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Rote Wolle zum Jobauftakt

Die Klinik hat neue Macher – und die sollen einen roten Faden miteinander spinnen.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Sie sind 66, 43 und 33 – Geschäftsführer Reinhold Linn, der geschäftsführende Arzt Imanuel Dzialowski und die Pflegeleiterin Michaela Koal sind das neue Dreiergespann in der Großenhainer Reha. Beim gestrigen Neujahrsempfang im Hause auf dem Bobersberg gab Matthias Adler, Geschäftsführer der Recura-Kliniken, zu dem die Reha gehört, jedem ein rotes Wollknäuel in die Hand. Eins etwas dunkler, die anderen beiden heller – jeder sollte seinen Faden im Haus durchaus erkennen und doch sollen die drei Spezialisten künftig vor allem einen gemeinsamen roten Faden spinnen.

Die symbolische Geste aus dem Mutterhaus der Recura-Gruppe umschreibt Mitarbeitern wie Gästen der Veranstaltung, vor welcher Herausforderung die Rehaklinik eigentlich steht. „Neuaufbau“, sagt der neue Geschäftsführer Reinhold Linn kurz und knapp. Für eine Anfang 2013 eröffnete Einrichtung klingt das beim ersten Hören seltsam, aber das Haus hat sein medizinisches Spektrum schon in der kurzen Zeit mehrfach leicht anpassen, zuletzt sogar den gesamten Bereich der Orthopädie aufgeben müssen, weil nicht die nötigen Patientenzahlen kamen.

Essen und Laufen lernen

Dafür ist die Nachfrage nach Plätzen zur Behandlung neurologischer Schwerstkranker stärker gewesen. Täglich werden inzwischen allein sechs bis acht Beatmungsfälle in Großenhain behandelt, nach Schlaganfällen zum Beispiel oder Verkehrsunfällen.

Im Stadtbild sieht man durch diesen Wandel im medizinischen Spektrum weniger von der Rehaklinik, denn diese Patienten gehen nicht zum Kuchenessen oder ins Museum hinaus. Zum großen Teil müssen sie nach schweren Schicksalsschlägen das Laufen, Essen, Duschen, Treppensteigen wieder lernen – die tausend kleinen Dinge des Alltags, die Leben ausmachen und doch kaum einer wahrnimmt, wenn er sie kann. Rund 60 Neurologie-Patienten sind derzeit in der Reha. In einem Haus „mit besonderem Flair“, wie der oberste Recurachef Matthias Adler sagt. Da höre man schon mal einen Jubelschrei auf dem Flur, wenn Pfleger und Therapeuten einen Patienten auf die Beine gebracht haben. Ein Haus, in dem die Mitarbeiter mit Herzblut ihren Beruf leben, was sich nun aber auch zunehmend kostenmäßig als Erfolg darstellen müsse.

Doch so, wie man jetzt aufgestellt sei, sei man da auch optimistisch. Karl-Josef Schmidt, Geschäftsführer a. D. des Josefs-Hospital Wiesbaden und alter Freund von Reinhold Linn brachte es humoristisch herüber. Wer die frühen Folgen der „Schwarzwaldklinik“ kenne, wisse vielleicht noch, da war immer der Verwaltungschef der Depp. Das habe sich verändert. „Heute haben wir vielleicht sogar ein Übergewicht des Ökonomischen“, so Schmidt zu seinen Berufskollegen. Dennoch glaube er daran, dass eine gute Klinik auch wirtschaftlich gesund dastehen könne.

Pflegemanagement studiert

Dieser Wille zu helfen und Nutzen zu bringen, habe ihn auch bewogen, nach Großenhain zu gehen, so Reinhold Linn. Er hatte letztes Jahr als kaufmännischer Leiter angefangen und schließlich die Geschäftsführerstelle übernommen, um letztlich wirklich die bisherige Geschäftsführerin Ursula Russow-Böhm zu entlasten, die jahrelang drei Kliniken geführt hat – in Großenhain dazu die anstrengende Bauzeit. Für diese Startleistung gab’s gestern nochmals ein ausdrückliches Danke aller.

Nun dürfen also die Jüngeren heran. Dr. Imanuel Dzialowski als ausgewiesener Schlaganfall-Spezialist der Dresdner Uniklinik, der dort nicht nur sein neurologisches Handwerk gelernt hat, wie er gestern sagte, sondern auch wissenschaftlich zu diesem Thema arbeiten konnte. Innerhalb eines Jahres sollte es gelingen, so seine gestrige Perspektive, alle Bereiche in der neuen Ausrichtung in einem guten Zusammenspiel zu etablieren.

Ihm zur pflegerischen Seite steht Michaela Koal, eine gebürtige Riesaerin, die zehn Jahre in München auf Intensivstation gearbeitet hat und schließlich noch Pflegemanagement studierte. Die Bereichsleiterin einer Intensivabteilung wollte „unbedingt nach Hause“, wie sie lachend zugibt – und das hat nun geklappt. Jetzt wohnt die Mutter zwei kleiner Kinder und Pflegeleiterin in Großenhain. Die Arbeit in und mit ihren Pflegeteams macht ihr richtig Spaß, und wenn ein Patient wie gesagt „auf die Beine kommt“, dann ist das für sie ein glücklicher Tag.