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Ruppendorfer setzen auf Öko

Die Agrargesellschaft hat ihre Produktion umgestellt. Die SZ erklärt die wichtigsten Gründe dafür.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Ruppendorf. Die Agrargesellschaft Ruppendorf stellt einen Teil ihrer Anbaufläche auf biologisches Wirtschaften um. 400 Hektar, was etwa zehn Prozent der gesamten Anbaufläche entspricht, werden seit 1. April dementsprechend bearbeitet. Auf Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger verzichtet der Agrarbetrieb in diesem Bereich aber schon seit Jahresbeginn. Das sind die wichtigsten Gründe für die Umstellung:

1. Die Nachfrage steigt

Mit der Umstellung trägt die Agrargesellschaft dem geänderten Kundenverhalten Rechnung. „Der Verbraucher bestimmt, was angebaut wird“, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Baling. „Über fünf Prozent der Lebensmittel werden heute im Biosektor verkauft und die Zuwachsraten sind steigend“, erklärt er. „Da überlegt man als Betrieb, wann und in welchem Rahmen man da aufspringt.“ Um wirtschaftlich zu sein, muss die Agrargesellschaft Ruppendorf größere Mengen anbauen und verkaufen, da reichen nicht nur ein paar Hofläden als Abnehmer, so Baling. Doch mittlerweile suche gerade die Lebensmittelindustrie nach größeren Mengen. „Da geht es um 500 oder 1 000 Tonnen.“ Zum Vergleich: Insgesamt produziert die Agrargesellschaft Ruppendorf jährlich 16 000 Tonnen an Getreide.

2. Regionale Hersteller werden gesucht

Gerade beim Biogetreide werden große Mengen aus Osteuropa importiert. „Der Bedarf in Deutschland kann nicht durch die eigene Produktion gedeckt werden.“ Die Importmenge soll aber zurückgefahren werden. „Viele, inklusive die Verbraucher, zweifeln daran, ob das importierte Getreide wirklich nach Bio-Kriterien angebaut wurde“, nennt Baling einen der Gründe. „Außerdem kommen die Transportwege hinzu. Bio sollte regional angebaut werden, sonst hat das mit Nachhaltigkeit nichts mehr zu tun.“

Bis die Agrargesellschaft Biogetreide liefern kann, wird es aber eine Weile dauern. Trotz Umstellung war alles, was dieses Jahr auf der Fläche gewachsen ist, noch konventionell, weil es eine gesetzliche Frist von drei Jahren gibt. Produkte für die menschliche Ernährung dürfen erst ab dem dritten Jahr als bio bezeichnet werden.

3. Produzent für Bio-Saatgut in Sachsen

Doch nicht das gesamte Biogetreide, das der Ruppendorfer Agrarbetrieb künftig ernten wird, landet zwischen den Mahlsteinen. Ein Teil davon wird zu Saatgut. „Es gibt bereits Absprachen mit der Baywa, dem großen Landhändler. Wir sollen für Sachsen Produzent von Biosaatgut werden.“ Schon jetzt bereiten die Ruppendorfer für den Vertrieb der Baywa einen Teil ihres konventionell angebauten Getreides als Saatgut auf. Die nötige Infrastruktur mit Technik und Lagerräumen ist also schon vorhanden.

4. Futter für die eigenen Tiere

Der Betrieb kann die Pflanzen, die als Zwischenfrucht auf den ökologisch bewirtschafteten Feldern angebaut werden und für fruchtbaren Boden sorgen, als Futter für die eigenen Milchkühe verwenden. Dadurch entsteht ein Kreislauf. „Gülle und Stallmist sind die Basis für Biolandbau. Wer keine eigene Viehhaltung hat, hat hier ein Riesenproblem“, sagt Baling. Damit die Äcker fruchtbar bleiben, werden zum Beispiel Kleegras, Luzerne und Lupine angebaut. Dadurch reichert sich der Boden mit Stickstoff und Humus an.

5. Umweltbewusst und rentabel

Auch die Umwelt spielt eine Rolle. „Es ist wichtig, der Natur etwas zurückzugeben“, sagt Peter Baling. Trotz allem muss der Betrieb aber wirtschaftlich bleiben. Auf einem ökologisch bewirtschafteten Feld liegen die Erträge bei 40 bis 50 Prozent dessen, was konventionell erzielt werden kann. Deshalb unterstützt der Staat diese Form des Anbaus. Für die Bioproduktion bekommt die Agrargesellschaft 220 Euro pro Hektar an Fördermitteln. Somit ist das Ergebnis trotzdem gewinnbringend. „Ansonsten würde ich das auch nicht machen.“