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Rückblick voraus in die alte Zeit

Das Jahr 2017 hält viele historische Höhepunkte bereit. Die SZ-Heimatgeschichtsseite wird dabei sein.

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© nikolaischmidt.de

Von Ralph Schermann

Görlitz. Die Zeit rennt. Kaum hat das Jahr 2017 begonnen, da schreibt es auch schon Geschichte. Denn wenn die Leser diese SZ aufblättern, haben sie die erste Woche schon geschafft. Nur noch 51 weitere gilt es zu füllen, auch mit Blicken in die Heimatgeschichte. Davon gibt es genug. Tag für Tag hält der Kalender auch in diesem Jahr historische Höhepunkte für Görlitz bereit.

Welche historischen Höhepunkte 2017 anstehen

Vor 135 Jahren ging die Görlitzer Molkerei an der Emmerichstraße in Betrieb, vor 30 Jahren entstand dieses Foto am Flascheneinpacker, und vor 25 Jahren brachte die Explosion eines Heizkessels das Aus.
Vor 135 Jahren ging die Görlitzer Molkerei an der Emmerichstraße in Betrieb, vor 30 Jahren entstand dieses Foto am Flascheneinpacker, und vor 25 Jahren brachte die Explosion eines Heizkessels das Aus.
1050 Jahre ist es bereits her, seit der Ortsbegriff von Jauernick erstmals nachweislich notiert wurde. Der heute Jauernick-Buschbach heißende Ort will das Jubiläum im Monat Mai gebührend feiern.
1050 Jahre ist es bereits her, seit der Ortsbegriff von Jauernick erstmals nachweislich notiert wurde. Der heute Jauernick-Buschbach heißende Ort will das Jubiläum im Monat Mai gebührend feiern.
Auf dem Foto vom Herbst 1984 waren es schon ziemlich moderne Ikarus-Busse, die nach der Landskronsiedlung fuhren (hier Haltestelle Thomas-Müntzer-Ring). Eingerichtet wurde die Linie vor 50 Jahren.
Auf dem Foto vom Herbst 1984 waren es schon ziemlich moderne Ikarus-Busse, die nach der Landskronsiedlung fuhren (hier Haltestelle Thomas-Müntzer-Ring). Eingerichtet wurde die Linie vor 50 Jahren.
Auf das Jubiläum 650 Jahre Braurecht kann Görlitz besonders stolz sein. Denn brauen zu dürfen, galt einst als großes Privileg. Bier in Massen wie aus heutigen Brauereien gab es im 14. Jahrhundert freilich noch nicht.
Auf das Jubiläum 650 Jahre Braurecht kann Görlitz besonders stolz sein. Denn brauen zu dürfen, galt einst als großes Privileg. Bier in Massen wie aus heutigen Brauereien gab es im 14. Jahrhundert freilich noch nicht.
Oberbürgermeister Bruno Gleißberg stiftete 1957 zwei Ponys. Damit wurde der Grundstein für den Tierpark Görlitz gelegt, der längst über den zunächst kleinen Heimattiergarten hinausgewachsen ist.
Oberbürgermeister Bruno Gleißberg stiftete 1957 zwei Ponys. Damit wurde der Grundstein für den Tierpark Görlitz gelegt, der längst über den zunächst kleinen Heimattiergarten hinausgewachsen ist.
Ein großer Film war es, der mit „Kleiner Mann, was nun?“ 1967 in Görlitz für das Fernsehen entstand. Regisseur Hans-Joachim Kasprzik (r.) konnte bedeutende Darsteller verpflichten, darunter auch Wolf Kaiser.
Ein großer Film war es, der mit „Kleiner Mann, was nun?“ 1967 in Görlitz für das Fernsehen entstand. Regisseur Hans-Joachim Kasprzik (r.) konnte bedeutende Darsteller verpflichten, darunter auch Wolf Kaiser.
Man muss genau hinschauen, will man in dieser Darstellung aus dem 16. Jahrhundert die Südseite der Peterskirche erkennen. Dennoch: Vor 500 Jahren wurde die Vollendung dieser Kirche im Stadtarchiv notiert.
Man muss genau hinschauen, will man in dieser Darstellung aus dem 16. Jahrhundert die Südseite der Peterskirche erkennen. Dennoch: Vor 500 Jahren wurde die Vollendung dieser Kirche im Stadtarchiv notiert.
Die Empfangshalle des Görlitzer Bahnhofes war vor hundert Jahren neu wie der gesamte Eisenbahnknoten. Die Reisenden empfanden einen Hauch Großstadt.
Die Empfangshalle des Görlitzer Bahnhofes war vor hundert Jahren neu wie der gesamte Eisenbahnknoten. Die Reisenden empfanden einen Hauch Großstadt.

Einer der ältesten liegt über tausend Jahre zurück. So alt ist die Urkunde, auf der Jauernick erstmals erwähnt wird. Es gibt weitere solche beurkundeten Jubiläen, nur vierstellig ist keine Zahl mehr. Etwa, wenn Tauchritz auf 700 Jahre zurückblicken kann oder die Stadt Görlitz vor 650 Jahren das Privileg des Bierbrauens erhielt. Vor 550 Jahren wurde die Pulververschwörung niedergeschlagen, Gottfried Sieber eröffnete vor 300 Jahren den Gasthof „Zum goldenen Strauß“, vor 250 Jahren leistete sich die Stadt ein eigenes Hebammen-Institut, und an den Schulen feierte man die Einführung von Abi-Prüfungen (1817) und Klassenbüchern (1837) als richtungsweisende Neuerungen. Und Musikfreunde dürfen sich freuen, wenn die SZ im erhalten gebliebenen Gästebuch der Schlesischen Musikfeste von vor 75 Jahren blättert.

Manches aus den Tiefen der Geschichte könnte für die Leser sogar neu sein. Oder wussten Sie schon, dass Ohropax Görlitzer Wurzeln hat, Drogerien die ersten Tankstellen waren oder die Hochsteinbaude bei Königshain gleich zwei Jubiläen begeht? Seit 60 Jahren gibt es den Tierpark und die Rosenterrasse im Stadtpark, Landskronbier heißt erst viele Jahre nach der Brauereigründung so, die erste Straßenbeleuchtung vor 230 Jahren basierte auf Öllampen. Es wird 2017 viel zu erzählen geben über Straßen- und Eisenbahngeschichte, und natürlich werden auch wieder markante Namen auftauchen. Wir schreiben mit dem zwölffachen Bürgermeister Johann Daniel Riech (250. Todestag) und mit dem geschassten OB Kurt Butziger (20. Todestag) Stadtgeschichte, machen Musik mit Oliver Messiaen (25. Todestag) und zitieren den Görlitz-Lied-Erfinder Paul-Hermann Opitz an seinem 100. Geburtstag. Wir denken an runde Geburts- und Todestage von Görlitzern wie Tierparkdirektor Arnold Müller, Politiker Hugo Keller, Mediziner Christian August Struve, Malerin Dora Kolisch, Intendant Johannes Wiecke, Forscher Bruno Friedland oder den emsigen Bergbriefträger Robert Fleiß. Die Wirtschaft wird Geschichtsseiten mit bestimmen, darunter auch die vor 135 Jahren entstandene Görlitzer Molkerei. Vor 25 Jahren ging sie zugrunde.

Ein Schwerpunkt der Geschichtsberichterstattung 2017 ist kirchlich. 500 Jahre ist es jetzt her, als die Peterskirche vollendet wurde. Vor 25 Jahren erfolgte nach zwölfjähriger Restaurierung ihre Wiedereröffnung. Weitaus trauriger ist die Erinnerung daran, dass 1942 viele Kirchenglocken zugunsten des Rüstungswahnsinns im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden. Auch aufgebaut aber wurde im Zeitraffer der Geschichtsseiten. Die bis dahin kahle Landeskrone bekam zum Beispiel vor 130 Jahren rund 230000 Bäume und Sträucher verpasst. Das feierten die Görlitzer ebenso wie die „Oberlausitzer Festwoche“ aus Anlass des 550-jährigen Bestehens der Schützengilde. Und fast schon traditionell muss auch an zahlreiche Unglücke erinnert werden. Erneut stehen große Stadtbrände ebenso zu Buche wie entgleiste Straßenbahnen. Auch darf Görlitz als Filmstadt nicht fehlen. Dabei stehen künstlerisch wertvolle Aufnahmen im Mittelpunkt, allen voran die aufwendige Inszenierung von „Kleiner Mann, was nun?“, für die große Mimen wie Wolf Kaiser oder Inge Keller nach Görlitz reisten.

Bleiben wird Bewährtes. Monatlich will zum Beispiel Ratsarchivar Siegfried Hoche auch 2017 „Schätze des Ratsarchivs“ in seiner gleichnamigen Serie polieren. Es gibt also auch im neuen Jahr viel Geschichte in der SZ zu lesen. Doch nicht jedes Jubiläum ist auch bekannt. Vor allem die vielen Vereine, die Chronisten der Betriebe und der umliegenden Dörfer sind deshalb in der Redaktion mit rechtzeitigen Hinweisen auf ihre Jubiläen stets willkommen. Jeder geschichtliche Hinweis kann einschlagen, wenn auch hoffentlich nicht wie die Bombe in Deschka, die vor 25 Jahren detonierte. Auch das ist längst Geschichte.