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Sachsen fordert Maut-Ausnahmen

Branchenvertreter und Politiker gehen davon aus, dass Hotels, Kneipen und Händler in der Grenzregion wegen der geplanten Abgabe Kunden verlieren.

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© dpa

Von Martin Fischer

Dresden. Handel und Tourismusbranche in Sachsen stehen den Pkw-Maut-Plänen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisch gegenüber. „Es ist zu erwarten, dass wir gerade hier im Dreiländereck in Sachsen erheblich Geschäft verlieren“, warnt der Präsident des sächsischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Helmut Apitzsch. Betroffen wäre vor allem der Einzelhandel, wenn Shopping-Touristen aus den Nachbarländern durch eine Maut belastet würden. Auch im Beherbergungsgewerbe würde es sicher Einbußen geben.

Dobrindts Konzept sieht ab 2016 eine Infrastrukturabgabe für das gesamte Straßennetz vor. Dafür sollen Vignetten verkauft werden, deren Preis sich nach Öko-Klassen und Hubraum der Autos richtet. Betroffen wären auch Tagestouristen aus Tschechien und Polen, die vor allem mit dem Auto zum Einkaufen nach Sachsen kommen.

Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) macht das am konkreten Beispiel deutlich: „Dann müsste jeder, der von Zgorzelec über die Grenzbrücke nach Görlitz fährt, eine Infrastrukturabgabe bezahlen.“ Deshalb sei es unerlässlich, dass es Ausnahmeregelungen bei der Maut für die Regionen an der Grenze gibt.

Auch Dresden betroffen

Denn die Zahl der tschechischen Shopping-Touristen nehme zu, sagt der für Südwestsachsen zuständige Geschäftsführer des sächsischen Handelsverbandes, René Glaser. „Vor Jahren war das Bild noch anders. Da ging der Strom noch in die andere Richtung.“ Einkaufstempel in Innenstädten wie in Dresden sind Ziel von Käufern.

„Natürlich betrachten wir alles mit Sorge, was es unseren Kunden schwerer macht, zu uns zu kommen“, sagt Nadine Strauß, Centermanagerin der Altmarkt-Galerie, die ebenfalls einen steigenden Zustrom von Kunden aus Tschechien verzeichnet. „Es steht zu befürchten, dass der eine oder andere dann nicht mehr den Weg nach Dresden findet.“

Das grenzüberschreitende Konsumverhalten in Südwestsachsen hatte die Industrie- und Handelskammer Chemnitz zuletzt 2012 in einer Studie untersucht. Während Deutsche in Tschechien vor allem Lebensmittel, Kraftstoffe und Tabakwaren kaufen, sind die Tschechen neben Lebensmitteln vor allem auf Drogerie- und Kosmetikartikel sowie Bekleidung und Schuhe aus. 73 Prozent der befragten Deutschen gaben an, mehrmals pro Jahr nach Tschechien zu reisen.

Von den damals befragten Tschechen fuhren sogar 87 Prozent mehrmals pro Jahr ins Nachbarland. Und für sie könnte der Einkaufstrip in Zukunft teurer werden, denn hüben wie drüben wird zum Shoppen in rund 90 Prozent der Fälle das Auto benutzt. (dpa)