Merken

Riesas einziger Konzert-Bufdi

Maximilian Schneider arbeitet bei der Elbland Philharmonie. In der Freizeit hört er aber lieber E-Gitarren als Geigen.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Wenn die Musiker der Elbland Philharmonie in Riesa morgens zur Probe erscheinen, dann haben Maximilian Schneider und seine Kollegen schon den ersten Teil seines Tagwerks vollbracht: Die Pulte stehen im Proberaum bereit, alle Notenblätter sind ausgeteilt, außerdem sind die großen Pauken und Kontrabasse schon an ihrem Platz. Wenn 10.30 Uhr die Probe für das Zweite Philharmonische Konzert in Freital beginnt, kann das Orchester also sofort loslegen.

Seit Anfang September ist Maximilian Schneider sozusagen der Dienstleister für die Musiker des Orchesters. Anders als seine beiden Kollegen in der Orchestertechnik endet seine Arbeit aber wieder nach einem Jahr. Denn Max, wie ihn die Kollegen nennen, ist als „Bufdi“ bei der Elbland Philharmonie, also als „Bundesfreiwilligendienstleistender“. Für rund 350 Euro im Monat hilft Maximilian Schneider nun den fest angestellten Orchestertechnikern der Elbland Philharmonie bei ihrer Arbeit. Direkt danach gesucht habe er nicht, erzählt Maximilian. „Ich habe zufällig in der Zeitung davon gelesen und fand das interessant. Da hatte ich Lust drauf.“ Also habe er sich einfach bei der Elbland Philharmonie gemeldet. Nach einem Vorstellungsgespräch und einer Führung durch das Gebäude der Philharmonie an der Kirchstraße bekam der 20-Jährige die Zusage.

Seitdem begleitet er mit ein oder zwei Kollegen das Orchester auch zu Auftritten. „Auf der Felsenbühne in Rathen war ich schon mit dabei, in Hellerau, Meißen und Großenhain – und natürlich hier im Stern.“ Die Orchestertechniker sind dabei immer etwas früher dran als das Ensemble. „Eine Stunde vor Konzertbeginn müssen wir schon aufgebaut haben“, erklärt Schneider. Denn die Musiker sollen sich vor ihrem Auftritt noch einmal „warmspielen“ können. „Ohne die Orchestertechniker gäbe es keine Konzerte“, sagt Thomas Herm. Schließlich gehöre zu deren Aufgaben ja nicht allein das Austeilen der Noten für jedes einzelne Instrument. Herm erinnert an ein Konzert in einer Kirche in Pirna. „Da mussten die Pauken vom Lkw aus komplett durch die Kirche, an den Kirchenbänken vorbei.“ Die größte Herausforderung ist es, dabei nicht anzuecken. Schließlich seien die Instrumente empfindlich – und teuer. Bis zu 15 000 Euro könne so eine Pauke schon kosten, sagt Herm. Kein Wunder also, dass sie „wie rohe Eier“ verpackt und transportiert würden. „Ich habe richtig Respekt vor den Kollegen, die das machen.“ Und eine zusätzliche helfende Hand sei immer sinnvoll. Deshalb ist Schneider mittlerweile auch schon der dritte Bufdi, den das Orchester beschäftigt.

Mit dem bloßen Aufstellen der Instrumente und dem Austeilen der Noten ist es für die Orchestertechniker nicht immer getan. Manchmal müsse ja während einer Probe noch die Aufstellung des Orchesters angepasst werden – schließlich klingt jeder Raum auch etwas anders. „Deshalb bleiben wir sozusagen auf Abruf bereit“, sagt Maximilian Schneider. An manchen Tagen heißt das eben auch, dass es länger dauern kann, bis Feierabend ist. „Wenn nur allgemeine Tätigkeiten anliegen, kann ich manchmal schon nach vier Stunden gehen. Aber wenn das Orchester zum Beispiel einen Auftritt in Bad Elster hat, dann können schon mal zwölf bis 13 Stunden am Tag zusammenkommen – allein wegen der Fahrtzeit.“ Und man müsse logischerweise auch öfter am Abend und Wochenende arbeiten. „Das stört mich aber nicht.“

Dafür kommt der Abiturient in den Genuss, dem Orchester zu lauschen. „Ich war musikalisch schon immer sehr interessiert“, erzählt Schneider. Fünf Jahre lang hat er beim Bläserensemble Riesa gespielt, außerdem eine Zeit lang Gesangsunterricht genommen. Jetzt habe er eben auch die Chance, viel Orchestermusik zu erleben – und nebenbei noch etwas zu lernen. Auf die Frage nach seiner Lieblingsmusik antwortet er trotzdem nicht mit Brahms, Bach oder Bizet. „Am liebsten höre ich Hardrock, Rock und Metal, aber auch Hip-Hop und 80er-Musik – eigentlich querbeet.“ Auf eine Lieblingsband legt sich Maximilian Schneider dagegen schnell fest – auf Nirvana.

Bis Herbst 2017 bleibt Maximilian Schneider noch Bufdi bei der Elbland Philharmonie. Danach will er ein Studium. „Wahrscheinlich Grundschullehramt. Ob es das dann auch wird, weiß ich aber noch nicht.“ Wenn es klappt, dann weiß er aber schon genau, welche Fächer es sein sollen: Sachkunde und – na klar – Musik.