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Rückenwind für Kita-Anbau

Im Gemeinderat kristallisiert sich eine Mehrheit für den zweigeschossigen Anbau der Kita „Villa Kunterbunt“ heraus. Doch wann wird gebaut?

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Priestewitz. Das hat Wirkung gezeigt. Erneut haben mehr als 20 Mütter und Väter die Sitzung des Priestewitzer Gemeinderates am Mittwochabend besucht. Sogar ein paar mehr als noch im September. Auch wenn niemand von ihnen zu Wort kam, so bewies doch allein ihre Präsenz, dass sie sich diesmal nicht abwimmeln lassen wollen. Immerhin fordern Eltern und Erzieherinnen schon seit Jahren einen Anbau.

Dazu gehört auch eine Rettungsrutsche, wie sie es zum Beispiel auch in einer Pirnaer Kita schon gibt.
Dazu gehört auch eine Rettungsrutsche, wie sie es zum Beispiel auch in einer Pirnaer Kita schon gibt. © Daniel Spittel

Seit Elternvertreter Mathias Anderssohn auf der letzten Sitzung einen detaillierten Vorentwurf für einen zweigeschossigen Anbau präsentierte, wird diese Forderung umso lauter. Die Pläne und Anregungen, die der zweifache Familienvater mithilfe des Dresdner Architekten Jörg Zimmermann zusammenstellte, hatten bereits da ihre Wirkung nicht verfehlt. Selbst bei der Bürgermeisterin nicht. Trotzdem verweist Susann Frentzen nach wie vor darauf, dass alle drei Kindereinrichtungen im Gemeindegebiet saniert sind.

Ob das reicht, wollte unter anderem Gemeinderat Karsten Herrmann wissen. Er hatte sich in den zurückliegenden vier Wochen die Kita „Villa Kunterbunt“ selbst angesehen. Sein Eindruck über die dortigen Bedingungen ist nicht der beste. Schon beim Eintritt in die ehemalige Dorfschule wehte ihm ein starker Toilettengeruch entgegen. „Das war schon ein bisschen befremdlich“, sagt Herrmann.

Er ließ sich von Erzieherinnen herumführen. Sie sollten ihm zeigen, unter welchen Umständen sie mit den Kindern arbeiten müssen. Herrmann resümiert: „Die Schwierigkeiten waren unübersehbar. Deshalb ist dringend Handlungsbedarf gegeben.“ – Die Sanierung des Priestewitzer Kindergartens habe die höchsten Kosten im Vergleich zu den anderen beiden Kitas verursacht, weis Bürgermeisterin Frentzen. Für Herrmann ist das wenig verwunderlich, weil es ein Altbau sei.

So wie er sind immer mehr Gemeinderäte der Meinung, dass ein Anbau an die „Villa Kunterbunt“ notwendig ist. Allerdings gibt es Gesprächsbedarf in welchem Umfang.

2013 hatte Gemeinderat Manfred Apitz, der in Priestewitz ein Bauplanungsbüro betreibt, einen Entwurf für einen eingeschossigen Anbau präsentiert. Dieser würde die Kita-Fläche um 38 Quadratmeter erweitern. Sollte er verwirklicht werden, würde der voraussichtlich 82 000 Euro kosten. Dem steht die zweigeschossige Variante des Architekten Zimmermann gegenüber. Sie ist doppelt so teuer, sieht aber auch technische Raffinessen wie eine kleine Hebebühne für Rollstuhlfahrer und eine Rettungsrutsche vor, auf die verzichtet werden kann. „Das Hauptproblem sind die Toiletten“, sagt Apitz. „Wenn sie in die obere Etage sollen, kommt man an der Zweigeschossigkeit des Anbaus nicht umhin.“

Gemeinderat Gernot Dehnert gab zu bedenken, dass mit dem Anbau die Elternbeiträge steigen würden. „Das wäre die logische Folge“, sagte auch Susann Frentzen. Denn entsprechend der Vorgaben des Landratsamts Meißen müssen Baukosten in die Betriebskosten der Kita eingerechnet werden, und an denen müssen sich Eltern zu etwa 20 Prozent beteiligen. So errechnet sich der Elternbeitrag. Dass einige Eltern diesen Zusammenhang offensichtlich nicht kennen, zeigte auch die mürrische Reaktion auf Dehnerts Einwand.

Nichtsdestotrotz verließen die Mütter und Väter mit einem guten Gefühl die Gemeinderatssitzung. Bis Ende des Jahres will der Architekt Jörg Zimmermann, der aus Stauda stammt, eine Entwurfsplanung für den zweigeschossigen Anbau vorlegen. Sie soll Grundlage für weitere Beratungen sein. Allerdings wird der Anbau nicht im nächsten Jahr realisiert, frühestens 2018.