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Röhrenweise Erfolg

Die Holzrohre der Dresdner Firma Lignotube sind weltweit einzigartig. Deshalb könnte es jetzt stressig werden.

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© René Meinig

Von Jana Mundus

Ihr Herz für Holz verbindet beide – doch sie mussten sich erst einmal finden. An der TU Dresden hatte Curt Beck Verfahrenstechnik studiert, arbeitete dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Holz- und Faserwerkstofftechnik. Damals hatte er eine Geschäftsidee. Dünnwandige Rohre aus Holz will er produzieren. Im Internet findet er Robert Taranczewski. Der hatte in Halle Produktdesign studiert und arbeitete bereits mit eigens hergestellten Holzrohren. Alles mühsame Handarbeit. Sie treffen sich und stellen fest: Auch Taranczewski ist Dresdner. Warum also hier nicht gemeinsam ein Unternehmen aufbauen? 2013 gründen sie Lignotube Technologies. Doch es sollte noch einmal drei Jahre dauern, bis die Produktion ihrer Holzrohre beginnt.

Das Verfahren dafür haben sie bis zum Frühjahr 2016 entwickelt. Es ist weltweit einzigartig. Verwendet wird dafür Furnierholz. Die dünnen Holzlagen kennt jeder als oberste Schicht seiner Möbel. Direkt vom Baumstamm werden die dünnen Blätter geschält oder geschnitten. „Furnier ist sehr spröde und bricht schnell“, erklärt Curt Beck. Biegen lässt es sich schon gar nicht. Bei Lignotube allerdings doch. Mit einem speziellen Kleber wird das Furnier so getränkt, dass es sich schließlich sogar verdrehen und spiralförmig rollen lässt. Stück für Stück und Lage für Lage entsteht mit dieser Wickeltechnik in einer eigens entworfenen Maschine ein sechs Meter langes Holzrohr. Der ganze Prozess dauert zehn Minuten. „In einem Monat können wir derzeit gut zehn Kilometer Rohr herstellen“, fügt Beck hinzu.

Diese Kapazität ist vielleicht schon bald notwendig. Auf verschiedenen Messen haben die Dresdner ihr Produkt in den vergangenen Monaten vorgestellt. Das Interesse daran ist groß. Ob Möbelhersteller oder Lampenproduzent – weil die Rohre so flexibel einsetzbar sind, ist die Palette möglicher Anwendungen groß. Sie sind leicht, können aber trotzdem ein großes Gewicht tragen. Dabei ist der Materialverbrauch deutlich geringer als bei der Produktion massiver Holzteile. Die Entwicklung schont die Umwelt, indem sie sorgsam mit dem Rohstoff Holz umgeht.

Die Berliner Designer Julia Läufer und Marcus Keichel, der an der HTW Dresden auch eine Professur inne hat, haben die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der Rohre bereits bewiesen. Sie entwickelten einen Stuhl für den schwedischen Hersteller Lammhults mit Beinen aus dem innovativen Material aus Dresden. „Penne“ nannten sie ihn, weil die Holzrohre entfernt an die italienischen Röhrennudeln erinnern. Der Stuhl wurde mit dem Red-dot-Award für Design ausgezeichnet. Noch stehen die Stühle nicht im Besprechungszimmer von Lignotube. „Aber das ist schon geplant“, sagt Curt Beck. „Super Werbung für uns.“

Neben den Firmengründern gibt es derzeit nur noch einen weiteren Mitarbeiter in der Firma. Das soll sich schnell ändern. Auf ihrer Internetseite suchen die Dresdner derzeit schon einen Holzmechaniker und einen Assistenten für die Geschäftsführung. Wenn sich weiterhin alles positiv entwickelt, könnten es in den nächsten Monaten noch mehr Stellen werden. „Momentan bleibt wenig Zeit zum Durchatmen“, sagt Robert Taranczewski. Ein Herzensprojekt der beiden parkt deshalb erst einmal in der Ecke des Büros – ein Fahrrad mit Holzrahmen. „Vor einiger Zeit haben wir eine kleine Serie davon hergestellt.“ Die Räder sind leicht und mit den feinen Holzmaserungen ein absoluter Hingucker. Ursprünglich hatten sie vor, sie selbst zu produzieren und zu vermarkten. Doch jetzt konzentrieren sie sich lieber erst einmal auf die Grundlagen: die Holzrohre. „Irgendwann ist auch wieder Zeit für das Fahrrad“, sagt Beck zuversichtlich.

www.lignotube.de