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Rostschutz für ein Pferd

Großschönaus Awego-Stuntteam hat einen ganz besonderen Vierbeiner. Der braucht einmal im Jahr seine Pflege.

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© Thomas Eichler

Von Elke Schmidt

Großschönau. Ein Pferd ganz und gar aus Hufeisen. Dieses wunderschöne Kunstwerk kann man auf dem Awego-Hof der Gebrüder Kahl in Großschönau bewundern. Und damit es möglichst lange hält, sprüht Michael Normann das Pferd mit dem Rostschutzmittel Elaskon ein. Dieser Name könnte dem einen oder anderen noch aus der DDR bekannt sein. Damals wurden damit unter anderem Trabi & Co. vor Korrosion geschützt. Heute stellt die Dresdner Firma Elaskon Sachsen GmbH Spezialschmier- und Korrosionsschutzstoffe her. Meistens für Fahrzeuge aller Art, doch ab und zu hat das mobile Pflegeteam von Michael Normann auch ungewöhnliche Aufträge. So auch das Hufeisen-Pferd des Awego-Stuntteams in Großschönau. Das steht dort schon einige Jahre und sieht immer noch aus wie neu. Lange haben Pferdetrainer Mario Kahl und sein Bruder überlegt, wie sie die Skulptur vor Rost schützen können. Farbe oder Lack kamen nicht infrage, denn dann wäre der besondere Charakter der Hufeisen verloren gegangen.

Schließlich half der Zufall. Der Cousin ihrer Mutter war zu Besuch auf dem Hof. Als ehemaliger Leiter des Elaskonwerkes hat er immer eine Dose davon im Kofferraum und schlug vor, das als Rostschutz einzusetzen. Die Brüder probierten es etwas skeptisch aus. Sie wollten erst einmal testen, ob das funktionieren kann. Doch das Mittel überzeugte sie auf Anhieb. Die Eisen setzten keinen Rost an und bekamen obendrein einen schönen Farbton.

Das freut Mario Kahl ganz besonders, denn das Pferd ist ein Geburtstagsgeschenk für ihn gewesen. Geschaffen wurde es von Martin Bültmann aus Olsberg in Nordrhein-Westfalen. Mario Kahls Sohn war bei dem Hufschmied in die Lehre gegangen. Bald lernte auch der Vater den Ausbilder kennen. Die beiden haben ähnliche Interessen und verstanden sich auf Anhieb. Bald wurde daraus sogar eine Freundschaft.

Als Mario Kahl eine schwere Krankheit zu bewältigen hatte, wollte ihn sein Freund auf ganz besondere Weise unterstützen. Und weil Hufeisen gerade auch für Pferdenarren Glück bringen, sollten die eine tragende Rolle dabei spielen. Martin Bültmann besorgte sich ein Foto von Kahls Lieblingspferd und machte sich ans Werk. Er verband Hunderte getragene – denn nur so bringen sie Glück – Hufeisen miteinander. Mit jedem einzelnen sollte ein Stück Kraft und Glück zurückkommen. Ungefähr ein Jahr später war die Skulptur fertig. In dem Jahr spielte Mario Kahl an seinem Geburtstag auf bei den Oybiner Ritterspielen auf der Naturbühne Oybin. Völlig überraschend wurde nach der Vorstellung ein Trailer auf die Bühne gefahren und das Hufeisenpferd enthüllt. Mario Kahl ist auch heute noch ganz gerührt, wenn er davon erzählt. „Ich war sprachlos“, sagt er. Er habe es zunächst gar nicht glauben können, und ihm seien sogar die Tränen gekommen. Und er ist überzeugt, dass die Hufeisen tatsächlich Glück bringen. Seither gehe es ihm tatsächlich wieder besser.

Das freue ihn sehr, denn so könne er weiter das tun, was ihm am liebsten ist: die Arbeit mit den Pferden. Die brachte ihn in der vergangenen Saison unter anderem auf die Felsenbühne Rathen. Er und seine Pferde waren dort unter anderem im Stück „Winnetou I“ zu sehen. Das Awego-Team spielt aber auch in vielen Filmen und Dokumentationen mit. In diesem Jahr haben sie zum Beispiel im Film „Katharina Luther“ von Julia von Heinz mitgewirkt.

Der Name Awego stammt übrigens aus den Anfängen der Familie. Damals boten sie unter anderem Reitunterricht für Kinder an. Für die gab es allerdings keine geeigneten Reitponys. Also züchteten sie die aus den Rassen Araber Vollblut, Welshpony und Gotlandpony kurzerhand selber. Aus den Anfangsbuchstaben wurde Awego. Als die Brüder dann ihr Stuntteam gründeten, ließen sie den Namen als Erinnerung wieder aufleben.