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Rosenpreise explodieren zum Valentinstag

Großhändler kalkulieren nach Angebot und Nachfrage. Und im Winter sind die Blumen der Liebe rar. Auch in Görlitz.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Rita Seyfert

Görlitz. Die Blume soll die Liebe bedeuten. Bei der unendlichen Symbolik, die auf der Blüte lastet, müssten die Stiele fast einknicken. Dennoch kaufen am Valentinstag Menschen überall in der Welt rote Rosen. „Viele Blumenhändler bestellen aber erst sehr kurzfristig“, sagt Henk Knipscheer, Inhaber vom Blumengroßhandel Monafleur in Holland. Da sei die Kalkulation schwierig. Nachfrage und Angebot bestimmen bei den Versteigerungen den Preis. Und die kalte Jahreszeit ist für Rosen eher schlecht.

Aus den Görlitzer Blumenläden wurde dieser Tage eine rote Rose namens „Red Naomi“ verbannt. Denn sie führt die Preisliste an. Vor einer Woche noch kostete die Blume bei Monafleur 1,50 Euro. Mittwoch waren es dann über 3 Euro das Stück. Am Valentinstag wird der Preis noch einmal steigen. 2015 schoss er bis auf 3,80 Euro hoch. Da steigen die Blumengeschäfte aus.

„Die Red Naomi habe ich nicht bestellt“, sagt die Inhaberin vom Blumenhaus Pilz Pavillon in der Schlesischen Straße, Manuela Fischer-Pilz. Mit ihrer rundlichen Blütenform sei diese klassische Rose zwar eine tolle Sorte. Doch der holländische Rosenzüchter Porta Nova, bei dem die Görlitzerin sonst bestellt, verlange derzeit sogar 6 bis 8 Euro pro Stück. „Das kann niemand bezahlen“, sagt die Floristin, der bei den Preisen im Großhandel das Auge tränt. Zwar würden Was-kostet-die-Welt-Kunden, die ihre Angebetete über alles lieben, durchaus 100 Euro für einen Strauß hinblättern. Viele würden aber auch schlucken – und die Stückzahl reduzieren. Die Preisspanne erklärt Monafleur-Geschäftsführer Knipscheer mit der A1- und A2-Qualität der Rosen. Einige wachsen mit viel Wärme unter einer Kunstsonne in den Niederlanden, andere werden aus Afrika eingeflogen.

„Die Naomi ist der Ferrari“, sagt Knipscheer. Doch auch für „rote Trabis“ würden sich Liebhaber finden. Mit dem Auto vom VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau vergleichbar sei etwa die „El Toro“. Die rote Rose aus Afrika verkaufe er diese Woche für 1 Euro. Sonst kostet sie 60 Cent. Auch Manuela Fischer-Pilz setzt auf eine kenianische Sorte. „Die Red Paris ist Fair Trade zertifiziert“, sagt sie. Die Farmen, bei denen ihre Produzenten die Rosen einkaufen, dürfen nur ökologische Pflanzenschutzmittel versprühen und müssen den Gärtnern einen Mindestlohn zahlen. Hunderte dieser Blumen befreit Manuela Fischer-Pilz dieser Tage aus Plastiktüten, entfernt Blätter, Stacheln und stellt sie in Wasser mit Frischhaltemittel. „Am besten kühl, aber ohne Zugluft. Und pralle Sonne vermeiden“, sagt sie. Die Pflege mache ganz viel aus.

Seit nunmehr 25 Jahren existiert ihr Laden schon. Etwa genauso lange wirbt sie mit einem Aufsteller für den Tag der Liebeserklärungen. Auch heute ist darauf zu lesen: „Valentinstag. 14. Februar“. Nach der Wende musste das Datum aber erst etabliert werden. Es sind die jungen, Frischverliebten, „bei denen noch der Tau drauf liegt“, die wegen einer roten Rose in ihrem Pavillon vorbeikommen. Die Älteren greifen auch gern zum Frühlingsstrauß – oder zum Gesteck in Herzform. Mit Chrysanthemen, Nelken, Gerbera, zarten Blüten, die eine runde, großflächige Kopfform haben.

Auch im Floristen-Atelier in der Hospitalstraße sind rote Rosen am Tag der Liebe der Renner. Inhaberin Heike Bergmann bestellt weniger nach Sorte, sondern nach Preis. „Eigentlich verdiene ich am Valentinstag nicht so viel wie sonst“, sagt die Floristin, deren Familie schon seit 110 Jahren in Görlitz Blumen vertreibt. Nachdem die Großhändler die Preise schon ordentlich in die Höhe getrieben haben, könne sie nur noch ein bisschen raufschlagen. „Den vollen Gewinn schöpfen wir nicht aus“, sagt sie. Vielen Kunden sei es aber gar nicht bewusst, dass die Blumen beinahe nur weitergereicht würden.

Ähnlich sieht es die Inhaberin vom „Blüte und Stil“, Anke Schubert: Man sage immer, am Valentinstag stimme die Kasse. Doch das „Aber“ sei ganz groß. „Wir haben so hohe Einkaufskosten, die können wir nicht an die Kunden weitergeben“, sagt sie. Der Umsatz sei zwar höher, doch der Einkauf und das Preis-Leistungsverhältnis stimmten nicht mehr. Auch Anke Schubert musste die Luxusblume unter den Rosen vorerst aus dem Sortiment nehmen. Die „Red Naomi“ verkaufe sie sonst. Aber jetzt sei sie fast nicht bezahlbar. Wenn es nach ihr ginge, würde sie in der Woche vorm Valentinstag gar keine roten Rosen bestellen. Doch es sei ein Spiel, das man mitmachen müsse. Letztlich zähle die Geste – und die könne auch weiß, rosa oder gelb sein.