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Riesen-Pipeline durch Äcker

Die Planungen für die neue Erdgastrasse gehen voran. Die Stadt hätte gern, dass sie einen Bogen um Coswig macht.

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© Archiv/dpa

Von Peggy Zill

Coswig. Durch mehr als 1 000 Seiten und Karten in vier dicken Ordnern muss sich kämpfen, wer sich über die neue Erdgasfernleitung Eugal informieren möchte. Seit Anfang der vergangenen Woche liegen die Unterlagen im Rathaus aus. Im ersten Schritt des Verfahrens geht es darum, wo die riesigen Rohre überhaupt verlegt werden.

Dafür gibt es drei Möglichkeiten: Parallel zur schon vor sechs Jahren verlegten Opal-Leitung, also von Niederau kommend, durch die Lücke zwischen Brockwitz und Sörnewitz an die Elbe oder westlich an Meißen vorbei. So könnte der einzige städtische Verdichtungsraum zwischen Coswig und Meißen umgangen werden. Die nächsten Möglichkeiten, die Elbe zu queren, gibt es aber erst in Zadel (Variante Meißen-West) oder Diera-Kleinzadel (Variante Diera-Zehren). Das wäre ein Umweg von 4,9 Kilometern beziehungsweise 9,3 Kilometer.

Die Stadt Coswig bevorzugt die Alternativrouten. „Unsere Forderung wird sein, dass alle Trassenvarianten fair betrachtet werden“, erklärt Bauamtschef Wolfgang Weimann. Die Sicherheit würde eigentlich dagegen sprechen, solche Leitungen im dicht besiedelten Raum zu bauen. Das will Coswig in seiner offiziellen Stellungnahme zu dem Vorhaben deutlich machen.

Die Alternativrouten haben laut Unterlagen aber keine all zu guten Chancen auf Umsetzung. Die Argumente, die neue Leitung parallel zu Opal und damit durch Coswiger Gebiet zu verlegen, überwiegen. „Da wir alle vorgeschriebenen Untersuchungen bereits im Opal-Verfahren absolviert haben, sind uns diese Trassenführung und die dortigen Herausforderungen gut bekannt, was natürlich die Planungsarbeiten erleichtert“, erklärt Tatjana Bernert, Sprecherin der Gascade Gastransport GmbH. Zudem bedeutet eine Parallelführung zweier Leitungen später eine bessere und engmaschigere Kontrolle.

Nach Vergleich der Varianten kommt Gascade zu dem Ergebnis, dass unter Berücksichtigung der technischen und wirtschaftlichen Ziele, der Trassenverlauf direkt neben Opal zu bevorzugen ist, weil die Strecke deutlich kürzer ist. Diese Variante ist laut Unterlagen zudem am verträglichsten für die Umwelt. Denn betroffen sind auf Coswiger Flur vor allem Grünflächen. Natur und Landschaft würden nur während der Bauphase beeinträchtigt. Danach erfolge die Renaturierung. Landwirtschaftliche Flächen werden wieder hergestellt, in Wäldern muss ein acht Meter breiter Streifen baumlos bleiben. Die Riesen-Pipeline führt zwar auch durch mehrere FFH-Gebiete, aber das geschützte Elbtal wird nur für 400 Meter gequert.

Der Zeitplan sieht vor, dass Mitte nächsten Jahres Baurecht besteht. Bevor die Rohre verlegt werden können, wird das Gebiet nach Kampfmitteln abgesucht und die Archäologen dürfen graben. Nach Räumung der Arbeitsstraße werden die Rohre mit einem Innendurchmesser von 1,40 Meter verlegt und verschweißt, bevor sie unter die Erde kommen. Danach muss die Leitung mit mindestens einem Meter Erde bedeckt werden. Ein zwölf Meter breiter Schutzstreifen darf später nicht wieder bebaut werden. Bis Ende 2019 soll die Leitung in Betrieb gehen.

Da die Stahlrohre zu 60 Prozent überdimensioniert sind, besteht laut Gascade eine ausreichende Reserve zwischen tatsächlicher und rechnerisch zulässiger Belastung. Zudem erhalten die Rohre eine Kunststoffumhüllung, um sie vor Korrosion zu schützen. Die Leitungen werden aller sechs Wochen überprüft, zu Fuß, per Auto oder Hubschrauber. Ein sogenannter Molch sorgt für die Kontrolle in den Rohren, schwimmt mit dem Gasstrom mit. Dispatcher haben die Trasse 24 Stunden im Blick. Aller 15 bis 18 Kilometer gibt es eine Absperrstation, eine Art Schleuse, wo aus dem Abschnitt das Gas rausgenommen werden kann.

Die Unterlagen liegen noch bis zum 2. Februar in der Stadtverwaltung aus. Stellungnahmen können bis eine Woche nach Ende der Auslegungsfrist abgegeben werden.