Merken

Riskantes Überholen

Auf der Rottwerndorfer Straße in Pirna gibt es viele ungeduldige Autofahrer. Sie gefährden nicht nur Buspassagiere.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Was hier passiert, geht gar nicht“, sagt die Pirnaerin erbost. Sie wohnt auf der Brahmsstraße und benutzt oft den Bus der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS), um von der Südvorstadt in die Stadt zu fahren beziehungsweise zurückzukehren. Ihre Bushaltestelle ist die Bachstraße.

Schon mehrfach musste sie beim Aussteigen feststellen, dass es die Autofahrer hinter dem haltenden Bus mit der Verkehrsordnung nicht sehr genau nehmen. „Immer wieder kommt es vor, dass die Pkw-Fahrer nicht abwarten, bis der Bus wieder anfährt. Sie scheren einfach aus und überholen den Bus jenseits der Verkehrsinsel“, schimpft die Dame. Das sei riskant und gegen die Regeln. Denn die rücksichtslosen Autofahrer gefährdeten zum einen die Fußgänger, die mithilfe der Verkehrsinsel die Straße überqueren. „Außerdem besteht das Risiko, dass sie mit dem Gegenverkehr kollidieren, denn sie nutzen die gegenüberliegen Fahrspur“, erklärt die Pirnaerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Sie betont, dass es auch an anderen Haltestellen auf der Rottwerndorfer Straße zu diesen gleichermaßen gefährlichen und verkehrswidrigen Überholmanövern komme. „Ganz besonders schlimm finde ich, wenn ein Auto an der Haltestelle bei der evangelischen Oberschule ausschert. Dort steigen immer viele Schulkinder ein und aus“, sagt sie. Vermutlich verleitet die gerade Streckenführung der Rottwerndorfer zu diesem Leichtsinn, meint sie.

Zurück zur Haltestelle Bachstraße, wo in diesem Moment ein älterer Herr aus dem Bus aussteigt. Es ist Peter Milde, der ebenfalls in der Brahmsstraße wohnt und die Beobachtungen seiner Nachbarin bestätigt. „Ja, immer wieder nehmen Autofahrer hinter dem Bus links die Fahrbahn, um zu überholen. Egal, ob Fußgänger an der Verkehrsinsel stehen oder nicht. Dass hier noch kein Unfall passiert ist, grenzt an ein Wunder“, meint Milde kopfschüttelnd und setzt seinen Weg nach Hause fort.

Die OVPS kennt das Problem gut. „Wir können den Bericht der Anwohner aus der Pirnaer Südvorstadt bestätigen. Entlang der Rottwerndorfer Straße werden unsere Busse, die eine der Haltestellen bedienen und aus diesem Grund halten, rücksichtslos überholt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es eine Fußgängerquerung gibt“, sagt Pressesprecherin Solveig Großer.

Polizei will handeln

In Übereinstimmung mit der Anwohnerin der Brahmsstraße mache vor allem die Haltestelle Pirna-Südvorstadt-Schule große Sorgen. Hier querten täglich viele Mittelschüler und Gymnasiasten auf dem Weg nach Hause die Straße. Jedoch sind der OVPS die Hände gebunden. Man könne nicht in den Verkehr eingreifen.

Ebenso machtlos ist die Stadtverwaltung Pirna. „Unsere Behörde hat keine Befugnis, den fließenden Verkehr zu kontrollierten“, stellt Stadtsprecher Thomas Gockel fest. Dabei sei die Ausschilderung eindeutig. „Die Zwangspfeile an den Verkehrsinseln zeigen an, dass niemand überholen darf“, sagt Gockel. Wer es dennoch tut, verstößt folglich gegen die Verkehrsordnung.

Also ist die Polizei gefragt. Doch die weiß von nichts. Polizeisprecherin Jana Ulbricht fragte sowohl bei den Kollegen im Revier Pirna wie auch bei den Mitarbeitern der Verkehrsüberwachung nach. „Die Situation war bis dato weder in Pirna noch bei der Verkehrsüberwachung bekannt“, sagt Jana Ulbricht. Es habe sich diesbezüglich einfach noch niemand an die Polizei gewandt. Sie verspricht, dass sich beide Stellen in Abstimmung der Sache annehmen. Zudem werde die Polizei die Problematik mit der Verkehrsbehörde der Stadt Pirna besprechen.

Wer künftig verkehrswidrig auf der Rottwerndorfer Straße überholt, muss mit Strafen rechnen.