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Rodelspaß mit kleinen Hindernissen

Im böhmischen Smržovka im Kreis Liberec gibt es eine neue Schlittenbahn. Durchgängig fahren kann man aber nicht.

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© Petr Zbranek

Von Petra Laurinova

Ein Stück fahren, ein Stück fliegen. Beides bietet eine neue Naturrodelbahn im Isergebirge, und zwar in Smržovka (Morchenstern) im Kreis Liberec (Reichenberg). „Vorbereitet hatten wir sie schon im Vorjahr, aber wegen des Schneemangels im letzten Winter erlebt sie dieses Jahr erst ihre richtige Premiere“, sagt Miloš Morávek, der Marketingmann des Naturrodelns in Smržovka. Zugleich ist er ehemaliger Rennrodler.

Die nahezu vier Kilometer lange Rodelbahn beginnt bei dem Aussichtsturm Èerná studnice (Schwarzbrunn) und führt nach Smržovka zum Skizentrum Filip. Es ist keine halsbrecherische Sport- oder Wettkampfbahn, sondern es geht um einen dafür eigens hergerichteten Waldweg, auf dem man die Fahrt und Aussicht gemütlich genießen kann. Die Strecke führt teilweise unter dem Schwarzbrunnkamm entlang. Deshalb ist es nötig, den Schlitten auf einem etwa 300 Meter langen Abschnitt zu ziehen. Auch auf einem weiteren Abschnitt ist dies nötig. Die Bahn wird von drei begeisterten freiwilligen Helfern betreut und vom Technischen Dienst der Stadt mit einer neuen, speziellen Schneefräse präpariert. Die Stadt beziehungsweise Bürgermeister Marek Hotovec hatten die Idee für die Naturrodelbahn. Ziel ist es, mehr Touristen in den Gebirgsort zu locken.

Wer keinen eigenen Schlitten mitbringt, kann sich einen in der Bergbaude Schwarzbrunn für 150 Kronen (umgerechnet etwa 5,55 Euro) ausleihen. Das Hinuntersausen sei ein Knüller. „Es macht richtig Spaß, und zwar der ganzen Familie“, ist Marketingmann Miloš Morávek überzeugt. Abgesehen von den zwei erwähnten Abschnitten, auf denen man den Schlitten ziehen oder tragen muss, gehe es romantisch zu. „Manche Bereiche sind aber auch so schnell, dass den Rodelfans Tränen in die Augen kommen“, sagt Morávek. Er schätzt die Geschwindigkeit auf bis zu 70 Kilometer pro Stunde ein.

Adrenalin-Strecke geplant

Die Bahn sei allerdings absolut sicher. Wenn es aber Regen und Frost gebe, nehme das Tempo auf bis zu 100 Stundenkilometer zu, meint Petr Urban, bekannter tschechischer Zeichner, der vor seiner Karriere als Künstler aktiver Sportler war. Als Rodler nahm er an den Olympischen Winterspielen im kanadischen Calgary im Jahr 1988 und 1992 im französischen Albertville teil. In den gefährlichen Kurven werden bald noch Barrieren installiert, damit die Rodler nicht im Wald landen. An einer Stelle kreuzt die Bahn die Straße. Dort wird auch empfohlen abzusteigen.

In Zukunft wollen die Rodler aus Smržovka neben der touristischen Naturrodelbahn noch eine Adrenalin-Strecke ausbauen. „Darüber müssen wir aber noch mit dem Waldverwalter verhandeln“, bestätigt Miloš Morávek. Dass es die Bahn nun hier gibt, hat auch eine Vorgeschichte. Denn Sportler aus Smržovka haben in der Vergangenheit im Rodelsport viele Medaillen bei internationalen Rennen gewonnen. Und Morávek macht sich Hoffnungen, dass die Naturrodelbahn dieser Sportart weiteren Nachwuchs bringt, aus dem dann neue Sportskanonen heranwachsen.

In Smržovka gibt es von der neuen Freizeitbahn abgesehen auch eine professionelle Rodelbahn mit Rundkurve, dem sogenannten Karussell. Die ursprüngliche entstand im Jahre 1912 und führte vom Schwarzbrunngipfel zur Karl-Roigk-Fabrik in der Táborová ulice. Die gegenwärtige Bahn wurde von 1972 bis 1975 gebaut. Sie ist 1020 Meter lang, der Höhenunterschied, den sie überwindet, beträgt 82 Meter. Hier wird eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 79,6 Kilometern in der Stunde erreicht; die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei 103 Stundenkilometern. Eine Kurve an der Bahn dreht sich um 400 Grad, das ist das Karussell. Die Bahn wird nicht nur für Wettkämpfe genutzt, sie bietet auch Trainingsmöglichkeiten für einheimische und ausländische Sportler.

Smržovka mit seinen 4 000 Einwohnern ist nach eigenen Angaben ein Zentrum für Sommer- und Wintertourismus. Nahe der Stadt finden Sportfreunde gut gepflegte Skipisten. Die nächstgelegene ist die Piste Filip mit einer Länge von 700 Metern. Anspruchsvolleren Skifahrern stehen der Spitzberg in Tanvald (Tannwald), Abfahrtsstrecken in Horní Maxov (Obermaxdorf), Bedøichov (Friedrichswald) oder das 20 Kilometer entfernte Wintersportzentrum Harrachov (Harrachsdorf) zur Verfügung.

Insgesamt sind die Wintersportbedingungen in den böhmischen Mittelgebirgen sehr gut. Die Schneehöhe beträgt im Schnitt 60 bis 100 Zentimeter. Auf dem Jeschken bei Liberec laufen fast alle Lifte. Im Riesengebirge sind alle Wintersportzentren geöffnet. Fast überall wartet Pulverschnee auf die Skifahrer, lediglich in Harrachov und auf einer Piste in Dolní Dvùr war die weiße Pracht in den vergangenen Tagen und bei eisigen Minusgraden teilweise gefroren. (mit ihg)

www.smrzovka.cz/de