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Ruf nach Direktbus Ullersdorf-Weißig

Könnte die Dresdner Linie 61 demnächst ab und an einen „Schlenker“ über die Ullersdorfer Mühle machen?

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Ullersdorf/Weißig. Eigentlich müsste der Bus ja nur den Blinker nach links setzen. Und abbiegen. An der Ullersdorfer Mühle nämlich, und dann einfach durchs Weißiger Wohngebiet zum Einkaufspark am Weißiger Ortsrand fahren.

Vom Radeberger Ortsteil Ullersdorf aus wäre das so etwas wie ein Katzensprung, ist Michaela Haustein überzeugt. Sie hatte sich in Ullersdorf mit ihrem Mann nach der Wende den Traum vom eigenen Häuschen erfüllt, „was bis dahin leider nicht möglich gewesen war“. Und dass Ullersdorf sozusagen genau auf der Ortsgrenze zwischen Radeberg und Dresden liegt – und damit ein Stück abseits beider Städte –, „das hat uns ja früher auch nicht so gestört“, sagt sie. Früher, als sie noch Auto gefahren sind, fügt sie an. „Aber nun sind wir ja alle ein bisschen älter geworden, in Ullersdorf gibt es bis auf den Bäcker überhaupt keine Einkaufsmöglichkeit mehr, also müssen wir den Bus ins nahe Einkaufszentrum Weißig nehmen.“ Aber die Linie 309 des Regionalverkehrs Dresden fährt eben nicht direkt dorthin. Michaela Haustein muss am Ullersdorfer Platz in Dresden-Bühlau aus- und in den Linienbus 61 der Dresdner Verkehrsbetriebe umsteigen. „Ein wirklicher Umweg“, ärgert sie sich. Und hat deshalb einen Vorschlag: „Die 61 fährt ja im Zehn-Minuten-Takt, davon könnte jeder dritte Bus über die Ullersdorfer Mühle nach Weißig fahren.“ Dann hätte Ullersdorf alle 30 Minuten einen zusätzlichen Bus – und dazu eine direkte Verbindung zum Einkaufszentrum, findet Michaela Hausstein. Und das habe sie auch schon Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU) vorgeschlagen, aber passiert sei bisher nichts.

Eine Frage der Wirtschaftlichkeit

Und es wird wohl auch nichts passieren. Wobei das weder am Ortsvorsteher noch an Radeberg oder Dresden liegt, sondern in erster Linie am Thema Wirtschaftlichkeit. Das jedenfalls machen sowohl der Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) Falk Lösch als auch der Landkreis Bautzen klar. Der Landkreis ist fürs Thema Nahverkehr zuständig, auch im Bereich Radeberg. Und müsste, so DVB-Sprecher Falk Lösch, die „Umleitungsfahrten“ über Ullersdorf sozusagen von Dresden kaufen. „Die DVB gehören der Stadt Dresden, werden also vom Dresdner Steuerzahler finanziert“, beschreibt er. Heißt, „unsere Busse und Bahnen dürfen nur im Stadtgebiet rollen“. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die Straßenbahn nach Radebeul und Coswig. „Diesen Abschnitt finanzieren der dortige Landkreis und die Stadt Radebeul“, so DVB-Sprecher Lösch.

Zudem sei beim vermeintlich „kleinen Umweg“ nicht nur der Blick auf die Kilometer wichtig, rechnet Falk Lösch vor. „Mitunter bedeuten einige zusätzliche Kilometer mehr auch zusätzliche Fahrer oder Busse, das Ganze muss ja schließlich auch in den Fahrplan passen“, erläutert der DVB-Sprecher. Die Kosten müssten also zunächst konkret geprüft werden, fügt er an.

Aber diese Rechnung können sich die Verkehrsbetriebe im Moment sparen. Der Landkreis Bautzen sieht derzeit keinen wirklichen Bedarf, wie Peter Stange von der Pressestelle des Kreises auf SZ-Nachfrage erklärt. „Die Erschließung des Dresdener Umlandes im Landkreis Bautzen durch den Dresdener Stadtverkehr ist im Landratsamt zurzeit kein Thema“, macht er deutlich. Und begründet das in erster Linie mit der Unterschiedlichkeit von Regional- und Stadtverkehr. „Sie haben sehr unterschiedliche Aufgaben in unterschiedlichen Räumen zu erfüllen – und das macht es schwer, eine Stadtverkehrslinie zur Erschließung des ländlichen Raumes sinnvoll einsetzen zu können“, ist er überzeugt. Haltestellen-Abstände oder Taktzeiten unterscheiden sich dabei ja durchaus. Im Einzelfall wäre eine grenzüberschreitende Linie dennoch möglich, müsse aber auch „wirtschaftlich sinnvoll sein“, schränkt Peter Stange ein. Und verweist auf das schon von DVB-Sprecher Lösch angesprochene Problem: „Bei einer Erweiterung der Linie 61 um Ullersdorf könnten die Wendezeiten nicht mehr eingehalten werden, was zu einem Fahrzeugmehrbedarf und damit unverhältnismäßig höheren Kosten führen würde.“ Der Vorschlag könne also nicht umgesetzt werden, bedauert der Landkreissprecher. Wobei man im Landratsamt auch mit Blick auf die derzeitige Fahrzeit keinen wirklichen Handlungsbedarf sieht, so Peter Stange. Die Fahrt mit der Linie 309 von Ullersdorf nach Bühlau und von dort dann mit der 61 nach Weißig dauert aktuell insgesamt gut 30 Minuten. Zudem verkehre die 309 im Stundentakt, rechnet der Kreissprecher vor.

Es bleibt also auch künftig dabei, weder der Bus mit der 309 wird in Richtung Weißig abbiegen, noch wird demnächst die 61 über Ullersdorf rollen.