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Rohrstock, Reformation und Rosskastanie

Der zehnte Jahrgang des Landkalenderbuchs vermittelt Interessantes über „Lernen im Wandel der Zeit“.

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© Repro: SZ

Von Peter Salzmann

Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge. Das „Landkalenderbuch 2017 für die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge“ widmet sich in seinem zehnten Jahrgang dem Lernen im Wandel der Zeit. Damit setzt der Dresdner SEW-Verlag seine erfolgreiche Heimatgeschichts-Reihe fort. 25 Autoren – Menschen jeden Alters und verschiedener Berufe –, aus Berggießhübel, Leupoldishain, Stolpen, Heidenau, Sebnitz und Lohmen, aber auch aus Dresden, Hamburg, Frauenstein, Freital und Kurort Hartha, haben auf 188 Seiten ihre Erlebnisberichte, Geschichten und nachdenkenswerte Gedanken aufgeschrieben, 170 Fotos, Aquarelle, Grafiken und Tabellen illustrieren die faktenreichen Texte.

Die Leser können sich über Lehrjahre im Schloss Altroßthal informieren, sich freuen, dass der „Rohrstock nur auf dem Fensterbrett liegt“ und sich an Reimen über „Die alte Kastanie auf dem Schulhof“ ergötzen.

Hoch interessant ist der Beitrag der Lohmenerin Ulrike Oettel, die sich im 500. Jahr der Reformation deren Einflüsse auf das Schulsystem widmet. Auf vier Seiten ist Wissenswertes über den Dominikanermönch Johann Tetzel zu erfahren, der als Widersacher Martin Luthers auch in Pirna gepredigt hat. Sehr lesenswert ist der Artikel von Ursula Unger, die Erinnerungen an die Schule ihrer Kindheit in Leupoldishain liebenswert aufs Papier gebracht hat. Die 74-Jährige, verdienstvolles Mitglied des Heimat- und Seniorenvereins, besitzt die seltene Gabe, Alltägliches aus längst vergangenen Zeiten in die Gegenwart zu holen. Ihr Beitrag „Der Schwur“ befasst sich mit den unmittelbaren Nachkriegsjahren in der Leupoldishainer Schule und schildert das Zusammenleben der Kinder, die teils als Umsiedler aus Ungarn, Schlesien, Ostpreußen und aus Franken gemeinsam spielten, wanderten, feierten und lernten. Weil sich nach der Schulzeit oft die Wege trennten, haben sich die Freunde geschworen, sich nicht aus den Augen zu verlieren.

Auch andere Geschichten von Schulgebäuden und Ausbildungsstätten sowie Erinnerungen an Lehrerpersönlichkeiten sind im Landkalenderbuch 2017 berücksichtigt. Der Berggießhübler Siegmar Mörbitz setzt dem „hochverdienten Ehrenmitglied Herrn Karl Wilhelm Clauß“, Gewerbeschuldirektor in Dresden, ein bleibendes Denkmal. Der Gelehrte hatte sich auch Verdienste um den Gebirgsverein Berggießhübel erworben. Ramona Schöne aus Stolpen berichtet über „Bienchen und Hamster“, die den Schulkindern zugedacht worden sind, die sich fleißig um gute Lernleistungen zu DDR-Zeiten bemüht hatten.

Dr.-Ing. Harald Weber und sein Team verweisen darauf, dass das Buch als freundlicher Begleiter durch das Jahr 2017 führen soll. Sie planen unterdessen schon für das Landkalenderbuch 2018, das sich Eisenbahngeschichten aus der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge widmen soll. Dafür suchen sie wieder kreative Autoren, Künstler, Dichter, Heimatforscher und Ortschronisten.