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Rumberg stellt sich Kritik an Flutschutz-Plänen

Anwohner wollen ein Rückhaltebecken vor ihrer Tür verhindern. Sie luden am Wochenende zu einem Vor-Ort-Termin ein.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Die Anwohner sind verärgert. Das machte deren Sprecher und der Mitinitiator des Protestes, Ralf Marth, schnell deutlich. „Hier wird seit fünf Jahren heimlich geplant“, sagte der 52-Jährige am Sonnabend bei einem Vor-Ort-Termin im idyllisch gelegenen Breiten Grund in Freital-Deuben. „Wir sind gefrustet, weil niemand mit uns gesprochen hat.“

Nachdem die Sächsische Zeitung Mitte März über das Zwei-Millionen-Euro-Vorhaben an der Bergstraße und den Protest dagegen berichtet hatte, organisierten die Anwohner und AfD-Stadtrat Norbert Mayer einen Spaziergang vor Ort. Das Ziel: Bevor Stadtverwaltung und Stadträte eine Entscheidung treffen, sollten sie sich ein Bild von den Gegebenheiten machen. Dem Aufruf folgten am Sonnabendvormittag etliche Stadträte verschiedener Parteien sowie Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU).

Worum geht es? Die Stadt Freital will unterhalb des Waldes und unmittelbar vor den Wohnhäusern ein großes Regenrückhaltebecken bauen. Es wird aus Sicht der Stadt benötigt, um bei starkem Regen oder extremer Schneeschmelze die Wassermassen von der Opitzer Höhe, dem Breiten Grund und dem Tal zum Deubener Weg aufzufangen. Die Stauanlage soll die Fluten zwischenspeichern und in kleineren Mengen in die Kanalisation abgeben.

Das Becken soll auf dem Gelände einer alten Lehmgrube entstehen, die derzeit verfüllt ist. Aktuell sind darauf einige Kleingärten angelegt, die weichen müssen, wenn gebaut wird. „Es geht aber um viel, viel mehr“, sagte Marth am Sonnabend. Die Anwohner befürchten, dass das Regenrückhaltebecken, das oberhalb der Wohnhäuser an der Bergstraße liegen soll, bei extremen Wetterlagen überlaufen und für Schaden sorgen könnte. Sie kritisieren außerdem die Kosten-Nutzen-Relation. Denn wie aus den Plänen der Stadt hervorgeht, würde das Rückhaltebecken das Gebiet nur für ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 20 Jahre vorkommt, wappnen. „Zwei Millionen Euro dafür? Das ist ein Witz“, sagte Marth. Das Rathaus sagte zuletzt, dass man mehrere Varianten geprüft habe und die mit dem Becken bei den Wohnhäusern die beste sei.

Bei dem Spaziergang wollten Marth und seine Mitstreiter die Stadträte und den Oberbürgermeister überzeugen, dass es auch anders geht. Sie schlagen mehrere kleinere Becken in natürlichen Senken weiter oben am Hang vor. Im Breiten Grund könnte außerdem per Kaskaden Stauraum für das Wasser geschaffen werden. Das sei nicht nur sicherer, sondern auch günstiger. Marth bedauerte, dass weder Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz noch einer seiner Mitarbeiter bei dem Rundgang dabei waren. „Wenn die Gründe so einfach sind, warum das nicht möglich ist, warum ist dann heute kein Baufachmann dabei?“, fragte Marth, der als technischer Leiter im Freitaler Klinikum arbeitet.

Oberbürgermeister Rumberg hörte sich die Argumente an. „Wir müssen hier eine objektive Entscheidung treffen“, sagte er. „Das Gemeinwohl muss dem Eigennutz vorgehen.“ Rumberg gab aber zu, dass ihn die Ausführungen der Anwohner „nachdenklicher“ gemacht haben. Am Donnerstag soll der Stadtrat über den Kauf der Fläche, die für das Becken vorgesehen ist, entscheiden. 100 000 Euro wären dafür fällig. Wahrscheinlich ist, dass die Abstimmung noch einmal vertagt wird. Denn zuvor soll es eine Runde mit Anwohnern, Stadträten und den Planern des Beckens geben.