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Rote Post unter Strom

Ein Medienvertrieb und „Post Modern“ testen in Meißen ganz neue Elektro-Mobile. Die haben viele Vorteile und ein Problem.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Sandro Vogel zieht den Stecker und fährt das knallrote Mobil auf den Hof. „Paxster“ nennt sich das Gefährt. Es sieht mit seiner großen Plexiglasscheibe, der steil abfallenden Schnauze und dem kleinen Koffer aus wie ein Sandmann-Auto aus der Vergangenheit. Aber „Paxster“ steht für einen Weg in die Zukunft. „Mit Elektro-Energie zu ihren Briefkästen“ steht auf dem Gefährt. Es ist batteriegetrieben, erzeugt keine Abgase, denn es hat ja keinen Verbrennungsmotor. „Die norwegische Post hat einhundert Stück davon. Das Gerät ist absolut wintertauglich, es hat einen Schneemodus mit Allradantrieb“, erklärt Sandro Vogel, der Chef des Meißner Medienvertriebes.

Auch Ronny Haußig kennt sich mit dem „Paxster“ aus. Er ist nicht nur Zusteller, sondern auch verantwortlich für den Fuhrpark in Meißen. Der umfasst 27 Kleinwagen, 35 Mopeds und Motorräder und 38 Fahrräder bzw. E-Bikes. Und jetzt also noch den „Paxster“. Er wird gegenwärtig nicht nur in Meißen, sondern auch in Dresden und Riesa getestet. Ronny Haußig ist zufrieden damit. „Weil es schneller geht und das Mobil wendiger als ein Auto ist.“

Außerdem spart man sich das Öffnen und Schließen der Türen, und man muss nicht um das Auto herumgehen, weil man an beiden Seiten aus- und einsteigen kann. All das spart Zeit. Immerhin hat ein Zusteller etwa 700 Sendungen pro Tour auszuliefern. Theoretisch kann man mit dem „Paxster“ bei 5 000 Sendungen anderthalb Stunden Zeit einsparen. Bei den insgesamt 3 000 Zustellern, die „Post Modern“ hat – die Firma gehört wie die Sächsische Zeitung zur DDV-Mediengruppe – kommen beachtliche Effekte zustande.

Die Reichweite des „Paxster“ ist mit 120 Kilometern angegeben. „Aber im Winter schaffen wir so etwa 80 Kilometer“, sagt Sandro Vogel. Geladen wird die Batterie nachts, fünf bis sechs Stunden dauert das. Das Gefährt ist etwa 45 km/h schnell und bewegt sich fast geräuschlos. Der Fahrtest ergibt, dass es sofort losgeht, wenn man den Gasgriff dreht. Der „Paxster“ hat einen Mopedlenker mit Handbremsen. Übrigens gibt es für den Winter eine Griffheizung. Als Fahrerlaubnis reicht ein Moped-Führerschein. Allerdings muss man den „Paxster“ mit Helm fahren, da es keinen Gurt gibt. Vor den Fahrer passen drei Postkisten, in den Koffer hinter ihm noch einmal neun, oder eben einige Pakete.

„Post Modern“ interessiert sich nicht nur wegen der Zeitersparnis für das Elektro-Mobil, sondern auch, weil es umweltfreundlicher als herkömmliche Autos ist. Außerdem kann an dem Gefährt nicht allzu viel kaputtgehen. Von Verschleißteilen wie Reifen und Bremsen einmal abgesehen. Spiegel und Lampen könnten in der Hitze des Gefechts vielleicht auch mal kaputtgehen, nicht aber der Motor. Allerdings hat all das seinen stolzen Preis: 14 000 Euro kostet ein „Paxster“ und ist damit teurer als die herkömmlichen Kleinwagen. Dennoch will „Post Modern“ in Richtung Elektro-Mobilität weitergehen. Getestet wird derzeit auch noch ein E-BikeBoard. Das ist eine Art großer Roller mit zwei Hinterrädern, die sich aufgrund einer speziellen Aufhängung buchstäblich in die Kurve legen können.

Und dann gibt es noch ein Gefährt, dass sich EPM-Cargo nennt. Es ist dreirädrig und momentan noch ohne Dach, was sich aber ändern soll. Je nachdem, wie viele Akku-Packs man verwendet, hat es eine Reichweite zwischen 30 und 90 Kilometern.

Ganz gleich, wofür sich „Post Modern“ entscheidet, die Fahrzeuge haben ein Problem: Sie müssen noch billiger werden, damit sie auch wirklich wirtschaftlich sind.