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Rückkehrer als Fotomodel

Martineks werben auf Plakaten für den Sächsischen Familientag. Das ist nicht das Einzige, was sie mit Niesky verbindet.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. An einem Strick zieht Familie Martinek nicht erst seit sie für den 21. Sächsischen Familientag in Niesky wirbt. „Dass wir das sind, hat sich inzwischen in unserem Bekanntenkreis herumgesprochen“, erzählt Christin Martinek. Sie hatte vorher niemanden darüber berichtet, dass sie die Familie auf den Plakaten sind. Auch Tochter Lena wurde von ihren Mitschülern schon erkannt. „Aber alle freuen sich darüber“, sagt die Zehnjährige. Dass die Familie zusammen mit Oma Rita Kreuzmann das „Familiengesicht“ zu dem Fest der Generationen ist, ist eher einem Zufall zu verdanken. „Im Kindergarten meines Sohnes in Kosel wurde eine Familie als Plakatmotiv gesucht. Und da ich schlecht Nein sagen kann, haben wir uns beworben“, sagt die Mutter. Sie arbeitet als Pflegehilfskraft in der Orthopädischen Klinik in Rothenburg. Ihren Mann Michael überraschte sie mit dieser Nachricht erst, als feststand, dass Martineks die Auserwählten sind. „Da gab es für mich kein Zurück mehr“, ergänzt der Ehemann. Der 38-Jährige arbeitet als Mechaniker in einer Nieskyer Autowerkstatt.

Auch wenn man denken könnte, die Familie zieht auf dem Zinzendorfplatz am Seil, so entstand das Foto von einer Görlitzer Fotografin im Bürgerhaus und wurde mit einem Bild von der Kirche der evangelischen Brüdergemeine zusammenmontiert. Schließlich heißt das Motto des vom Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz ausgerichteten Familientages: „Familie bewegt“.

In Bewegung sind auch Martineks, und das nicht nur als Fotomotiv. Christin Martinek ist eine echte Nieskyerin, wie sie sagt. „Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nur wegen der Lehre habe ich meine Heimat verlassen und bin nach Bayern gezogen“, erzählt die 32-Jährige. Dort hat sie Einzelhandelskauffrau gelernt und in dem Beruf gearbeitet. Sie lebte in einem Dorf bei Freising und gründete dort ihre Familie. Ihr Mann stammt aus der Gegend und hatte bereits dort als Automechaniker gearbeitet. „Aber Niesky ließ mich nie ganz los, auch in den Jahren in Bayern nicht. Irgendwann wollte ich wieder zurück“, erzählt Christin Martinek.

Nach elf Jahren stand der Entschluss fest. Aber zwei Dinge waren vorher zu klären: „Mein Mann und ich brauchten eine neue Arbeit und wir als Familie ein Zuhause“, sagt sie. Beides erfüllte sich zur Zufriedenheit aller, sodass Martineks umziehen konnten und jetzt vier Jahre in Niesky leben. Nicht ganz unbeteiligt daran ist der Vater von Christin Martinek und seine zweite Frau. Sie kauften und bauten 2012 die Villa einer ehemaligen Kreisdienststelle in Niesky zum Mehrfamilien-Wohnhaus um in das die Familie einzog. Martineks haben inzwischen die ländliche und ruhige Wohngegend schätzen gelernt – und auch Ehemann Michael hat den neuen Lebensmittelpunkt der Familie angenommen. „Für eine Stadt ist das hier alles sehr überschaubar, dennoch bietet sie viele Möglichkeiten, vom Einkauf bis zur Freizeitgestaltung.“ Das bestätigen die beiden Kinder. Lena spielt beim TSV Niesky Handball – so wie es ihre Mutter inzwischen auch wieder macht – und freut sich, ab der neuen Saison im Punktspielbetrieb auf Torjagd zu gehen. Bruder Oscar ist mit seinen sechs Jahren begeisterter Fußballer und lebt seine Leidenschaft bei Eintracht Niesky aus.

Die Familie ist zwar das Aushängeschild für den Familientag am Sonnabend in Niesky. „Aber den ganzen Tag werden wir nicht erleben können, denn wir müssen beide arbeiten“, sagt Christin Martinek. Also bleibt nur der Nachmittag, um das Fest zu besuchen – und das werden sie tun. „Bestimmt werden wir dabei angesprochen, schließlich hängen die Plakate nicht nur in Niesky“, mutmaßt die Mutter. Auf alle Fälle, wollen sie sich am Geschehen beteiligen. Da bietet sich beispielsweise der Familienparcours an. Denn dort können Martineks wie auf ihrem Plakat an einem Strang ziehen – und dabei etwas gewinnen.