SZ +
Merken

Riesige Edelsteinkugel entdeckt

Ein Amateur-Forscher hat jetzt im Triebischtal ein sogenanntes Wildes Ei gefunden und führt auch zu seinem Ursprungsort.

Teilen
Folgen
NEU!
© Stadt Meißen

Triebischtal. Hobby-Geologe Holger Sickmann ist oft mit Hammer und Meißel in der Region unterwegs, stets auf der Suche nach interessanten Gesteinen und Mineralen. Bei diesem Ausflug aber verschlägt es ihm im Triebischtal die Sprache. „Einen so schönen Fund“, sagt Sickmann, „habe ich in meinem Leben noch nicht gemacht.“

Hier ist die rötlich-braune Maserung schön zu sehen.
Hier ist die rötlich-braune Maserung schön zu sehen. © Stadt Meißen

Bei Sickmanns Entdeckung handelt es sich um ein sogenanntes Wildes Ei – ein etwa 80 Zentimeter großes, eiförmiges Gesteinsobjekt mit rötlich-brauner Maserung. Hinter diesem in der Forschung viel diskutierten Phänomen verbergen sich mehr oder weniger kugelförmige Gebilde, die beim Aufspalten im Inneren verschieden auskristallisierte Minerale erkennen lassen. In einer ehemals zähen Lava bildeten sich vor rund 295 Millionen Jahren blasenartige, gashaltige Hohlräume. Sie füllten sich beim langsamen Abkühlen mit mineralischen Substanzen wie Achat, Bergkristall, oder Amethyst. Die Mineralfüllung wurde von einem dichten, feinkörnigen Porphyrmantel kugelförmig eingeschlossen. Der Bereich Garsebacher Schweiz, Dobritz, Hohe Eifer ist dank dieser Besonderheit nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern ein geowissenschaftliches Eldorado.

Hier gabs mal Vulkane

Im Landschaftsbild spiegelt sich eine sehr bewegte Vergangenheit. Das Areal war vor rund 300 Millionen Jahren ein Ort intensiver vulkanischer Aktivität. Erdbeben erzeugten Risse und Spalten, die saures Magma aufstiegen ließen, das sich eruptionsartig seinen Weg bahnte und schließlich zur Bildung eines Lavadoms führte, der sehr langsam auf die Erdoberfläche ausgetreten sein muss. Noch heute zeugen etwa die markanten Felshänge von Zuckerhut und Götterfelsen von diesem Prozess.

Die Besonderheit des Meißner Vulkanitkomplexes liegt nicht nur in dem auffälligen Vorkommen Wilder Eier, sondern mehr noch im Auftreten von Pechstein, einem vulkanischen Glas, das nicht nur europaweit einzigartig ist, sondern dessen Vorkommen in Meißen gemeinhin als das größte der Welt gilt. „Der Meißner Pechstein ist das älteste Glas der Erde, welches tatsächlich noch glasig ist“, sagt Professor Gerhard Heide von der Bergakademie Freiberg. Nur Glas in Meteoriten oder Mondproben sei älter.

Pechstein abgebaut

Bis in die 50er Jahre hinein hatte der Pechstein sogar eine wirtschaftliche Bedeutung. Er wurde als Rohstoff für die Glasindustrie abgebaut und veredelt. Schon 1867 betrieb der Unternehmer Friedrich Siemens in Dresden eine Glasfabrik, die durch den Einsatz einer innovativen Ofentechnik zum größten Glashersteller Europas avancierte und Pechstein, also vulkanisches Glas aus Meißen, für die Flaschenproduktion nutzte.

Die Steinbrüche, in denen der Meißner Pechstein abgebaut wurde, etwa an der Fichtemühle in Garsebach, sind auch heute noch gut zu erkennen.

Wie es zur eigentümlichen Wortfindung für die kugeligen Gesteinsgebilde der Wilden Eier kam, ist freilich ein genauso großes Rätsel wie der Prozess ihrer Entstehung selbst. Professor Heide geht davon, dass die Arbeiter in den Siemensschen Glaswerken diese Einschlüsse im Pechstein nicht einschmelzen konnten. Sie wurden als seltsame „Wilde Eier“ einfach beiseitegelegt. Holger Sickmann hingegen weiß eine alte Legende zu berichten, von Teufelszehen in der Ochsendrehe… (SZ)

Interessierte können sich direkt per Email an Holger Sickmann wenden: [email protected]