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Russische Botschaft will Aufklärung

Die Diplomaten aus Berlin nennen die Schändung der Gedenktafeln in Zeithain eine Barbarei.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Zeithain. Die Geschehnisse in Zeithain sorgen jetzt auch in Berlin und im Ausland für Wirbel. „Die Botschaft ist von dieser Barbarei geschockt und hat bei dem Auswärtigen Amt eine entsprechende Protestnote eingereicht“, erklärte Vladimir Kukin, Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Botschaft der Russischen Föderation. „Wir gehen davon aus, dass die zuständigen deutschen Behörden diese Schändung aufklären und die Täter zu Verantwortung gezogen werden.“ Ähnliche Vandalismusfälle seien der Botschaft bisher nicht bekannt. „Wir hoffen sehr, dass dieser Fall ein Einzelfall bleibt“, so Kukin.

Unersetzbare Tafeln

Die Gedenkstätte Ehrenhain in Zeithain hatte am Montag mitgeteilt, dass Unbekannte mehrere Gedenktafeln auf den Friedhöfen Zschepa I und II zerstört hatten. Vermutlich hatten sie mit einer Druckluftwaffe auf die Porträts gestorbener sowjetischer Gefangener geschossen. „Der ideelle Schaden ist groß“, so der Gedenkstättenleiter Jens Nagel. Die Tafeln sind persönliche Erinnerungen der Angehörigen, die sie aus den ehemaligen Sowjetstaaten persönlich nach Zeithain gebracht oder per Post geschickt haben. Sie seien damit unersetzbar.

Die Gedenkstätte ist die größte Grabanlage sowjetischer Kriegsgefangener auf deutschem Boden, bis zu 30 000 Opfer des Kriegsgefangenenlagers liegen dort begraben. Vladimir Kukin: „Diese Gedenkstätte ist für alle postsowjetischen Staaten ein Symbol des unermesslichen Leides Millionen von sowjetischen Kriegsgefangenen, die durch unmenschliche Bedingungen in der Gefangenschaft ums Leben kamen.“

Insgesamt wurden elf der kleinen Gedenkplaketten beschädigt. Die Polizei ermittelt wegen Störung der Totenruhe und sucht Zeugen. Die Taten geschahen vermutlich im Lauf des Oktober. Ob es ein politisches Motiv gibt, ist unklar.