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Riesa rodelt

Viele Familien nutzen die Schnee-Landschaft zum sportlichen Winterspaß. Doch das gefällt offenbar nicht jedem.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Riesa. Elias ist ein mutiger Kerl. Mal freihändig, mal im Liegen, mal mit dem Hinterteil voran sitzend – der Sechsjährige lässt keine Position ungetestet, um auf seinem Hörnerschlitten den Hang hinunterzudüsen. Ob ihm nicht kalt ist? „Doch“, presst der Erstklässler nur zwischen zwei kurzen Atemzügen heraus, dann setzt er zur nächsten Abfahrt an. Was interessiert einen schon das bisschen Kälte, wenn man endlich seinen neuen Schlitten ausprobieren kann?

Bei Mergendorf wurde der Feldweg Richtung Gostewitz/Heyda in eine Langlauf-Piste verwandelt.
Bei Mergendorf wurde der Feldweg Richtung Gostewitz/Heyda in eine Langlauf-Piste verwandelt. © Eric Weser
In Moritzburg diente der zugefrorene Teich als Eishockey-Spielfläche.
In Moritzburg diente der zugefrorene Teich als Eishockey-Spielfläche. © Norbert Millauer

Es ist Sonnabendnachmittag – das Thermometer zeigt minus fünf Grad Celsius an. Viele Straßen sind schneefrei geräumt, aber auf den Feldern am Riesaer Stadtrand liegt das pulvrige Weiß. Eigentlich ideal, um die Hänge auf Kufen in Beschlag zu nehmen. Doch Elias und seine Familie bleiben für eine ganze Weile die einzigen Rodler weit und breit. „Die Gelegenheit muss man doch nutzen“, sagt Elias’ Mutti Madlen Preußner. „Der Schnee bleibt ja meistens gar nicht so lange liegen.“ Das haben sich dann offenbar auch zwei weitere Familien gedacht, die eine Viertelstunde später mit ihren Schlitten hinzustoßen.

Mergendorf als Wintersport-Mekka

Einen Ort weiter hat man dagegen das Gefühl, sich in einem Wintersport-Mekka zu befinden: Am Ortsausgang von Mergendorf in Richtung Nickritz tummeln sich Dutzende Kinder und Erwachsene auf dem abschüssigen Feld. Hier geht es zwar nicht ganz so steil den Hügel hinab wie hinterm Poppitzer Bolzplatz, dafür ist die Rodelstrecke bedeutend länger. Nicht nur auf Schlitten sind hier die Leute unterwegs – mancher hat sogar seine Ski mitgebracht.

Auch der Riesaer Matthias Seifert ist mit seinem Sohn da, um Schlitten zu fahren. Ihr VW-Bus reiht sich in eine regelrechte Autoschlange am Fuß der Rodelpiste ein. Von dort aus ist es ein ganz schön langer Marsch den Hang hinauf. „Hier fehlt eine Bude mit Glühwein und ein Skilift“, sagt ein Vater, während er mühsam seinen kleinen Sohn auf dem Holzschlitten den Hang hochzieht. Der Mann mit der blauen Häkelmütze sieht abgehetzt aus. Wie oft er den Steppke jetzt schon den Hang hinaufschleppen und mit ihm runterfahren durfte? „Fragen Sie lieber nicht!“, sagt er und lacht. „Aber es geht schon, so oft liegt ja heutzutage nicht mehr Schnee.“

In ganz Riesa waren am Sonnabend Familien unterwegs, um die winterliche Idylle für einen Ausflug zu nutzen – egal ob mit oder ohne Rodel-Ausrüstung. Und auch anderswo in der Region war Einiges los: Sportlich ging es auf dem Teich am Schloss Moritzburg zu. Mit Schlittschuhen sausten die Leute übers Eis, sogar Eishockeyspieler waren zugange. Susann aus Dresden war mit ihrem Mann und den Kindern schon am Morgen angekommen. Mit einem Besen hatten sie sich eine Fläche zum Spielen mit Schläger und Puck freigemacht. „Das macht vor dieser Kulisse viel mehr Spaß als in der Halle“, so die Dresdnerin.

Ungetrübte Sport- und Rodel-Freude gab es aber offenbar nicht überall. Im sozialen Netzwerk Facebook wurde am Sonntag über Anwohnerbeschwerden in Röderau diskutiert. Dort war die Alte Hauptstraße extra für die Rodler freigehalten worden. Allerdings gefiel das offenbar nicht jedem. „Wie kann man sich aufregen, nur weil die Gemeinde die Straße gesperrt hat, damit die Kinder rodeln können?“, macht Mandy Lenk ihrem Ärger Luft. „Wo ist das Problem, mal ein paar Tage einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, damit die Kinder in Ruhe und vor allem in Sicherheit Spaß haben?“ (mit SZ/nis)