Merken

Riesen-Wanne aus Großenhain

Schlosser werkeln nicht nur an Kleinstteilen. Manchmal muss es auch riesig zur Sache gehen.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Viele Berufseinsteiger wollen lieber einen Job in der Industrie als im mittelständischen Handwerksbetrieb. Und übersehen neben Fahrerei oder gar Umzug zum Wunschort oft, dass sie die monotonen Handgriffe an der Taktstraße schnell langweilen. Arbeitsfrust ist oft die Folge. Timmy Held vom gleichnamigen Metallbaubetrieb wäre das nichts, gibt er lachend zu. Er tüftelt da lieber selbst. Sein 15-Mann-Betrieb in Großenhain hat jetzt eine knapp 16 Meter lange und drei Meter breite Auffangwanne gebaut und damit eines der größten Teile, die überhaupt je seinen Betrieb an der Ortsumfahrung der B 98 verlassen haben. Die 9,5 Tonnen schwere Stahlkonstruktion verlässt nun per Sondertransport die Stadt Großenhain in Richtung Linz in Österreich und ist für den dortigen Hafen bestimmt. Dort wird die Superwanne schon sehnsüchtig erwartet. Zwar wird sie nie zu Wasser gelassen, aber dafür sorgen, dass nichts ausläuft.

Ein Deckel drauf für alle Fälle

Wenn von irgendwoher Schiffscontainer entladen werden und plötzlich tropft es, dann kommt die Großenhainer Wanne zum Einsatz. Die Container werden dann mit Krantraverse einfach in die Wanne gesetzt. Mögliche Säuren oder beliebige andere Chemikalien werden so aufgefangen, ohne dass sie Schaden anrichten können. Damit auch nichts ausgast, bekommt die Wanne samt Container noch einen Deckel – konstruktiv als verschließbares Hochdach. Als Erste am Markt hat die Firma Held den Wannenkörper nicht wie bisher üblich aus Edelstahl, sondern aus Stahlblech mit einer innen liegenden säurebeständigen Epoxidharzbeschichtung konstruiert und gebaut. Eine Kontaktkorrosion zwischen Container und Wanne wird somit ausgeschlossen. Der Wannenkörper wird durch eine verzinkte Hohlprofilkonstruktion gehalten. Das Anheben mit Stapler oder Kran ist so ohne Probleme möglich. Preislich ist die neuartige Wanne durch die verwendeten Materialien bis zu 60 Prozent günstiger als Edelstahlwannen. Sie sind chemikalienbeständiger und durch die Wahl der Beschichtung auf die jeweils ankommenden Güter verschieden anpassbar. Seit zwei Jahren steht solch eine Großenhainer Gefahrengut-Wanne schon im Container-Hafen in Wolfsburg und leistet dort gute Dienste für die Umwelt und die Anwohner. Für Timmy Held sind es solche Arbeiten, die den Beruf abwechslungsreich und innovativ machen. Als Obermeister der Metallinnung Riesa-Großenhain würde er sich wünschen, die Betriebe würden mehr mit solchen Beispielen werben, ob nun übers Netz oder direkt bei Schulen. Das würde vielleicht doch manchen Jugendlichen überraschen und zu einer Ausbildung in einem mittelständischen Betrieb motivieren. „Denn meine Erfahrung ist, viele wissen gar nicht, was die Handwerksbetriebe alles machen“, sagt Held.

Klappern gehört zum Handwerk sozusagen – und dann wäre der Tenor solcher Gesprächsrunden wie kürzlich beim Großenhainer Unternehmertreff ein anderer. Dort hatten etliche Unternehmer das bekannte Thema „Suche nach guten Auszubildenden“ angesprochen. Meist mit ratlosen Gesichtern, denn um junge Leute zu werben, müsste man schon frühzeitig fürs Handwerk klappern – mit Ferienjobs, Praktika, vielleicht langfristige Projektarbeit.