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Rivalen für Rossi

Der Motorrad-Superstar startet den nächsten Angriff auf den zehnten WM-Titel. Doch der Kreis der Konkurrenten ist so groß wie lange nicht.

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© dpa

Von Uli Schember

Konzentriert nimmt Valentino Rossi das Ziel ins Visier, drückt ab und trifft. Der Anfänger verkauft sich beim Tontaubenschießen mit Profi Nasser Al-Attiyah vor dem Auftakt der MotoGP-Saison in Katar ausgezeichnet, trotz einiger Fehlversuche (Rennen nach Redaktionsschluss). Auf gewohntem Terrain dürfte es für den italienischen Superstar in diesem Jahr deutlich schwieriger werden zu erreichen, was er sich vorgenommen hat.

Das Feld in der Königsklasse ist kräftig durcheinander gewirbelt. Einige Spitzenpiloten haben das Motorrad getauscht, für Rossi, der auch mit 38 Jahren weiter seinem zehnten Weltmeistertitel nachjagt, ist es dadurch nicht leichter geworden. „Mindestens sechs Fahrer können gewinnen“, sagt der „Doctor“ aus Tavullia. Natürlich gehört er selbst wieder zu den Kandidaten. Auch seinen neuen Yamaha-Kollegen Maverick Viñales, Weltmeister Marc Márquez, Dani Pedrosa (beide Honda) sowie Ducati-Neuzugang Jorge Lorenzo hat Rossi auf der Rechnung – allesamt Spanier.

„Wir hatten einen schwierigen Winter. Es gab Probleme, das richtige Set-up zu finden“, sagt Rossi. Bei den letzten Testfahrten vor zwei Wochen auf dem Losail Circuit konnte er nicht restlos überzeugen. Schnellster Mann war wie in der gesamten Vorbereitung der 22-jährige Viñales.

„Maverick wird Valentino und Marc das Leben sehr, sehr schwer machen“, sagte Jonas Folger. Der Neuling, als einziger Deutscher in der MotoGP für Tech3-Yamaha am Start, hält den jungen Umsteiger für den Favoriten. Viñales war im vergangenen Jahr noch für Suzuki unterwegs.

Andrea Iannone (Italien) ersetzte Viñales bei den Japanern, seinen Platz bei Ducati nahm Lorenzo ein. Der Champion von 2010, 2012 und 2015, bis zuletzt mit Rossi für Yamaha unterwegs, ist die große Unbekannte. Ducati hat nur einmal den MotoGP-Titel geholt, 2007 sorgte der Australier Casey Stoner für den Meilenstein. Seitdem hatte das Werksteam schwierige Jahre. Auch Rossi versuchte sich vor Jahren beim Rennstall aus der Heimat, es lief nicht viel zusammen. Seit der Rückkehr zu Yamaha ist er wieder konkurrenzfähig, wurde zuletzt dreimal Vizeweltmeister. Er hat in dieser Saison nicht die letzte Chance auf den erneuten Titel, mindestens zwei Jahre will das Gesicht der MotoGP noch fahren.

„Bist du sicher, dass ich das versuchen kann? Ist das nicht gefährlich?“, fragte Rossi im Losail Shooting Complex seinen Lehrmeister Al-Attiyah, zweimaliger Sieger der Rallye Dakar und 2012 bei Olympia Bronzemedaillengewinner im Skeetwettbewerb. „Es ist wie auf dem Motorrad. Du bewegst dich auf einer Linie und beschleunigst“, antwortete der Katarer. Rossi hörte, folgte mit dem (italienischen) Gewehr der fliegenden Scheibe und ließ sie mit einem Schuss zerplatzen. (sid)