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Rodeln, wenn der Schnee getaut ist

Das Skigebiet Kliny will sich als Sommerziel etablieren – mit einer Sommerrodelbahn und anderen Attraktionen.

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© Egbert Kamprath

Von Steffen Neumann

Tschechien. Auf einmal ist es zu viel Schnee. Den ganzen Winter musste Josef Dlouhy den Skihang beschneien. Und jetzt können die weißen Flächen nicht schnell genug tauen. Denn sie sollen der neuen Attraktion des Skigebiets in Kliny (Göhren), nur wenige Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt, Platz machen. Im Juni startet hier die erste Sommerrodelbahn des tschechischen Erzgebirges. „Eigentlich war das zum Beginn der Sommersaison am 1. Juni geplant. Aber nun legen wir eben Mitte Juni los“, zeigt sich Dlouhy, dem das Skigebiet gehört, flexibel. Denn die Installation kann erst Ende April beginnen, wenn aller Schnee getaut ist.

Die Metallkonstruktion für die Brücke steht bereits. Der Rest wird immer nur für die Sommersaison montiert und vor dem Winter wieder abgebaut.
Die Metallkonstruktion für die Brücke steht bereits. Der Rest wird immer nur für die Sommersaison montiert und vor dem Winter wieder abgebaut. © Sportareal Kliny
Der Schlitten fährt auf einer Röhre. Ein Herausfallen sei so unmöglich, versprechen die Betreiber.
Der Schlitten fährt auf einer Röhre. Ein Herausfallen sei so unmöglich, versprechen die Betreiber. © Sportareal Kliny

Erste Arbeiten für die Rodelbahn wurden bereits im vergangenen Jahr durchgeführt. Denn über die Skipiste führt im Sommer eine Straße. „Im Winter ist die Straße außer Betrieb, da stört sie nicht. Aber für die Rodelbahn mussten wir eine Brücke installieren“, sagt Dlouhy. Die Pfeiler aus Beton wurden schon im Herbst eingelassen. Die Brücke wird sich außerhalb der Skipisten befinden und steht dem Winterbetrieb also nicht im Weg. Der Rest der Bahn kann Ende des Sommers komplett wieder abgebaut werden. Diese für Kliny wichtige Bedingung erfüllte die österreichische Firma Brandauer, die – wie Dlouhy sagt – zugleich die modernste Bahn im Erzgebirge liefert.

„Die Schlitten fahren auf einer Röhre und sind auf ihr so befestigt, dass es unmöglich ist, aus der Bahn hinauszufallen.“ Die drei Bremsen reagieren unabhängig voneinander und das auch bei regennasser Bahn. So können schon Kinder ab acht Jahren allein fahren. Gesichert sind sie wie jeder andere Fahrer mit einem Gurt. Kinder unter acht Jahren fahren mit einem Erwachsenen und werden mit einem eigenen Gurt gesichert.

Preise Sommerrodelbahn

Erwachsene: 1 Fahrt: 90 Kronen, 5 Fahrten: 400 Kronen, 10 Fahrten: 750 Kronen

Kinder (8 bis 15 Jahre): 1 Fahrt: 70 Kronen, 5 Fahrten: 300 Kronen, 10 Fahrten: 550 Kronen

Kinder (bis 8 Jahre in Begleitung): 1 Fahrt: 30 Kronen, 5 Fahrten: 120 Kronen, 10 Fahrten: 200 Kronen

Infos im Internet und hier

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Die neue Bahn ist jedoch nicht nur die modernste im ganzen Erzgebirge. Sie wird auch zu den längsten gehören, wie Dlouhy verrät. „Sie wird fast 900 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von 130 Metern.“ Die Länge gilt dabei tatsächlich nur für die Abfahrt. Nach oben geht’s wieder mit dem Vierer-Sessellift, der schon einige Jahre auch im Sommer in Betrieb ist. Dort werden dann von den Mitarbeitern auch die Rodel eingehängt und an der Bergstation wieder auf die Rodelbahn gesetzt.

Mit der neuen Rodelbahn erweist sich Kliny wieder mal als Vorreiter. In den vergangenen Jahren wurde bereits eine Crossstrecke für Roller und Rad installiert. Auf eigens geschaffenen Pisten kann man im Sommer den Hang hinunterrasen. Die neue Rodelbahn ändert daran nichts. Mal geht’s dank Brücken über die Rodelbahn, mal unter ihr hindurch. „Ähnlich wie die Skipisten haben wir auch für den Bikepark verschiedene Schwierigkeitsgrade. Es ist also für jeden was dabei.“ Roller und Räder werden zudem verliehen. Außerdem gibt es in Kliny einen Baumkletterpark, eine Minigolfanlage und Kletterwände. Dazu kommt ein Tennisplatz, auf dem auch Volleyball gespielt werden kann. Und die Sporthalle für Volleyball, Futsal, Badminton und mit Kletterwand ist ohnehin ganzjährig geöffnet. Das gilt auch für das Hotel. Inklusive Pension und Hütten verfügt das Areal über 100 Betten.

Die Rodelbahn ist aber nicht die einzige Neuerung, die Kliny für den Sommer vorbereitet. An das Restaurant wird in den kommenden Wochen eine große Terrasse angebaut. „Damit kommen wir den Wünschen unserer Gäste entgegen, die gern draußen sitzen“, sagt Josef Dlouhy. Ab Herbst will das Feriengebiet eigenes Bier brauen. Die Brauerei entsteht in einem Anbau zwischen Restaurant und Straße.

Und auch das ist noch nicht alles. „Wir möchten gern an die Bergbaugeschichte des Ortes erinnern.“ Dafür will Dlouhy, der ein echtes Eigengewächs aus Kliny ist, einen der alten Stollen wieder herrichten, in denen vor 300 bis 400 Jahren Silber abgebaut wurde. „Als Jungen sind wir da noch rein, später wurden sie zugeschüttet“, erinnert er sich noch. Der Stollen wird Teil eines neuen Lehrpfades. Auf dem erfährt man nicht nur etwas über den Silberbergbau. Er soll auch spielerische und sportliche Elemente enthalten, wie Kletterpartien über Felsen oder einen Barfußpfad auf Zapfen, Steinen, Sand und durch Wasser. Auch der Pfad wird an der Talstation des Sesselliftes enden, was einen bequemen Rückweg nach oben ermöglicht.

Kliny betreibt also einigen Aufwand, um auch im Sommer Gäste zu locken. Wobei der letzte Winter so schlecht gar nicht war. „Der Januar war problematisch, aber Weihnachten und vor allem Februar und März haben das wettgemacht“, ist Josef Dlouhy zufrieden. 101 Tage waren die Lifte in Betrieb, die von mehr als 30 000 Skifahrern und Snowboardern genutzt wurden. Da kann der Sommer noch nicht mithalten. 2017 zählte Kliny hier 6 000 Gäste. Das macht 20 Prozent der Wintersaison. „Aber es wurden bis jetzt jedes Jahr mehr“, freut sich Dlouhy. Für ihn steht fest: Der Sommer in Kliny ist mindestens genauso schön wie der Winter.