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Rückkehr des Gasthofs Goldene Höhe?

Der Bannewitzer Bürgermeister hofft nach einem halben Jahrhundert auf ein neues Restaurant auf dem Gohlig.

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© Repro: Reggr. „Goldene Höhe“

Von Stephan Klingbeil

Bannewitz. Der malerische Ausblick vom Gohlig ist ein Traum. Das fand auch der Rippiener Bauer Traugott Baum. Er karrte vor mehr als 170 Jahren regelmäßig mehrere Fässer Bier auf die 349 Meter hohe Waldkuppe. Mit dem Ausschank auf seinem Feld machte er offenbar gute Geschäfte.

Obwohl der emsige Landwirt deshalb einige Neider gehabt haben soll, etablierte er sich dort. Nachdem sein Rippiener Bauerngut abgebrannt war, erschuf er sich mit dem Bierausschank an der Anhöhe ein neues berufliches Standbein. 1844 begann er ein Holzhaus zu errichten, das Jahre später als Berggasthaus „Zur Goldenen Höhe“ offiziell eröffnet wurde. Das ursprünglichen Gartenrestaurant wurde bald um einen großer Saal und ein Mittelbau mit Aussichtsplattform erweitert. Doch 150 Jahre später ist von dem einst so beliebten Ausflugslokal nichts mehr übrig.

„Schade eigentlich“, sagt der Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos). „Im Flächennutzungsplan ist das Gelände der Goldenen Höhe aber noch als Sondergebiet ausgewiesen. Das bedeutet, dass dort durchaus wieder ein Restaurant gebaut werden könnte – das ist meine Vision. Das wäre eine super Sache.“ So ein neues Gasthaus „mit idealem Ausblick“ unweit von Bannewitzer Zentrum und der neuen Siedlung „An der Boderitzer Straße“ wäre eine schöne Ergänzung. Dort sollen ab 2017 mehr als 60 Eigenheime und Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Auch eine Kita für 105 Kinder ist auf dem Areal geplant. Sie soll bereits in rund einem Jahr eröffnen. Fröse möchte das Projekt an der Grenze der Ortsteile Hänichen und Rippien vorantreiben. Auch manch ein Gemeinderat hält die Idee vom neuen Restaurant auf der Goldenen Höhe „für sinnvoll“ – wenn sich denn ein Investor dafür finden würde.

Doch genau daran hapert es. Seit einem halben Jahrhundert ist das Ausflugslokal dicht. Nachdem Bauer Baum 1867 starb, wurde das Berggasthaus an einen Dresdner Unternehmer verkauft. Im Jahr 1907 ging das Haus an dessen Schwiegersohn, Emil Ziesche, über. Der baute den Berggasthof auch noch zum Hotel aus. Als Großgaststätte mit Konzerten, Ballnächten, Künstlerbesuchen sowie Firmen- und Familienfeiern erlebte der Gasthof auf dem als Gohlig bekannten Bergrücken goldene Zeiten. Auch viele Freitaler kehrten dort ein. 1939 fuhren die letzten Sonderzüge der Windbergbahn dorthin, zum Bahnhof „Hänichen-Goldene Höhe“. Und das Restaurant überstand zudem den Zweiten Weltkrieg.

Noch kurz vor Kriegsende, am 8. Mai 1945, sollen sich SS-Truppenteile hinter aufgeschaufelten Erdwällen verschanzt haben, als Verbände der Roten Armee dort anrückten. Es hat kurze Kämpfe auf der Goldenen Höhe gegeben. Das Gasthaus blieb aber verschont. Er konnte wieder öffnen. 20 Jahre später, 1965 endete die gastronomische Geschichte, da Gastwirt Ziesche in Rente ging. Es fand sich kein Nachfolger, obschon das Areal im Familienbesitz blieb. Wenige Jahre später stürzten Teile des maroden Gebäudes ein. Dann wurde es abgerissen. Inzwischen ist das Gelände mit Bäumen, Sträuchern und Unkraut zugewachsen. Die Regionalgruppe „Goldene Höhe“ des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz kümmert sich aber zweimal im Jahr darum, zumindest die dortigen von ihr gepachteten Flächen um die historisch bedeutende mehr als 150 Jahre alte Triangulationssäule zu pflegen. Sie schneidet Hecken, entfernt Unkraut, putzt.

Der nächste Großeinsatz dort steht im Herbst an, sagt TU-Professor Hans-Jürgen Hardtke, Vorsitzender des Landesvereins. Auch er würde sich über ein Gasthof-Comeback auf der Goldenen Höhe freuen – nachdem von den acht bisherigen Gaststätten im Gemeindegebiet nur noch zwei übrig sind. „Einfach wird es nicht, einen Investor zu finden“, so der Possendorfer – schon wegen der nicht gerade optimalen Zufahrtswege durch die Einfamilienhaussiedlung. Zu Fuß ist die Waldkuppe über Wanderwege gut zu erreichen. Aber mit dem Auto? „Es gab ja schon mal einen Interessenten, der dort eine Hotelanlage bauen wollte“, erinnert er sich. Das war 1996. Damals scheiterte der Wiederbelebungsversuch jedoch. Laut Fröse hing das mit dem Bebauungsplan zusammen. „Wenn dort wieder ein Ausflugslokal eröffnen sollte, würde ich das begrüßen“, so Hardtke. „Wenn die Küche gut ist, spricht sich das auch rum.“ Potenzial habe die Goldene Höhe allemal.