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Rückkehr mit Visionen

Eine gebürtige Meißnerin leitet seit August die Triebischtalschule. Damit schließt sich für sie ein Kreis.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Für den ein oder anderen Schmunzler hat Steffi Wenzel in den ersten Tagen als neue Leiterin der Triebischtalschule gesorgt. „Unter den Kollegen, vielleicht auch unter den Schülern“, sagt die 45-Jährige. Der Grund dafür ist menschlich: „Ich war vorher an deutlich kleineren Schulen. Deshalb brauchte ich ab und zu Hilfe, um den richtigen Unterrichtsraum zu finden. Manchmal bin ich ein bisschen umhergeirrt“, gibt Wenzel lachend zu.

Seit ihrem ersten Tag sind nun vier Monate vergangen. Die Zimmer der fast 140 Jahre alte Schule und viele ihrer 437 Schüler kennt sie inzwischen. Und überhaupt sei sie langsam „angekommen“, erzählt Steffi Wenzel. Dank der Unterstützung der Kollegen. Aber auch, weil sie sich nicht einschüchtern lässt. Weder von den vielen neuen Eindrücken, noch von der Bürde, einem Leiter nachzufolgen, der 20 Jahre die Schule prägte.

„Momentan warten jeden Tag neue Herausforderungen und Dinge, in die mich einarbeiten muss, auf mich“, erzählt sie. Das nötige Rüstzeug für die vor allem organisatorischen Aufgaben hat die verheiratete Frau und Mutter zweier Töchter (15 und 19 Jahre) sich auf ihrem bisherigen Berufsweg zugelegt. Wer ihre Biografie kennt, glaubt an Vorbestimmung, kommt sie doch schon als Kind mit der Schule in Berührung, die sie nun leitet. Aufgewachsen in Meißen besucht sie zunächst die damalige 1. Oberschule am Neumarkt. In den zehn Lehrjahren hier kommt sie häufig – etwa bei Wissenswettbewerben oder Austausch zwischen den Schulen – auch mit der Bildungseinrichtung an der Triebisch in Kontakt. Vor der Wende trug die noch den Namen Willi-Lang-Schule.

1988 wechselt Wenzel ans heutige Gymnasium Franziskaneum, fängt dann mit 19 Jahren ein Lehramtsstudium für die Fächer Deutsch und Geschichte an der TU Dresden an. Auf das vierjährige Studium folgen zwei Jahre Referendariat an der ehemaligen 8. Oberschule Meißen. „Dass ich dann 1996 trotz Einstellungsstopp gleich eine Stelle an der Mittelschule in Merschwitz bekommen habe, war für mich ideal“, so Wenzel. Trotzdem zieht sie nach sechs Jahren weiter – an die Oberschule nach Lommatzsch. Hier arbeitet sie neun Jahre lange, macht ab 2006 parallel ein Philosophie- und Ethik-Studium an der TU Dresden.

„In dieser Zeit habe ich bei der Organisation von Ganztagsangeboten oder Musikwettbewerben gemerkt, dass ich mir auch Führungspositionen zutraue“, so Wenzel.

Folglich ist der nächste Schritt nur konsequent: 2011 wird die Pädagogin stellvertretende Schulleiterin an der Mittelschule in Dresden-Cossebaude. Die Arbeit macht ihr Spaß, ihre planerischen Fähigkeiten werden geschätzt. Die 20 Kilometer Fahrt von ihrem Wohnhaus auf dem Land in Kaisitz und zurück machen ihr nichts aus. Und trotzdem steht die Entscheidung schnell fest, als sie von der freien Stelle an der Meißner Triebischtalschule erfährt. „Hier ist nun mal meine Heimat. Deshalb habe ich mich beworben, mich näher mit der Schule beschäftigt. Insbesondere die langjährige Existenz einer Blasorchestergruppe hat mich gereizt“, sagt Wenzel. Denn neben ihrer Vorliebe für das Leben auf dem Land mit einem Hund, vier Katzen, und mehreren Meerschweinchen gilt Wenzels Leidenschaft der Musik. „Seit meinem 16. Lebensjahr singe ich, trete ab und zu mit einem Blasorchester auf.“ Ihre Kontakte zu Musikern möchte sie auch in ihre neue Tätigkeit einbringen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Musiker mit den Schülern Projekte auf die Beine stellen, und zwar ohne das es die Jugendlichen Geld kostet oder sie dafür Noten bekommen müssen“, sagt Wenzel. Darüber hinaus will sie die Mittelschule noch internationaler ausrichten, Austauschprogramme für Schüler oder Lehrer mit europäischen Partnerschulen unterstützen, das Lernen von Fremdsprachen fördern.

Bereits gut aufgestellt sei die Schule in Sachen Berufsorientierung. „Bei unserem Praxistag schnuppern die Schüler in die Arbeitswelt hinein. Das ist wichtig und wird beibehalten“, erzählt Wenzel. Das aktuelle Schuljahr, meint die neue Leiterin, diene noch dem Kennenlernen der Abläufe und aller Kollegen. Danach sollen aus dem Rektor-Zimmer im ersten Stock neue Ideen und Ansätze kommen. Den Weg dorthin weiß sie inzwischen aus dem Effeff.