Merken

Rollstuhlfahrerin sitzen gelassen

Die 82-jährige Erika Kunze ist auf den Krankentransport angewiesen. Doch der ließ sie stundenlang warten.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Stephan Hönigschmid

Coswig. Ihren jüngsten Krankentransport wird die 82-jährige Erika Kunze aus dem Coswiger Ortsteil Kötitz noch lange in Erinnerung behalten. Denn es ging schief, was nur schief gehen konnte. „Eigentlich wollte ich planmäßig zum Hautarzt fahren und habe die Fahrt bei der Rettungsleitstelle in Dresden auch angemeldet“, sagt die auf den Rollstuhl angewiesene Seniorin. Doch obwohl sie betonte, dass sie unbedingt um 10 Uhr beim Arzt sein muss, stand der Transportdienst erst 10.30 Uhr vor der Tür.

„Diese Unzuverlässigkeit hat mich wirklich geärgert“, sagt Erika Kunze. Allerdings hat sie dann auch nicht mehr groß darüber nachgedacht. Viel wichtiger war ihr, schnell von der Hohen Straße zum Bahnhof zu kommen, wo der Hautarzt seine Räume hat. Normalerweise ist das keine große Distanz. Gerade mal zwei Kilometer liegen zwischen Wohnung und Arzt. Für die kranke Frau sind das trotzdem Welten. Genauso gut könnte der Arzt auch in Dresden oder in Leipzig sein. Für sie würde das keinen Unterschied machen. Einen Krankentransport benötigt sie immer.

Trotz der morgendlichen Aufregung ging dann zumindest aus medizinischer Sicht alles gut. Erika Kunze, die Probleme mit ihrem offenen Bein hat, musste nicht lange auf die Behandlung warten.Und ehe sie sich versah, saß sie wieder im Wartezimmer. Eigentlich wollte sie nun nur schnell wieder nach Hause. Aber Fehlanzeige. Erneut hieß es warten. Zum zweiten Mal wollte der Krankentransporter – um 11 Uhr verständigt – einfach nicht kommen.

Zwei Stunden Warten ist normal

Auch anderthalb Stunden später war er noch nicht da. Langsam aber sicher hatte die 82-Jährige Hunger. Außerdem standen zu Hause wichtige Medikamente, die sie pünktlich einnehmen muss. Aber daran war nicht zu denken.

Als die Krankenschwester abermals vorbeiging und sah, dass Erika Kunze immer noch da war, rief sie gegen 12.30 Uhr ein weiteres Mal beim Krankentransport an. Zum Glück klappte es diesmal. 13 Uhr standen die Krankenwagenfahrer endlich vor der Tür. Und zeigten sich verwundert. „Die haben gesagt, dass sie in Radebeul waren und eigentlich Zeit gehabt hätten, eher zu kommen. Man habe sie aber nicht informiert“, so Kunze.

In der Dresdner Rettungsleitstelle verstehen die Verantwortlichen zwar den Ärger der Seniorin, halten zwei Stunden Wartezeit aber für normal. „Eine Wartezeit von bis zu zwei Stunden entsteht leider häufiger, da die Rückfahrten nicht vorgeplant werden können“, sagt Sachgebietsleiter Karsten Fink. Die von den Trägern des Rettungsdienstes und den Krankenkassen gewünschte Auslastung der Fahrzeuge führe zudem in Spitzenzeiten zu Verzögerungen. Hinzu kämen Beeinträchtigungen durch Staus, so Fink.

Im Landkreis Meißen sind derzeit elf Krankentransportwagen im Einsatz. 6 000 Fahrten wurden dieses Jahr bereits durchgeführt, was etwa 35 Fahrten pro Wochentag bedeutet.