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Ritterschlag für Bergweg

Der Deutsche Wanderverband hat die Strecke im Oberland ausgezeichnet. Der Aufwand dafür war enorm.

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© Matthias Weber

Carina Brestrich und Holger Gutte

Der blaue Balken zeigt, wo’s langgeht: Wer sich beim Wandern an ihm orientiert, befindet sich auf einem der schönsten Wanderwege Deutschlands, dem Oberlausitzer Bergweg. Er führt über 104 Kilometer vom Töpferort Neukirch über Sohland, Ebersbach, Eibau, Großschönau und dem Zittauer Gebirge bis nach Zittau. Seit Kurzem gehört er sogar ganz offiziell zu den schönsten. Denn der Deutsche Wanderverband hat die Route mit dem Zertifikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Das Siegel gilt in der Wanderszene gewissermaßen als Ritterschlag.

Sandra Adolf ist froh, dass es mit der Zertifizierung des Oberlausitzer Bergweges nun endlich geklappt hat. „Das ist nicht so einfach gewesen“, sagt die Geschäftsführerin der Touristischen Gebietsgemeinschaft (TGG) Naturpark Zittauer Gebirge. Mehrere Jahre hat der Verband zusammen mit seinem Pendant im Bautzener Oberland, der TGG Oberlausitzer Bergland, auf das Prädikat hingearbeitet. Immerhin gelten für einen Qualitätsweg strenge Kriterien.

So etwa darf der Weg nicht mehr als drei Kilometer am Stück auf Asphalt verlaufen. Zudem sollen die Wanderer so wenig wie möglich auf vielbefahrenen Hauptstraßen laufen müssen. Ihr Anteil an der Gesamtstrecke darf höchstens drei Prozent betragen. „Wir haben den Weg deshalb an einigen Stellen umverlegen und da auch neu ausschildern müssen“, erklärt Sandra Adolf. Unter anderem bei Sohland, Beiersdorf, Neusalza-Spremberg und Oybin-Hain verläuft er deshalb anders als bisher. Aber das klingt einfacher, als es ist. Dafür mussten Eigentumsrechte geklärt, Flächen erworben oder getauscht werden.

Nicht nur Lob eingebracht

Das hat nicht nur viel Zeit gekostet, sondern auch schon zu Verwirrungen geführt. „Wanderer mit alten Karten hatten Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden“, sagt Bernd-Joachim Schmidt. Als Kreiswegewart im Altkreis Löbau hat er von Anfang an bei der Vorbereitung der Zertifizierung geholfen. So weiß er auch, dass das Umverlegen nicht nur Lob mit sich brachte. Immerhin führt der Bergweg jetzt stellenweise nicht mehr direkt durch die Orte. Extra am Weg angebrachte Hinweisschilder laden deshalb jetzt zu Abstechern in die Orte ein: „Sehenswertes und Einkehrmöglichkeiten sind außerdem in der Wanderkarte vermerkt“, sagt er. Die sei trotz der Markierungen am Weg Grundlage jedes Wanderers. Und nicht nur die. Auch das Siegel, was der Bergweg mit der Zertifizierung jetzt trägt, ist für Wanderfreunde von Bedeutung. Der jahrelange Aufwand wird sich in der Zahl der Urlaubsgäste widerspiegeln, hofft Heiko Harig, Chef der TGG Oberlausitzer Bergland. „Wenn Wandervereine ihre jährlichen Touren planen, achten sie auf das Qualitätssiegel“, sagt er.

Holm Große, Chef der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO), ist dennoch überzeugt, dass das Prädikat hilft, Wanderfreunde und andere Aktivurlauber in die Oberlausitz zu locken. Rund 80 000 Euro wurden dafür in den vergangenen Jahren investiert: „Qualität spielt für die Vermarktung eine immer wichtigere Rolle, auch bei Wanderwegen“, sagt er. Hinzu komme, dass sich immer mehr Menschen während ihres Urlaubs beim Wandern in den Mittelgebirgen entspannen.

Hoffnung auf mehr Gäste

Dass in den vergangenen Jahren mehr Wanderer unterwegs sind, spürt auch Hubertus Sprengel von der Bielebohbaude. Die Gaststätte mit Hotel liegt direkt am Oberlausitzer Bergweg. „Ich hoffe natürlich, dass nun noch mehr Gäste kommen“, sagt er. Werbung machen will die MGO für ihren Qualitätsweg außerdem auf Messen, im Internet und in Fachmagazinen. In drei Jahren muss der Bergweg seinen Titel verteidigen. Dann nämlich wird erneut geprüft, ob der Weg die vielen Kriterien noch erfüllt. Das übrigens ist dem berühmten Rennsteig einst zum Verhängnis geworden. Knapp drei Jahre trug er das Siegel als Qualitätsweg. Dann aber erkannte es ihm der Deutsche Wanderverband wieder ab.

www.oberlausitzer-bergweg.de

Die Fachzeitschrift „Wandermagazin“ sucht „Deutschlands schönste Wanderwege“. Der Bergweg ist nominiert. Zur Abstimmung geht es hier:

www.wandermagazin.de