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Roßwein stößt Hochschul-Gebäude ab

Zwei Jahre hat die Immobilie überwiegend leer gestanden. Weil es kein Nutzungskonzept und Interessierte gibt, verkauft es die Kommune jetzt.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Ohne Plan will die Stadt Roßwein das sogenannte Haus G nicht behalten. Alle Gebäudeteile, die die Ingenieur- und später die Hochschule Mittweida an der Döbelner- und oberhalb der Rüderstraße genutzt hatten, haben Buchstaben-Bezeichnungen bekommen. Im Haus G war und ist noch immer das Hochschulmuseum untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich eine seit vorigem Juli wieder vermietete Wohnung. Das Dachgeschoss ist soweit ausgebaut, dass es für Wohnzwecke genutzt werden könnte. Doch das ist nicht alles. Es schließt sich ein Ausbildungsgebäude an, in dem sich Zeichen- und Konstruktionssäle – sogar mit einem Hallenkran ausgestattet – befunden haben. Diese Räume nutzten die Geflügelzüchter im Januar für ihre Ausstellung. Ansonsten standen sie seit Übernahme durch die Kommune am 1. Januar 2016 leer.

Nun hat die Stadtverwaltung ein Verkehrs- und Marktwertgutachten für das Haus anfertigen lassen. Zum ermittelten Wert von 105 000 Euro soll die Immobilie jetzt zum Kauf angeboten werden. Theoretisch war dies schon 2015 abgesprochen worden, dass die Stadt sich von dem Objekt wieder trennt, wenn es binnen zwei Jahren kein Konzept gibt. Damals hat das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (Sib) die nach dem Wegzug der Hochschule freigewordenen Gebäude verwaltet und schließlich veräußert.

Die Kommune nutzte in dieser Situation wie bei Nachbargebäuden auch ein Rückübertragungsrecht. Das war in Verträgen von 1994 so festgelegt worden. Hätte die Stadt abgelehnt, wären Immobilien und Grundstücke gleich in den Verkauf gegangen. Genau das ist mit dem ehemaligen Amtsgericht, später Hauptgebäude der Hochschule, passiert. Das steht inzwischen wieder zum Verkauf. Wie berichtet, will der neue Eigentümer für Grundstück und Immobilien fast zwei Millionen Euro erzielen. Er selbst hat an den Freistaat 240 000 Euro gezahlt.

Wer sich für das Haus G interessiert, der muss kompromissbereit sein. Wie Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) sagte, soll es für die Mieter eine Sicherheit geben, dass sie in dem Haus wohnen bleiben dürfen. Ebenfalls eine vertragliche Regelung soll es zum Museum geben. Erstes Verhandlungsziel werde sein, die Ausstellung dort zu belassen, wo sie ist. Wird unter dieser Auflage kein Käufer gefunden, soll das Museum nicht „sterben“. „Notfalls müssen wir es in anderen Räumen unterbringen“, so Stadtrat Hubert Paßehr (CDU). Überdies muss sichergestellt bleiben, dass die Nutzer des übernächsten Hauses (E) weiterhin heizen können. Dafür gibt es eine gemeinsame Anlage.

„Auf Dauer können wir das Haus ohne Nutzer nicht halten“, erklärte der Bürgermeister die Verkaufsabsichten. Die Kommune hatte relativ rasch nach der Übernahme versucht, Vereine für die Immobilie zu begeistern. Möglicherweise hat ein Investitionsstau die eher kleinen Vereine in Roßwein und den Ortsteilen davon abgehalten. Dass Modernisierungen nötig sind, daraus macht die Kommune keinen Hehl.

Außer dem Haus an der Rüderstraße hat die Stadt Roßwein nach dem Wegzug der Hochschule auch das Eckgebäude an der Döbelner Straße übernommen. Dort werden bald die Grundschüler unterrichtet, wenn die Handwerker in diesem Jahr das Schulhaus übernehmen und die elektrischen Leitungen erneuern. Weiterhin gehört der Komplex am Freifallturm der Stadt Roßwein. Das Fachzentrum Metall nutzt ihn als Mieter.