Merken

Rotec baut wieder für VW

Der Radebeuler Metallbaubetrieb ist aus der Insolvenz wieder auferstanden – und sucht dringend weitere Mitarbeiter.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Rotec ist der Betrieb in Radebeul, der mit klanghaften Namen der Automobilbranche in Verbindung stand. Hier wurden die Spritzkabinen für den hochglänzenden Lack von Porsches, Audis, Volkswagen und sogar Rolls Royce gefertigt. Doch seit 2007 wechselten die Besitzer und Namen beinahe im Halbjahrestakt. Zuletzt hatte der Blender Martin Spieß, der auch die Firma Lomma in Lommatzsch in den Sand setzte, die Rotec in seinen Fingern. Die hochspezialisierten Metallbauer wurden entlassen oder liefen wegen ausbleibender Lohnzahlungen davon.

Das hat sich jetzt geändert. Rotec im Gewerbegebiet Radebeul-Naundorf ist wieder auferstanden. Diese Woche werden in der Halle gerade Teile einer Spritzkabine für die Audi AG transportsicher verpackt. 70 Meter lang sind manche dieser Kabinen. Bauten, zumeist aus Aluminium, fast so lang wie ein Fußballfeld und so hoch und breit wie ein Einfamilienhaus, in der die Karossen beinahe unter Reinraumbedingungen auf Schienen rollen und ihren Lack bekommen. Solche Spezialanfertigungen hinzubekommen, das kann offenbar nicht jeder. Genau das ist der Trumpf der Radebeuler.

„Einige unserer früheren Kunden haben sich erinnert und uns wieder Aufträge gegeben“, sagt Olaf Hoffmann. Der Diplomingenieur ist seit 1994 im Radebeuler Werk und hat immer an die Fähigkeiten der Mannschaft geglaubt. René Kühnöhl war mal ein paar Jahre weg und ist zurückgekommen. Den Kern der Schweißer, Schlosser, Monteure und Konstrukteure konnten Hoffmann, Kühnöhl und der Insolvenzverwalter bei der Stange halten.

15 Mitarbeiter hat das Werk mit der Adresse Nach der Schiffsmühle 15 heute. Es waren mal über 50. „Dort wollen wir wieder hin. Wir bekommen Aufträge und suchen dringen Konstrukteure und Technische Zeichner“, sagen Hoffmann und Kühnöhl. Auch weil sie inzwischen einen Rückhalt haben, der ihnen Zuversicht gibt, dass ihre Rotec Anlagenbau GmbH den Neustart bestehen wird. Dieser Rückhalt heißt Clemens Vollmer. Der Mann dirigiert von Kornwestheim aus ein ganzes Paket von Firmen, die zum Beispiel Förderanlagen für die Automobilindustrie herstellen. Er habe Rotec aus der Insolvenz heraus gekauft und für die Finanzierung seit Oktober 2015 gesorgt, sagen Hoffmann und Kühnöhl. Sie vertrauen ihm nach all den Turbulenzen der letzten Jahre.

Rekordzeit von zwei Monaten

Vollmer ist der Geschäftsführer der Radebeuler Rotec. Vor Ort kümmert sich allerdings Hoffmann als Projekt- und Konstruktionsleiter um die Aufträge. Kühnöhl als Fertigungs- und Einkaufsleiter ums Material und dass daraus letztlich das Bestellte gebaut wird.

Der erste Auftrag, den die Radebeuler noch vor dem letzten Jahresende umsetzten, war der Umbau einer Spritzkabine für ein Automobilwerk in Holland. „Neuerdings werden manche Autos in zwei Farben lackiert, das Dach anders als die Seiten. Dafür müssen bestehende Kabinen umgebaut und erweitert werden“, erklärt René Kühnöhl. Es folgte eine große Kabine für Volkswagen Bratislava in der Rekordzeit von zwei Monaten.

Die Radebeuler wollen dabei nicht stehenbleiben. „Wir haben Eigenentwicklungen in petto“, sagt Hoffmann. Er weiß, dass auch kleinere Lackierwerke Spritzkabinen brauchen, nur eben in geringeren Ausmaßen als die Großen der Branche. Der Markt sei da. Die Fähigkeit, sich in solche Spezialprodukte und deren Herstellung hineinzudenken bei den Experten in Radebeul auch. Jetzt würden dafür aber eben auch mehr Mitstreiter gebraucht.

Ziel sei es, auf bis zu 50 Mitarbeiter in den nächsten Monaten zu wachsen, sagen die beiden Betriebsleiter. Gezahlt würden dabei in jedem Fall branchenübliche Löhne aus der Metallindustrie. „Sonst bekommt man ohnehin keinen“, sind sich die beiden einig. Lediglich der ramponierte Ruf von Rotec aus den letzten Jahren sei bei dem Gewinnen neuer Mitarbeiter sehr hinderlich. Aber das soll sich ja jetzt Schritt für Schritt mit weiteren Aufträgen ändern. „Sonst wäre ich nicht geblieben“, sagt Hoffmann. „Und ich nicht zurückgekommen“, meint Kühnöhl.