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Ruhe am Deich

Die Fürstenhainer und Kötzschenbrodaer sind verwundert, dass sie auf der Baustelle keine Arbeiter sehen.

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© Christian Juppe

Von Peter Redlich

Radebeul. Michael Poller und seine Familie haben richtig aufgeatmet, als es am 8. Mai losging. Richtig mit Tamtam und Politprominenz fand der Spatenstich für den Deichbau am Auenweg statt. Der erste neu gebaute Hochwasserschutz vor den Siedlungen von Kötzschenbroda und Fürstenhain soll hier entstehen.

Doch seit dem offiziellen Termin mit Baggerhub vom Landtagspräsidenten hat sich hier kaum etwas gerührt, sagt Michael Poller. Der Rentner muss es wissen. Er wohnt fünf Schritte vom Bauplatz entfernt. Das Bauschild kann er aus seinem Küchenfenster betrachten. Poller: „Nachdem bis Ende Mai auf der Baustelle nichts passiert ist, habe ich ein Foto von einem dort abgestellten Pferdetransporter an den Bauleiter geschickt und nachgefragt, ob das die ersten Bauarbeiter seien.“ Die Antwort kam prompt: „Wie sie ja sicherlich wissen, sind nur Maschinen mit biologisch abbaubaren Betriebsstoffen erlaubt. Daher haben wir in Pferde investiert. Für Rückfragen stehe ich Ihnen nach meinem Urlaub gerne zur Verfügung“, schreibt Bauleiter Straub.

Die Zeilen sind witzig gemeint, sagt Poller. Es zeige allerdings, als wie wichtig die Firma Swietelsky das Bauvorhaben einstuft, sagt der Radebeuler. Immerhin, am Tag nach Pfingsten begannen Arbeiten. Aus einem Lastwagen wurde Schotter abgekippt. Mit einer Walze legten Männer eine Baustraße an, knapp 30 Meter haben sie geschafft. Am gestrigen Mittwoch wurden die Arbeiten fortgesetzt.

Nachgefragt beim Auftraggeber für den Deichbau, die Landestalsperrenverwaltung, antwortet deren Betriebsleiter Eckehard Bielitz, dass im verstrichenen Monat eine ganze Reihe von Vorbereitungsarbeiten notwendig waren. Nicht alles finde für die Bürger vor Ort sichtbar als Baumaßnahme statt, bzw. ist als Baufortschritt erkennbar, so Bielitz. Stattdessen sei die Anlaufphase jeder Baustelle eher in Abstimmungen, formalen Vorarbeiten sowie dem Vorbereiten von Plänen, Handlungsanleitungen, fachlichen Grundlagen gekennzeichnet. Der LTV-Betriebsleiter: „Es wird auch deutlich, dass die sichtbaren Aktivitäten bereits seit Ende Mai deutlich zugenommen haben. Dies wird sich mit dem Eintreffen des Bohrpfahlgerätes weiter fortsetzen.“

Zu den Vorbereitungen zählen beispielsweise das Beantragen der Schachtscheine, eine Erstabsteckung durch das Vermessungsbüro sowie Sicherungsarbeiten am Baufeld, schreibt Bielitz, nachdem er sich erkundigt hat. Mit der Enso gab es eine Abstimmung zur Verlegung von Kabeln und dem Herstellen von einem Baustromanschluss. Bohrschablonen und Bewehrungspläne seien vorbereitet worden. Außerdem wurden Deichbaumaterialien im Labor untersucht, heißt es auf die Anfrage von der SZ.

Der Deich ist zwar noch nicht gebaut, aber ganz sicher trifft es deshalb nicht zu, dass vier Wochen kein Mensch auf der Baustelle tätig war. Der Hinweis, dass die Bauzeit mehr als ein Jahr beträgt, sei an dieser Stelle erlaubt, schreibt Auftraggeber Eckehard Bielitz.

Der neue Deich vor Fürstenhain und Kötzschenbroda soll 360 Meter lang und bis zu 4,5 Meter hoch sein. 25 000 Kubikmeter Deichbaumaterial sind in Wilsdruff als Vorrat gelagert. Eine 40 Meter lange Hochwasserschutzwand wird vor dem Hügel der Friedenskirche errichtet und bildet den Abschluss an der Westseite. 4,5 Millionen Euro werden dafür aus dem Europafonds für regionale Entwicklung sowie aus Landesmitteln bereitgestellt.