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Riesa hat die meisten Asylbewerber

Gut 450 Flüchtlinge leben in der Stadt. Das sind deutlich mehr, als in Meißen und Radebeul zusammen.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Nickritzer Straße, Hotel Saxonia, Am Birkenwäldchen: Drei der neun Gemeinschafts- unterkünfte, die der Landkreis Meißen aktuell für Asylbewerber betreibt, liegen in der Stadt Riesa. Das Saxonia soll nächstes Jahr schließen, die beiden anderen Häuser werden mindestens noch die neun Jahre erhalten bleiben – so sieht es das aktuelle Konzept des Landkreises zur Unterbringung von Asylbewerbern vor. Am Donnerstag sollen die Kreisräte über dessen Fortschreibung beschließen. Die SZ stellt die wichtigsten Punkte daraus vor.

Die beiden Gebäude Am Birkenwäldchen zählen zusammen 130Plätze für Asylbewerber. Betrieben werden sollen sie bis Mitte 2026.
Die beiden Gebäude Am Birkenwäldchen zählen zusammen 130Plätze für Asylbewerber. Betrieben werden sollen sie bis Mitte 2026. © Sebastian Schultz
Die Asyl-Gemeinschaftsunterkunft an der Nickritzer Straße hat 48Plätze. Der Mietvertrag mit dem Landkreis läuft noch bis Ende Oktober 2033.
Die Asyl-Gemeinschaftsunterkunft an der Nickritzer Straße hat 48Plätze. Der Mietvertrag mit dem Landkreis läuft noch bis Ende Oktober 2033. © Sebastian Schultz
© Screenshot/SZ

Wie entwickelt sich die Zahl der Asylbewerber im Landkreis?

Die Zahl der Zuwanderer hat sich zuletzt deutlich verringert – das gilt im Landkreis Meißen genauso wie bundesweit: Wurden dem Landkreis in der ersten Jahreshälfte 2016 noch 574 Asylbewerber zugewiesen, waren es in der zweiten Jahreshälfte noch 342. 2017 ging diese Zahl weiter runter: Bis Ende August verzeichnete der Landkreis 278 Zuweisungen. Allerdings könne man nicht ausschließen, dass die Zugangszahlen in den nächsten Monaten wieder steigen – die „Flüchtlingsbewegung in Richtung Europa“ sei weiterhin hoch, heißt es in der Vorlage für die Kreisräte.

Wie sieht es mit der Zahl der Unterkünfte aus?

Weil der Freistaat nur die Kosten für tatsächlich untergebrachte Asylbewerber erstattet, passe man seine Unterbringungskapazitäten dem aktuellen Bedarf an: Plante der Kreis vergangenes Jahr mit 2 300 Plätzen, sollen es Ende 2017 nur noch gut 1 800 sein. Dafür wurden vier Gemeinschaftsunterkünfte geschlossen (zwei in Glaubitz, je eine in Großenhain und Zeithain), außerdem 137 Wohnungen weniger angemietet.

Welche Unterkünfte sollen als Nächstes schließen?

Bis Jahresende will der Landkreis diese Gemeinschaftsunterkünfte dicht machen: Remonteplatz 10 in Großenhain, Wilsdruffer Chaussee 52 a in Klipphausen, Leipziger Straße 48 in Meißen, Am Knabenberg 15 in Moritzburg und Querweg 13 in Weinböhla. Gleichzeitig will der Kreis seinen Bestand an Wohnungen für Asylbewerber um weitere 128 Wohnungen abbauen.

Wie verteilen sich die Asylbewerber in den Gemeinden des Landkreises?

Aktuell sind knapp 1 700 Asylbewerber im Kreis untergebracht (siehe Tabelle). Riesa ist die Stadt, die mit Abstand am meisten davon hat – 452. Zum Vergleich: Radebeul beherbergt nicht mal ein Zehntel davon, obwohl die Stadt deutlich mehr Einwohner zählt. Außer Riesa kommen noch Meißen, Großenhain, Coswig und Gröditz auf eine dreistellige Zahl von Asylbewerbern.

Wie wohnen die Asylbewerber – und wo kommen sie her?

Mehr als zwei Drittel aller Asylbewerber im Landkreis sind in Wohnungen oder privaten Unterkünften untergebracht, ein knappes Drittel lebt in Gemeinschaftsunterkünften. Zehn Asylbewerber sitzen zudem in U-Haft. Insgesamt sind 38 Nationen im Landkreis vertreten. Afghanistan, die Russische Föderation, der Irak und Pakistan sind typische Herkunftsländer.

Wie geht es bei dem Thema im nächsten Jahr weiter?

Das ist noch offen: „Um eine seriöse Einschätzung des Kapazitätsbedarfs für die Jahre 2018 und 2019 vornehmen zu können, ist die Entwicklung in den nächsten Monaten abzuwarten“, heißt es in der Kreistagsvorlage. Abgestimmt wird darüber am Donnerstag im Riesaer Stern.