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„Riesa ist ein guter Standort“

Ende Mai läuft die Riesaer Stahlbau-Fertigung bei Freyler aus. Trotzdem will das Unternehmen in der Stadt präsent bleiben, betont der Geschäftsführer.

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© Sebastian Schultz

Herr Loos, vor Kurzem haben die Mitarbeiter von Stahlbau Freyler erfahren, dass der Betrieb schließen muss. Wie haben sie die Entscheidung aufgenommen?

Sie haben’s befürchtet. Die sind ja hell im Kopf und wissen aus alten Zeiten, dass es gut läuft, wenn der Betrieb zweischichtig läuft. Klar, die Sorge haben sie gehabt. Ich möchte aber betonen: Die Mitarbeiter können nichts für den Niedergang.

Woran lag es denn?

Dazu muss man wissen, dass der Freyler-Stahlbau aus dem Industriebau hervorgegangen ist, der schlüsselfertige Industriehallen baut. Über die Jahre hat sich dann die Entwicklung ergeben, dass der Stahlbau, der früher komplett abhängig war, selbstständiger werden musste. Wir haben es hier über die Jahre nie geschafft, die Kapazitäten zu füllen. In unserem Industriebau-Bereich sind wir immer direkt am Endkunden. Beim Stahlbau gibt’s dagegen meist eine Ausschreibung. Als Beispiel: Wenn Sie lesen, Bosch investiert für eine Milliarde Euro in Dresden, dann gehen diese Großaufträge an einen Generalunternehmer, und der zerstückelt den Auftrag und schreibt das wiederum nach Leistungsvertrag aus. Das wird keine besonders anspruchsvolle Leistung sein, vor allem keine Beratungsleistung, sondern nur noch: Bau mir nach den und den Plänen den Dachträger. In dem Markt haben Sie nichts zu gewinnen, da ist keine Rendite mehr drin. Die wirklich guten Geschäfte, die wir vor allem im Westen machen, sind die, bei denen wir auch beraten, es um Dinge geht, die nicht jeder kann. Und das hat man hier eben nicht geschafft zu etablieren, auch ich in meinen zwei Jahren hier leider nicht. In der Zentrale in Kenzingen haben wir den deutlich größeren Standort – vom Umsatz her ist das etwa viermal größer.

Als Außenstehender hat man doch aber derzeit den Eindruck, dass die Bau- und Metallbranche brummt.

Stimmt, das tut sie. Aber Stahlbau ist nicht gleich der Metallbaubereich. Wenn es etwa um Maschinenbaubetriebe geht, wie zum Beispiel Rime – das sind Betriebe, die tatsächlich boomen. Der reine Stahlbaumarkt, also Stahlhochbau, der boomt nicht. Da muss man unterscheiden. Wenn Sie als Lieferant immer nur das Gleiche können wie die Masse auch, ist die Branche fast egal.

Von den Kündigungen sind laut Ihren Angaben 15 Mitarbeiter betroffen. Wie sehen Sie deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Das ist eine super Truppe, die teilweise schon im alten Stahlwerk gearbeitet hat. Die sind auch wirklich gut. Von der Ausbildung her sind es Schlosser und Schweißer, heute sagt man neudeutsch Mechatroniker. Dazu kommen auch mehrere Meister. Ich denke, mit ein bisschen Hilfe von uns werden wir es schaffen, die unterzubringen. Zwei oder drei haben Interesse angemeldet, dass sie eventuell nach Kenzingen gehen würden, was wir sehr begrüßen.

Wie geht es mit der Halle weiter?

Ich denke, Ende Mai wird die Arbeit aufhören. Dann werden wir mit ein paar verbleibenden Mitarbeitern beginnen, dass wir die Immobilie bereit machen für den Verkauf.

Diese Entscheidung ist also mittlerweile gefallen?

Ja, also für die Hallen. Mit zwei Interessenten fangen wir ab nächster Woche an zu sprechen. Das ist auch in unserem Interesse, weil eine Halle, die lange leer steht, natürlich auch kostet. Hier im Industriegebiet sind die Grundstücke eigentlich zugewachsen, wir haben hier immerhin rund 25 000 Quadratmeter, das ist schon ein Brocken für die Firmen hier, die am Wachsen sind.

Was passiert dann mit Freyler in Riesa?

Wir würden dann mit den verbliebenen Mitarbeitern als Mieter ein Büro suchen. Dem Standort selber wollen wir schon treu bleiben. Das möchte ich auch noch einmal betonen: Besonders aus der Industriebausicht ist es wirklich ein guter Standort. Wir bauen ja aktuell in Riesa, Großenhain, in Dresden. Also, in Mittelsachsen sind wir schon stark unterwegs.

Wie viel Platz brauchen Sie denn dann eigentlich?

Flächenmäßig braucht man schon ordentlich Platz, das stimmt. Wir haben hier 1 500 Quadratmeter ungefähr, das ist schon ein Brocken. Wir sind ungefähr 30 Mann, und für vieles brauchen wir Platz. Unter 1 000 Quadratmeter wird nicht langen. Aber das geht alles nicht so schnell. Auch wenn wir verkaufen, gibt’s wahrscheinlich eine Übergangsphase.

Welche Arbeit wird Freyler denn noch am Standort Riesa leisten?

Der Industriebau baut ja immer noch mit Stahl, auch nicht wenig. Wir haben das so organisiert, dass die Abwicklungsmannschaft, in der Spitze fünf Personen, die Stahlbau-Projekte hier für den Industriebau abdecken. Außerdem soll der Standort die Industriebau-Projekte im Westen mit abdecken und die Dokumentation übernehmen. Damit hat der Standort hier auch eine sinnvolle Aufgabe.

Wie ist denn die Auftragslage bei den Schwesterfirmen hier in Riesa?

Gut! Zum Beispiel wird gerade ein Sanitätshaus in Riesa gebaut. Außerdem laufen Vertragsverhandlungen für Objekte im Raum Dresden, Bautzen und der Niederlausitz. Auch der Stahlbau hört jetzt hier in der Gegend nicht auf zu existieren, die Produktion kommt nur nicht mehr von hier. In Lübbenau bauen wir für ein Erlebnisbad eine Stahlkonstruktion. Wahrscheinlich kriegen wir sie sogar noch hier gefertigt.

Das Gespräch führte Stefan Lehmann.