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Ringeltauben sind Gewinner des Klimawandels

Die Stunde der Wintervögel hat sowohl erfreuliche als auch bedenkliche Ergebnisse erbracht.

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© D. Scharnhorst

Von Bernd Katzer

Meißen. Bei vielen Arten ist ein Rückgang erkennbar. So lautet ein erstes kurzes Fazit zur sogenannten Stunde der Wintervögel. Insgesamt 424 Teilnehmer haben bei der Aktion des Nabu und des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern mitgemacht. Innerhalb von drei Tagen zählten sie an 256 Orten im Kreis rund 12 000 Vögel.

Als häufigste Vogelart, mit fast 2 000 Exemplaren, wurde der Haussperling festgestellt. Vermutlich flogen zum Zeitpunkt der Aktion mehrere Schwärme der aus Polen und Russland stammenden Saatkrähe über den Kreis Meißen. Die Art landete aus diesem Grund mit 1 920 Exemplaren auf Platz zwei. Die große Meise oder auch Kohlmeise belegte den dritten Platz .

Der schmucke Feldsperling liebt mehr die Randbereiche der Städte und Dörfer. Er stand der Häufigkeit nach an vierter Stelle. Der Unterschied zum Haussperling: Der Feldsperling hat auf der weißen Kopfseite noch einen schwarzen Wangenfleck und ist an seinem schmalen weißen Halsband im Nacken erkennbar. Auf ihn folgte an fünfter Position die kleine Blaumeise.

Um die Amseln stand es in den letzten Jahren oft schlecht. Der aus Afrika stammende Usutu-Virus setzte ihnen besonders zu. Erstmals wurde das nach einem südafrikanischen Fluss benannte tropische Virus 2010 in Stechmücken in Deutschland nachgewiesen. In den Jahren 2011 und 2012 kam es dann zu einem großräumigen Ausbruch des Virus, welches ein Massensterben vor allem von Amseln in Südwestdeutschland verursachte. Bei der Wintervogelzählung im Kreis wurden 539 Amseln gemeldet.

Während die Kleinvögel den Ornithologen oft Sorgen machen, da es bei vielen Arten einen beachtlichen Rückgang gibt, haben Rabenvögel offensichtlich nicht so zu kämpfen. Die Elster (382) und die Rabenkrähe (362) belegten Platz acht und neun. Unter die ersten Zehn schafften es noch die Schwanzmeisen. Sie besuchen meist im Schwarm die Meisenknödel.

Die Ringeltaube (197) ist auf dem besten Wege, vom Zugvogel zum Standvogel zu werden. Im Winter war früher meist Spanien ihr Ziel, heutzutage versuchen sie, im Landkreis zu überwintern. Auf einen Zug nach Süden verzichteten zudem zahlreiche Rotkehlchen sowie Stare. Mit aktuell rund 3,65 Millionen Brutpaaren zählt der Star zwar zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland und Europa. Doch Anfang der 1990er Jahre waren es noch mehr als 5,5 Millionen Brutpaare – ein Rückgang von rund einem Drittel. Der Grund: Seine bevorzugten Lebensräume werden immer kleiner. Der Star brauche Baumhöhlen zum Brüten und Flächen mit kurzer Vegetation, um Würmer und Insekten für seinen Nachwuchs zu finden. Doch auf dem Land werden Weiden, Wiesen und Felder mit Alleen und Waldrändern immer intensiver genutzt.

Nach Nabu-Angaben wird der Rückgang vor allem von Kleinvögeln durch weitere Faktoren überlagert. So könnten milde Winter dazu führen, dass weniger Vögel in Siedlungen gesehen werden – weil sie anderswo ausreichend Nahrung finden. Zudem beeinflusse das Nahrungsangebot in den Herkunftsgebieten in Nord- und Osteuropa das Vorkommen in Deutschland.