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Roland rockt das Oktoberfest

Die Kemnitzer haben drei Wochen lang gefeiert. Das gab es noch nie. Die SZ zieht Bilanz.

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© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Kemnitz. Roland Kaiser steht noch gar nicht auf der Bühne. Noch eine halbe Stunde, bis er zum Mikro greifen wird, wie immer akkurat gekleidet bis zum Einstecktuch. Dafür stehen die ersten Gäste bereits auf den Tischen und feiern. Und zwar ganz und gar nicht im Kaiserschen Stil. Karohemden statt gestärktes Weiß, Lederhosen statt Bügelfalten, Hosenträger statt Weste. Viele Frauen haben sich in Dirndl geschnürt. Das ist das Oktoberfest Kemnitz: Das weiße Zelt ist gerappelt voll, kaum noch ein freier Platz an den Bänken. Die Tische sind eingerahmt von Bars. An der Decke wehen Werbebanner der Sponsoren wie Fahnen.

Wer mit dem Kaiser gefeiert hat

Mit dem Kaiser feiern alle: Mädelsabend...  Denis Zimmermann, Katrin Heinsch, Manon Dutschmann und Manuela Heinsch aus Oppach nahmen beide Kozert-Höhepunkte mit, Roland Kaiser und Matthias Reim. „Jetzt, bei Roland Kaiser, ist eine ganz andere Stimmung. Bei Reim war es einfach zu voll.“   Foto:  /  /
Mit dem Kaiser feiern alle: Mädelsabend... Denis Zimmermann, Katrin Heinsch, Manon Dutschmann und Manuela Heinsch aus Oppach nahmen beide Kozert-Höhepunkte mit, Roland Kaiser und Matthias Reim. „Jetzt, bei Roland Kaiser, ist eine ganz andere Stimmung. Bei Reim war es einfach zu voll.“ Foto: / /
... Lederhosenträger...  Karohemd und Lederhose, so sah Rico Bergmanns Outfit zum Oktoberfest aus. Zum Konzert von Roland Kaiser war er aus Schirgiswalde angereist. „An der Bar klappt die Organisation, am Einlass auch. Das haben die Veranstalter spitze gemacht.“    Foto:  /  /
... Lederhosenträger... Karohemd und Lederhose, so sah Rico Bergmanns Outfit zum Oktoberfest aus. Zum Konzert von Roland Kaiser war er aus Schirgiswalde angereist. „An der Bar klappt die Organisation, am Einlass auch. Das haben die Veranstalter spitze gemacht.“ Foto: / /
... und Paare sowieso  Karo mit Karo: Martin Fiedler und Kerstin Böthig haben sich abgestimmt. Auch ihnen fiel auf, dass im Vergleich zu vergangenen Jahren mehr Platz im Oktoberfestzelt war. „Das wirkt aber nicht unangenehm. Es ist ja trotzdem gut gefüllt“, sagt Kerstin Böthig.   Foto:  /  /
... und Paare sowieso Karo mit Karo: Martin Fiedler und Kerstin Böthig haben sich abgestimmt. Auch ihnen fiel auf, dass im Vergleich zu vergangenen Jahren mehr Platz im Oktoberfestzelt war. „Das wirkt aber nicht unangenehm. Es ist ja trotzdem gut gefüllt“, sagt Kerstin Böthig. Foto: / /

4500 Gäste – das Konzert mit Roland Kaiser am Sonntag war einer der Höhepunkte des Oktoberfestes in Kemnitz. Zum Bauernmarkt am Montag kamen sogar 8000 bis 10000 Besucher. „Das sind bei dieser Veranstaltung etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr“, erzählt Dirk Neumann, Vorsitzender des Fördervereins Oberlausitzer Oktoberfest. „Damit können wir einfach nur zufrieden sein.“ Mit dem Bauernmarkt endete für ihn und die anderen Vereinsmitglieder aber auch ein wahrer Fest-Marathon. Denn dieses Jahr lief das Oktoberfest nicht zwei, sondern drei Wochen. Eine Herausforderung

Dass die Veranstalter dieses Jahr eine Woche draufpacken mussten, lag an Matthias Reim, seit vielen Jahren der Star des Oktoberfestes. Vergangenes Jahr musste er seinen Auftritt wegen Krankheit absagen. Diesmal war er wieder mit dabei, aber: „Er hatte wegen seiner Deutschland-Tournee nur noch einen Termin frei“, erklärt Mitveranstalter Thomas Kneschke. Den 17. September. Eigentlich sollte das Fest erst eine Woche später starten. „Wir wollten Matthias Reim aber gerne wieder bei uns haben“, sagt Dirk Neumann. Das Publikum wollte ihn auch, rund 4000 Gäste kamen zum Konzert. Nachher waren nicht mehr alle so glücklich. „Das Zelt war gerappelt voll, das war fast erdrückend“, erzählt Manon Dutschmann. Mit Familie und Freunden besuchte sie sowohl das Reim- als auch das Kaiser-Konzert. Schwierige Akustik, zu viel Gedränge bei Matthias Reim – darüber beklagten sich mehrere Gäste. „Bei Roland Kaiser war die Atmosphäre ganz anders, viel entspannter, man kam überall durch“, so Manon Dutschmann

Nach dem Reim-Konzert hatten die Veranstalter ein zusätzliches Zelt angebaut. Zum einen ging es darum, für Rollstuhlfahrer Luft zu schaffen. „Damit haben wir insgesamt den Bereich vor der Bühne etwas entlastet“, so der Vereins-Vorsitzende. Der Abend mit Roland Kaiser bekam nicht nur wegen der Erweiterung Lob. „Es ist sehr viel Jugend da“, sagt Sabine Bachmann, angereist aus Hirschfelde. „Hut ab, was dieser Ort jedes Jahr auf die Beine stellt.“ Keine zu langen Schlangen an den Bars, zügiger Einlass, erschwingliche Getränke, genügend Parkplätze, das fiel positiv auf.

Mit anderen Neuerungen hatte der Verein weniger Erfolg. „Ich hätte zum Beispiel mehr Besucher bei unserer Ostrocknacht erwartet“, sagt Thomas Kneschke. Und die Kölner Band „Die Höhner“, geplant für den 24. September, mussten die Veranstalter gleich ganz absagen. Aus organisatorischen Gründen, heißt es seitens des Vereins. Näher will man sich dort nicht äußern. Immerhin wussten die Vereins-Mitglieder sich zu helfen. Sie veranstalteten einfach einen gemütlichen Abend ohne Eintritt.

Blieb nur die Frage: Wie überhaupt zum Festareal kommen? Im Ort wird derzeit eine Brücke gebaut, deshalb ist die Durchfahrt von Löbau nach Kemnitz, die S129, gesperrt. Die Umleitung führt über die B 6 und durch Sohland. Darüber ärgert sich der Verein. „Das war irre“, sagt Dirk Neumann. „Eine Zufahrt für Tausende Gäste, das konnte nicht gehen.“ Zumal Sohlands Straßen teilweise sehr eng sind. „Da ist die Behörde stur nach Richtlinie verfahren“, so Neumann. „Viele Gäste hat das sehr verunsichert“, ergänzt Thomas Kneschke. „Wir haben bestimmt täglich eine Stunde am Telefon verbracht, um Gästen zu erklären, wie sie fahren müssen.“

Viele derer, die ihren Weg nach Kemnitz fanden, zogen trotzdem ein positives Fazit. „Man merkt, dass über die Jahre immer mehr Besucher kommen“, sagt Steffen Tittel. Der Kubschützer ist bereits zum 17. Mal beim Oktoberfest dabei. Den Grund für das Gästeplus sieht er vor allem bei den Künstlern, die die Veranstalter jedes Jahr nach Kemnitz holen. „Kaiser, Reim, Karussell – das sind schon große Namen“, so Tittel. „Ich habe am Montag Dankes-Mails von manchen Gästen bekommen. Was wollen wir denn mehr?“, so Dirk Neumann. Er will künftig eher weniger: Kommendes Jahr wird das Oktoberfest wieder zwei Wochen dauern. Neuerungen soll es trotzdem geben. Genaue Besucherzahlen liegen noch nicht vor, der Verein geht aber ebenfalls von einer Steigerung aus. Deshalb soll nächstes Jahr wieder eine Vergrößerung geben: bei den Toiletten.