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Rittergut überraschend verkauft

Neuer Eigentümer ist ein Dresdner Unternehmer. Über die Zukunft des Areals in Seifersdorf hat er klare Vorstellungen.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Das Areal ist mehrere Hektar groß, es liegt mitten in Seifersdorf, um die Art der Verwendung wird seit Jahren gerungen. Jetzt zeichnet sich eine neue Wendung ab. Zunächst gab es Gerüchte im Ort. Dann hing plötzlich ein unscheinbarer Briefkasten mit der Aufschrift „Rittergut Seifersdorf GmbH & Co. KG“ am Tor. Unter den Einwohnern herrschte Ratlosigkeit. Nie von der Firma gehört, hieß es im Ort. Laut Handelsregister wurde das Unternehmen Ende März in Dresden gegründet, Sitz ist Seifersdorf. Gesellschafter ist Frank Nieder aus Dresden. Er ist Geschäftsführer einer Gerüstbaufirma. Er bestätigt, dass das Gelände einen neuen Eigentümer hat. „Ja das Areal ist verkauft worden“, sagt er.

Planer legten einen Entwurf für das Seifersdorfer Ortszentrum vorgelegt.
Planer legten einen Entwurf für das Seifersdorfer Ortszentrum vorgelegt. © Planungsbüro Schubert

Auch Gernot Glatz, der langjährige Eigentümer der Immobilie, bestätigt den Wechsel. Allerdings vermeidet er das Wort Verkauf. „Ich will das so formulieren: Ich habe die Verantwortung weitergegeben“, sagt er. Alles sei vertraglich geregelt. Über die genaue Art der Vertragskonstruktion möchte er nichts benennen. Grund für die Trennung von der Immobilie ist nach seiner Auskunft sein hohes Alter. „Ich möchte mich nicht mehr mit den Behörden auseinandersetzen. Die Belastungen, die ein solches Bauprojekt mit sich bringt, sind für mich inzwischen zu hoch“, sagte er.

Ihn freue es, dass mit Frank Nieder ein Interessent gewonnen werden konnte, der jetzt mit neuen Ideen das Projekt angeht. Neue Ideen? Das hört sich nach einer Kehrtwende bei den bisherigen Plänen für einen Eigenheimstandort an. Da beschwichtigt Frank Nieder. „Wir werden die bisherigen Ziele weiter verfolgen“, sagte er. Allerdings werde es mit der Umsetzung noch einige Zeit dauern. „Wir müssen jetzt Termine mit den Behörden machen um die weiteren Details zu besprechen.“

Denkmalschutz im Gut wichtig

Gernot Glatz wollte auf dem Areal einen Mix aus Wohnen und Gewerbe etablieren. Das Zentrum der Anlage sollte ein dreiflügeliges Gebäude bestehend aus dem Herrenhaus, der einstigen Scheune und dem Schweinestall bilden. Die drei jetzt noch einzeln stehenden Häuser werden durch Verbindungsbauten zusammengefügt. Darin sollten Wohnungen untergebracht werden, Gastronomie und ein Altenpflegeheim. Hinter dem dreiflügeligen Gutshof werden nach den bisherigen Planungen acht Doppelhäuser angeordnet. Je zwei Familien könnten solch ein Haus beziehen. Entlang der alten Lindenallee werden zwölf Einfamilienhäuser errichtet. Die zweistöckigen Gebäude erhalten ein steiles Satteldach, der obere Teil soll mit Holz verkleidet werden. Sie orientieren sich dabei an Bauten in der Umgebung, beispielsweise das Pfarrhaus. Nach einer Präsentation der Pläne im Sommer 2015 und einer öffentlichen Auslage wurden zahlreiche Änderungswünsche eingereicht. So lehnte der Seifersdorfer Ortschaftsrat beispielsweise ab, den vor dem Rittergut verlaufenden Kirchweg als Ausfahrt zu nutzen. Wichtig war es den Seifersdorfern auch, Stall und Scheune möglichst originalgetreu zu erhalten, da es sich um Baudenkmale handelt. Nach weiteren Gesprächen sicherte er zu, dass Scheune und Stall nach den Vorgaben des Denkmalschutzes behandelt werden.

Die Ortsvorsteherin von Seifersdorf Kathrin Schulze (OBL) weiß offiziell noch nichts von dem Wechsel. „Mir ist natürlich auch der Briefkasten der neuen Firma aufgefallen. Aber Einzelheiten kenne ich nicht.“ Über die Ankündigung von Frank Nieder, die Pläne von Gernot Glatz weiterzuverfolgen, freut sie sich. „Wir wollen, dass die Brache mitten im Ort verschwindet. Wir werden aber auch genau hinschauen, dass die Vorgaben des Denkmalschutzes eingehalten werden. Einer Aufweichung der bisher ausgehandelten Pläne werden wir nicht zustimmen.“

Inserate im Internet

Hinweise auf einen Verkauf hatte es schon gegeben. Im Internet tauchten zwei Inserate auf. Im Sommer vergangenen Jahres war auf dem Immobilienportal „immobilienscout24.de“ ein Grundstück von besonderer Güte direkt vor den Toren Dresdens angeboten worden. Kaufpreis: 1,5 Millionen Euro. „Das Grundstück befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Schloss von Seifersdorf und war früher selbst Teil des alten Gutshofes des Grafen von Bühl. Im Kaufpreis enthalten sind das Grundstück sowie die denkmalgeschützten ehemaligen Gebäude und Stallungen auf dem Gelände“, hieß es. Zuletzt bot im Frühjahr ein Hersteller von Fertigteilhäusern Parzellen in Seifersdorf zum Kauf an. Das Ganze wurde ebenfalls über die Seite Immobilienscout 24 geschaltet. Gernot Glatz gab an, von beiden Verkaufsanzeigen nichts gewusst zu haben. Kurz nach Bekanntwerden wurden sie von der Seite gelöscht.