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Riesenparty für ein buntes Dresden

Dresden setzt den Pegida-Märschen etwas Großes entgegen – mit Herbert Grönemeyer, Jan Josef Liefers und anderen.

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© kairospress

Von Annechristin Bonß

Ein bisschen Pop, ein wenig Rock, dazu Klassik, Jazz und ein Urgestein der deutschen Musikszene – das sind die Zutaten für das Konzert „Offen und bunt – Dresden für alle“ am nächsten Montag auf dem Neumarkt. Laute Töne gehören zu dem Rezept, mit dem die Organisatoren vom Verein „Dresden – Place to be“ für ihre Stadt werben wollen. Und die ist vor allem bunt, verspricht das Motto.

Dafür sollen 40 000 Besucher in Dresdens Innenstadt zusammenkommen und feiern. Sie dürfen sich auf Musik von Herbert Grönemeyer, Jan Josef Liefers, Jupiter Jones, Jeanette Biedermann, Marquess, Silly, Keimzeit und Sebastian Krumbiegel freuen. „Wir hoffen auf ein tausendfaches Bekenntnis für Weltoffenheit und Toleranz“, sagt Initiator Gerhard Ehninger, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I im Uniklinikum.

250 Musiker und Künstler werden ab 18 Uhr auftreten. Seit gut zwei Wochen arbeiten 500 Menschen an dem Vorhaben. Dazu gehören auch das Bündnis „Dresden für alle“, das Team vom Dresdner Neujahrsputz und die neue „Initiative weltoffenes Dresden“. Darunter haben sich zahlreiche kulturelle Einrichtungen der Stadt vereint. Finanziert wird das Konzert aus Spenden. Zwar spielen die Musiker ohne Gage. Für Bühnentechnik, Hotel- und Anreisekosten ist aber ein sechsstelliger Betrag notwendig. Der werde nicht von irgendjemandem im Hintergrund gezahlt, nicht von der Politik, der Regierung oder Parteien, sagt Ehninger. Kommen nicht so viele Spenden zusammen, bürgen Privatpersonen, teilt ein Sprecher vom Organisationsteam mit.

Dieser Preis ist es ihnen wert. „Wir wollen in einer zivilisierten Form für Toleranz und Respekt eintreten“, sagt Ehninger. Er wirbt für eine neue Diskussionskultur, auch mit den Anhängern von Pegida. „Wir wollen nicht einen auf Friede, Freude, Eierkuchen machen“, sagt er. Die Musik soll das Ventil für neue Kommunikation sein, auch wenn unterschiedliche Positionen aufeinandertreffen. „Toleranz bedeutet auch, dass wir uns darüber austauschen.“

Die Sicherheit der Konzertbesucher sei dabei besonders wichtig. Die Organisatoren stehen mit der Polizei, dem Ordnungsamt und den Behörden des Landes in Verbindung. Ein Ergebnis ist der Standort der Bühne gegenüber der Frauenkirche. Zudem ist heute ein abschließendes Gespräch über das Sicherheitskonzept geplant. Über 400 ehrenamtliche Ordner sollen die Veranstaltung absichern. Noch fehlen 250. Sie können sich beim Verein melden und werden noch geschult. „Angst haben wir nicht“, sagt Ehninger. Auch wenn parallel wieder eine Pegida-Demo stattfinden sollte. Wenn es nach ihm geht, soll der Innenstadtring die Konzertbesucher von Pegida trennen. Ob die Behörden dem Wunsch folgen, steht noch nicht fest. „Von uns geht keine Gewalt aus“, sagte Ehninger.

Sie wollen mit Worten überzeugen. So sollen auf der Neumarkt-Bühne neben den Musikern auch Dresdner zu Wort kommen. Unter anderem haben Olaf Schubert und die Sängerin Annamateur eine Video-Botschaft vorbereitet. Dazu sprechen Ausländer, die hier eine neue Heimat gefunden haben, aber auch Fremdenfeindlichkeit kennen. So wie Raquel Pérez Palencia. Die gebürtige Spanierin lebt seit neun Jahren in Dresden und arbeitet für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Sie berichtet von einem Vorfall in der Straßenbahn. „Ein Mann beschimpfte mich, weil ich mit meinem Sohn Spanisch gesprochen habe“, sagt sie. Keiner der Fahrgäste habe eingegriffen. Angst habe sie keine. Nur Wut, dass niemand geholfen habe. „Das Konzert soll Startpunkt für Zivilcourage sein“, wünscht sich Raquel Pérez Palencia.

Das wollen die Organisatoren auch optisch unterstreichen. Sie setzen auf ein buntes Vielerlei bei Dresdens berühmtem Canaletto-Blick. Ähnlich wie beim Kirchentag 2011 sollen Dresdens Prachtbauten an der Brühlschen Terrasse samt der Augustusbrücke angestrahlt werden.

www.dresden-place-to-be.de