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Rosenbach hängt alle ab

Die Gemeinde hat den niedrigsten Altersdurchschnitt im Landkreis Görlitz. Andere Orte holen gerade auf.

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© Matthias Weber

Von Marcus Scholz

In Rosenbach ist die Nachwuchsförderung Chefsache. „Wer in der Gemeinde wohnt, der soll es gut haben“, sagt Bürgermeister Roland Höhne (CDU). Für junge Familien, die gerade auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind, soll der Ort möglichst attraktiv sein. Ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Landesamts Sachsen zeigt, dass es dem Rosenbacher Oberhaupt gut gelungen ist, seine Gemeinde interessant zu machen.

Rosenbach ist mit einem Durchschnittsalter der Bewohner von 43,7 Jahren die jüngste Gemeinde im Altkreis Löbau-Zittau. Sogar im gesamten Landkreis Görlitz liegt der Ort an der Spitze. Sachsenweit rangiert Rosenbach auf einem beeindruckenden siebenten Platz. Und das von insgesamt 432 Städten und Gemeinden, wie neue Zahlen wieder bestätigen.

Warum das so ist, weiß Bürgermeister Höhne einfach zu beantworten. „Kinder und Jugendliche können kostenlos in unseren Vereinen Mitglied sein, wir haben Jugendclubs in den Ortsteilen Herwigsdorf und Bischdorf und wir bieten Bauland zu günstigen Preisen an“, sagt er.

16,6 Prozent sind unter 15 Jahre alt

Doch all das genüge natürlich nicht, um als Gemeinde dauerhaft für junge Menschen attraktiv zu sein. „Der Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinde ist genauso wichtig, wie der Wille etwas zu schaffen“, sagt Höhne. Dass die Rosenbacher Nachwuchsförderung Früchte trägt, beweist eine andere Statistik. 16,6 Prozent der Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Im Landkreis ist das der Topwert. In ganz Sachsen bedeutet der Prozentsatz Platz vier. Rosenbach hat damit eine Vormachtstellung in Sachen Altersdurchschnitt seiner Bewohner. Aber auch die übrigen Gemeinden im Altkreis Löbau-Zittau liegen nicht auf der faulen Haut. Auch sie bemühen sich um junge Ortsmitglieder.

Aus dem Großschweidnitzer Gemeindeamt blickt Bürgermeister Jons Anders (parteilos) zum Beispiel alles andere als neidisch zu seinem Amtskollegen Höhne herüber. „Wir merken auch bei uns, dass sich etwas tut. Der Trend geht dahin, dass die Bewohner unserer Gemeinde immer jünger werden“, sagt er. Anders merke das daran, dass die Nachfrage nach zum Verkauf stehenden Häusern und Eigenheimstandorten extrem gestiegen sei. Über die Gründe dafür kann er nur spekulieren. „Wir haben einen sanierten Kindergarten, eine gute Verkehrsanbindung an die B178, das Fachkrankenhaus als Arbeitgeber und liegen vor den Toren Löbaus“, sagt der Bürgermeister, dessen Gemeinde einen Altersdurchschnitt von 46,4 Jahren aufweist.

In Löbau sind die Menschen im Schnitt ein ganzes Stück älter als in Rosenbach oder Großschweidnitz. 48,5 Jahre hat ein Löbauer laut Statistik auf dem Buckel. Für Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos), ist das kein Grund zur Beunruhigung. „Das ist eben der Wandel der Demografie. Die Leute werden immer älter und weniger junge kommen nach“, sagt er. Das liege seiner Meinung nach vor allem daran, dass heutzutage die Familienstrukturen nicht mehr die selben wie früher sind. „Viele entscheiden sich erst spät für Nachwuchs. Dagegen kann man nichts machen, das muss jeder für sich selbst festlegen“, so Buchholz. Die gleichen Probleme habe er auch am vergangenen Wochenende, beim jüngsten Besuch der Löbauer Partnerstadt Ettlingen, gesehen. Über die Situation klagen möchte Buchholz aber nicht.

Im Altkreis gibt es neben Löbau auch noch weitere Gemeinden, deren Altersschnitt nicht unbedingt rosig erscheint. In Kottmar mit seinen sieben Ortsteilen sind die Einwohner im Schnitt über 50 Jahre alt. Nur knapp 11 Prozent der Bevölkerung ist unter 15 Jahre. Bürgermeister Michael Görke (parteilos) kann sich das nicht erklären. Deswegen witzelt er: „Bei uns lebt es sich eben so gut, dass die Menschen richtig alt werden“.

Die Kapazität der Pflegeheime sei komplett ausgeschöpft. Das könne schon ein Grund für das schlechte Abschneiden sein, so Görke. Seinen Aussagen nach, wird die Gemeinde in den nächsten Jahren aber ein paar Plätze in der Statistik nach oben klettern. „Die Geburtenrate ist stabil, in jedem Ortsteil gibt es Kindereinrichtungen und wir haben viele ansässige Firmen mit Arbeitsplätzen“, sagt der Kottmar-Bürgermeister.

Tendenz erkannt

Außerdem gehe die Tendenz aktuell dahin, dass sich immer mehr Leute für Eigenheimstandorte in der Gemeinde interessieren. Vier neu geschaffene Plätze in Neueibau seien hintereinander verkauft gewesen. Görke überlegt jetzt weiteres, attraktives Bauland erschließen zu lassen.

Roland Höhne hat das in Rosenbach bereits schon vor Jahren in die Wege geleitet. Das Ergebnis hält die Statistik parat. Andere Gemeinden ziehen jetzt nach. In ein paar Jahren können die Zahlen vom Statistischen Landesamt dann schon wieder ganz anders aussehen.