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Riesas Wahrzeichen rostet

Zur Sanierung der Trinitatiskirche gibt es jetzt gut 300 000 Euro. Das reicht nur für die dringendsten Reparaturen.

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© Sebastian Schultz

Von Uta Büttner

Riesa. Die beeindruckende Dachkonstruktion der Trinitatiskirche rostet. Überall auf den dünnen Streben sind deutliche Spuren der Korrosion sichtbar. Unglaublich, dass dieses Stahlgerüst – das eher an eine Streichholzkonstruktion erinnert – überhaupt die Turmspitze hält. „Eine gerade erst einwöchige Notreparatur des Daches soll verhindern, dass es weiter reinregnet “, sagt Pfarramtsleiter Gunter Odrich. Der Dachbelag werde höchstens noch ein bis zwei Jahre halten. Und der Rost frisst sich immer weiter in das etwa 35 Meter hohe Tragwerk.

Die Trinitatiskirche in Riesa.
Die Trinitatiskirche in Riesa. © Sebastian Schultz

Die Kirche wurde 1897 gebaut – selten und neu zu dieser Zeit: ein Dachstuhl aus Stahl. Aber damals gab es noch keinen rostfreien Edelstahl. Noch ist der Turm nicht einsturzgefährdet, „aber Sanierungsarbeiten sind dringend notwendig“, betont Pfarrer Odrich. Und deshalb freut er sich, dass nun 303 350 Euro vom Bund für Restaurierungsarbeiten kommen.

Doch diese Summe reiche bei Weitem nicht aus, erklärt Odrich. Vorplanungen, Gutachten und statische Berechnungen haben bereits ergeben, dass die Sanierung der Turmspitze mehr als eine Million Euro kosten werde, sagt Odrich. In dieser Summe noch nicht enthalten: die Modernisierung der Elektrik. Alte Leitungen, noch aus Vorkriegszeit, ziehen sich am Innendach aus Holz entlang. Von Brandschutz keine Spur. Allein die Planung der elektrischen Leitungen würde etwa 6 000 Euro kosten, sagt Pfarrer Odrich.

Spezialgerüst für 100 000 Euro

Etwa zehn bis 15 Prozent der Sanierungskosten müsse die Kirchgemeinde mit etwa 3 500 Mitgliedern beisteuern. Woher das restliche Geld kommen soll, weiß Odrich noch nicht so genau. Natürlich hoffe er auch auf die Unterstützung der Landeskirche. Eine mögliche Lösung für das Problem hat Pfarrer Odrich parat: „Wenn nur die Hälfte der Kirchenmitglieder jeden Sonntag zum Gottesdienst da wäre und einen Euro spenden würde, wären wir guter Hoffnung, so ein Riesenprojekt stemmen zu können.“ Doch die Erhaltung der Kirche sollte nicht nur ein Anliegen der Gemeinde sein, sagt der Pfarrer. Denn: „Die Trinitatiskirche ist auch das Wahrzeichen von Riesa.“ Egal, aus welcher Richtung man in die Stadt kommt, die Kirche im neuromanischen Stil ist immer zu sehen. Und so meint Pfarrer Odrich: „Wenn jeder Riesaer – etwa 30 000 Einwohner gibt es – fünf Jahre lang nur einen Euro spendet, dann haben wir die Summe auch zusammen.“

Mit dem Fördergeld vom Bund werde man nun überlegen, welche Arbeiten am dringendsten sind. „Eine Sanierung ist nur in einzelnen Bauabschnitten möglich, so wie das Geld vorhanden ist“, sagt der Pfarrer. Er schätzt, dass als Nächstes die Tragwerkskonstruktion mit Korrosionsschutz versehen werden muss. „Manche Stahlteile müssen vielleicht auch erneuert werden.“ Doch um an die Streben zu gelangen, ist der Aufbau eines speziellen Gerüsts im Turm nötig. Diese Sonderanfertigung allein koste schon etwa 100 000 Euro. Anschließend müsse entschieden werden, welcher Dachbelag am besten geeignet ist.

Zu den Gottesdiensten zwischen Ostern und Reformationstag kämen meist nur 60 Menschen. Etwa 1 000 hätten in der Kirche Platz. „In Krisensituationen kommen die Menschen gern auf die Kirche zu. Wenn sie Hilfe und Trost benötigen.“ Aber ansonsten könnten sie auch gut ohne die Kirche leben. Darin sieht Pfarrer Odrich ein großes Problem für die Zukunft der Kirche.

Will man die Aussicht vom Turm in 75 Metern Höhe genießen, muss man 269 Stufen bewältigen und schwindelfrei sein. Bei gutem Wetter kann man bis nach Geising und zum Völkerschlachtdenkmal schauen. Bleibt zu hoffen, dass dieser einmalige Blick auch noch in den nächsten 200 Jahren möglich ist. Denn so lange soll die neue Turmspitze laut Pfarrer Odrich dann mindestens halten.