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Robotron-Gaststätte als Kultur-Kantine

Der Flachbau wird kaum noch genutzt. Pläne sehen den Abriss vor. Dagegen regt sich jetzt Widerstand. Es gibt neue Ideen.

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© Robert Michael

Von Lars Kühl

Ihr Mittagessen haben hier schon lange keine Werktätigen mehr in sich hineingeschaufelt. Auch die Zeiten, als Nachtschwärmer im „Mellys“ rhythmisch zu Discoklängen zuckten, liegen schon wieder zehn Jahre zurück. Es ist ruhig geworden im Flachbau neben dem Skater-Park auf dem ehemaligen Gelände des DDR-Elektrotechnik- und Computer-Kombinates Robotron. Lediglich die Semperoper rückt ab und zu fürs Proben an. Doch ganz so unbeachtet fristet die alte Speisekantine ihr Dasein doch nicht. Es gibt Leute in Dresden, die haben Großes mit ihr vor.

Früher haben 800 Menschen in der Betriebskantine Platz gefunden, selbst nach der Wende hielt sich das Speiseangebot zunächst. Dann begann das Wechselspiel in der Nutzung. Konstant blieb dagegen die Ausgestaltung. Noch heute sind beispielsweise die Betonformsteine an der Wand, hat Marco Dziallas vom Netzwerk „ostmodern“ festgestellt. Er und seine Mitstreiter wollen, dass diese „Kunst am Bau“ erhalten bleibt. Zuletzt hatten sie am benachbarten Robotron-Gebäude, das gerade abgerissen wird, für die haushohen Mosaike aus Bleiglas gekämpft. Mit Erfolg, denn der Investor, die Unternehmensgruppe Immovation aus Kassel, will nun versuchen, zwei Fenster auszubauen und zu sichern. Allerdings muss sich zeigen, ob dies möglich ist.

Gelingt es, sollen diese Artefakte jüngerer Stadtgeschichte – das Robotron-Gelände hinter der St. Petersburger Straße wurde hauptsächlich zwischen 1969 und 1972 bebaut – eigentlich im städtischen Lapidarium gezeigt werden. „Ostmodern“ bringt jetzt einen anderen Vorschlag: Die Betriebsgaststätte soll zur Kultur-Kantine werden. Dort könnten die geretteten Teile wie die Bleigläser, aber auch Verblendungen aus Meißner Keramik und andere Verzierungen aus der damaligen Zeit später zu sehen sein. Wechselnde Ausstellungen, wie beispielsweise von zeitgenössischen Fotografien, ergänzen das Angebot genauso wie Dauerschauen zur Nachkriegsmoderne in Dresden und zur Geschichte von Robotron, schlägt Dziallas vor. Die Terrasse um drei Seiten der DDR-Gaststätte könnte als Café genutzt werden. Das Gebäude wäre noch intakt. Es müsste zwar Geld in eine Modernisierung gesteckt werden, aber als eigenes Architekturzeugnis würde es im Original erhalten bleiben. Erste Gespräche mit dem Stadtplanungsamt wurden auch schon geführt.

Die Behörde sieht eigentlich vor, die Speisegaststätte abzureißen und als Grünfläche dem benachbarten Blüherpark zuzuschlagen. Immovation als Eigentümer des Grundstückes will das Areal auch nicht mit in seinen Wohnpark einbeziehen. Sollte der Flachbau stehen bleiben, müsste entsprechend umgeplant werden.

Stadtratsmitglied Thomas Löser und baupolitischer Sprecher der Grünen unterstützt die Pläne des Netzwerkes. „Wir müssen eine Diskussion anschieben, und nicht erst in zehn Jahren, wenn es zu spät ist.“ Er will ausloten, ob es die Bereitschaft gibt, die Robotron-Gaststätte als Kultur-Kantine in die neue Lingnerstadt zu integrieren.