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Riesaer wichteln für die Marine

Die Besatzung der Fregatte Sachsen bricht bald ins Mittelmeer auf. Zuvor gab’s Weihnachtsgeschenke aus der Sportstadt.

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© Gottschalk/Marine

Von Stefan Lehmann

Riesa. Zwei Wochen. So viel Zeit bleibt Mirko Wilcken und seiner Mannschaft noch im Kreis der Familie. Dann läuft die „Sachsen“ von Wilhelmshaven aus Richtung Mittelmeer. Dort soll das Schiff im EU-Auftrag gegen Schlepperbanden vorgehen. Fünf Monate dauert die Mission.

Zuvor bekam die Mannschaft von Kapitän Mirko Wilcken (2. v. r.) Geschenke aus Riesa.
Zuvor bekam die Mannschaft von Kapitän Mirko Wilcken (2. v. r.) Geschenke aus Riesa. © Freundeskreis F 219

Ehe sich die mehr als 200 Mann starke Besatzung aber Richtung libysche Küste aufmacht, gab es jetzt Weihnachtsgeschenke. Und die kamen unter anderem auch aus Riesa. Einige Wochen vor Weihnachten überreichte der „Freundeskreis F 219“ dem Fregattenkapitän und seiner Mannschaft kistenweise Nudeln der Teigwaren sowie Taschenmesser. Letztere hatte die Firma Müller und Sohn aus Röderau-Bobersen gesponsert. Mit eingefädelt hatte die Aktion Gunter Spies, der selbst im Freundeskreis aktiv ist. Der Verein kümmert sich im Auftrag der Sächsischen Staatskanzlei um das Schiff, das den Namen und die Flagge des Freistaats trägt. Es sei gar nicht so einfach, sich jedes Jahr wieder etwas Neues auszudenken, verrät Spies. „Zuletzt gab es zum Beispiel auch Duschgel und Seife aus Riesa. Mittlerweile bleiben aber wohl nur noch Streichhölzer von den Zündwaren“, sagt er. Auch ein Quiz für die Mannschaft hatte der Freundeskreis schon mal ausgearbeitet. „Darin kam auf zwei Fragen aus der Seefahrt eine Frage mit Sachsenbezug.“

Die diesjährigen Weihnachtsgeschenke aus Riesa seien unheimlich gut angekommen, sagt Kapitän Mirko Wilcken. Gerade die Nudeln, die noch zusätzlich mit einem Aufkleber versehen sind, auf dem der Freundeskreis ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr wünscht. „Das mag witzig klingen, aber der Spruch ‚Ohne Mampf kein Kampf‘ trifft wirklich zu: Die Verpflegung ist an Bord das Allerwichtigste.“ Wenn das Essen nicht schmecke, dann schlage das auch auf die Moral durch. Wobei sich der Kapitän da nicht beklagen kann. „Wir haben wirklich eine fantastische Kombüse.“ Allein zwölf Mann unterstünden dem Proviantmeister und seien für die Verpflegung zuständig. Der Speiseplan gereicht dem Namen des Schiffes durchaus zur Ehre, verrät Mirko Wilcken: Tote Oma, Jägerschnitzel, Soljanka – eine Reihe ostdeutscher Klassiker hat der Norddeutsche auch erst auf diesem Schiff kennengelernt, verrät er und lacht. Ein besonderes Schmankerl sei aber, dass jeden Morgen frische Brötchen gebacken werden. „Die gibt es dann 4 Uhr morgens, wenn sich die Wachen gerade ablösen.“ Die eigene Bäckerei ist nur ein Punkt, der verdeutlicht: So ein Kriegsschiff hat seine ganz eigene Infrastruktur. „Im Grunde ist das eine Kleinstadt, die zur See fährt.“ Über zwei Heizwerke verfüge die Fregatte, die Generatoren könnten laut Wilcken auch eine kleine Stadt mit Strom versorgen. Schließlich brauche die Computertechnik an Bord jede Menge Energie. Das sei auch notwendig, schließlich soll das Schiff zwei bis drei Wochen auf See verbringen. Danach werde jeweils Proviant aufgestockt.

Und wie sieht der Alltag auf so einer Fregatte aus? Neben dem Abfangen von Schleuserbooten gehört zur Aufgabe der Soldaten auch, in Seenot geratene Personen zu retten, erklärt Wilcken. „Außerdem gibt es sehr viel Routinearbeit zu erledigen. Im Grunde wird ständig geübt.“ Brandschutzübungen etwa finden fast täglich statt. „Das klingt banal, aber ein Feuer gehört zu den schlimmsten Dingen, die auf einem Kriegsschiff passieren können.“

Etwa 190 Männer und Frauen bilden die Stammbesatzung des Schiffs, dazu kommen für die aktuelle Mission noch etwa 35 Spezialisten, vom Rechtsberater über den Meteorologen bis hin zu Ärzten und Chirurgen. Es sei übrigens nicht so, dass überwiegend Norddeutsche mit der Marine zur See fahren, erklärt Mirko Wilcken. Tatsächlich seien viele Soldaten aus den neuen Bundesländern auf den Schiffen unterwegs. „Die Sehnsucht nach dem Meer wird eher noch größer, wenn man nicht mit ihm aufgewachsen ist.“ Die Verbindung zwischen dem Schiff und Sachsen sei indes vielen wahrscheinlich gar nicht so bewusst, so der Kapitän. „Wir werden dann immer groß angeguckt, wenn die Leute das Schiff sehen.“

380 Nudelpakete aus Riesa hat der Freundeskreis zum Fest übergeben. Ob die allesamt verputzt sind, das kann der Fregattenkapitän nicht so ohne Weiteres sagen. „Meine habe ich aber erst am Wochenende aufgebraucht. Es gab Nudelauflauf.“