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Riesas Wäscherei will wachsen

Durch die MTR-Pleite standen 150 Arbeitsplätze auf der Kippe. Der Käufer des Unternehmens investiert jetzt aber.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. An einer Art Kleiderbügel hängend gleitet die frisch gewaschene und geglättete Krankenhaus-Bekleidung über eine Schienenkonstruktion durch die Halle bis zu einem Automaten. Der legt eines nach dem anderen zusammen. Mitarbeiterin Nicole Saatkamp wirft noch einmal einen prüfenden Blick darauf und stapelt die Oberteile dann auf einem Tisch, bereit zur Abholung. Gewaschen, getrocknet und faltenfrei zusammengelegt kann die Wäsche nun wieder an den Kunden zurückgeliefert werden. Keine 48 Stunden dauert es, bis die Kleidung wieder beim Kunden ist, häufig sind es sogar nur 24 Stunden.

„Wir schaffen hier derzeit rund 30 Tonnen Schmutzwäsche täglich“, erklärt Pierre Mercier. Der Franzose ist seit rund zwei Monaten Niederlassungsleiter der Wäscherei an der Wasserstraße in Riesa. Im Mai hatte die Suche nach einem Investor für die insolvente Wäscherei ein Ende gefunden. Seitdem gehört die frühere Mitteldeutsche Textil Reinigung (MTR) unter der Marke Puschendorf zur Elis-Gruppe. Zu dem Konzern gehören Wäschereien in 14 Ländern, allein in Deutschland sind es mittlerweile 17 Stück. Eine gute Nachricht vor allem für den Großteil der Wäscherei-Mitarbeiter. 150 von ihnen konnten wegen der Übernahme ihren Arbeitsplatz behalten. Lediglich in der Verwaltung wird laut Pierre Mercier gespart, weil der Großteil dieser Aufgaben von Köln aus erledigt wird.

Normalerweise sei es nicht die Unternehmensphilosophie von Elis, insolvente Firmen zu übernehmen, betont Mercier, der bereits eine Niederlassung in Potsdam leitet und nun zwischen den beiden Standorten pendelt. Für Riesa habe man aber eine Ausnahme gemacht. „Hier gibt es sehr viel Potenzial, denn die Wäscherei verfügt über viele gute Maschinen.“ Gemeint sind damit vor allem die drei großen Waschstraßen, die durch das Gebäude verlaufen. Dank ihnen verfüge der Standort durchaus über die Möglichkeit, noch mehr Wäsche aus Krankenhäusern oder Hotels in deutlich kürzerer Zeit zu reinigen. „Ich denke, statt der 30 Tonnen könnten wir mindestens 40 Tonnen am Tag schaffen“, schätzt der Niederlassungsleiter.

Voraussetzung dafür ist aber, dass alle Anlagen reibungslos funktionieren. Wegen der finanziellen Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren müsse so manche Maschine überholt werden, sagt Pierre Mercier. Normalerweise bedeute jede Reparatur bei einem so großen Konzern viel Aufwand: „Neben meiner sind noch fünf andere Unterschriften notwendig“, sagt er und schmunzelt. „Aber hier muss es schnell gehen.“ Deshalb habe er sich gleich ein größeres Budget zusichern lassen. Ständig seien Monteure vor Ort. Bis zum Jahresende wird Elis am Standort wohl mehr als eine halbe Million Euro investiert haben. Wohlgemerkt nicht allein in Reparaturen, sondern vor allem in neue Wäsche, die dann an die Kunden vermietet und in Riesa gereinigt wird. Gerade Krankenhäuser setzen laut Pierre Mercier auf dieses Mietwäsche-Modell. Für MTR war auch das zum Problem geworden: Zuletzt hatte das Kapital schlichtweg nicht mehr gereicht, um mit dieser Wäsche in Vorleistung zu gehen. Lukrative Aufträge konnte der alte Betreiber daher nicht mehr annehmen.

Wenn die Geräte einwandfrei laufen und die Abläufe optimiert sind, dann soll auch die Arbeit für die Angestellten in der Wäscherei leichter sein. „Die gleiche Menge Wäsche lässt sich dann statt in einer Stunde innerhalb von 40 Minuten reinigen“, sagt der Niederlassungsleiter. Reibungslosere Abläufe bedeuten laut Mercier auch eine Entlastung für die Mitarbeiter. Auch das sei ein Ziel, denn: „Das hier unten ist eine sehr harte Arbeit.“ Und trotzdem habe jeder Einzelne in den vergangenen Wochen sehr gut mitgezogen – auch wenn es anstrengend war. Nach der Übernahme ist die Wäscherei bereits von einem Drei- auf ein Zweischichtsystem umgestiegen. Das soll auch beibehalten werden. Und auch wenn die Arbeit künftig effizienter gestaltet werden soll: Arbeitsplätze soll das in der Wäscherei nicht kosten. „Wir werden eher noch mehr Mitarbeiter brauchen, weil wir mehr Kapazität haben“, kündigt Mercier an.