Einbrüche in der deutschen Solarbranche. Klar ist auch, egal wer kommt – Großenhain wird nicht mehr das jetzige Großenhain sein. Eine Grafik im Bunker-Museum von Marcel Reichel verdeutlicht das auf einen Blick: Der Stadtkern innerhalb des Musikerrings passt locker fünfmal in die Flugplatzfläche. Solche Größe ändert alles: wie viele Kindergartenplätze gebraucht werden, wo Wohnhäuser gebaut werden können, wie die medizinische Versorgung, wie Bahntakte, Straßen oder Abwassernetze aussehen müssen. „Natürlich trägt der Investor die Erschließungskosten, aber auf die Stadt kommt natürlich eine völlig neue Dimension an Aufgaben zu“, weiß Dieter Ruf. Das geht schon mit der Frage los, ob man die Erschließungsstraße als private oder öffentliche Straße baut und unterhält. Nach der Sommerpause 2018 liegt den Stadträten der B-Plan wohl zum Beschluss vor – dann schon bestünde Baurecht.